Bis das Glück mich findet
wieder her?« Brendan schaute seine Tochter erwartungsvoll an, aber Kelly schüttelte den Kopf. Sie wolle mit Alicia zu einem Konzert gehen, teilte sie ihrem Vater mit. Sie würde erst wieder nach Dublin fahren, wenn sein Gerichtstermin anstand, damit sie ihn begleiten konnte.
»Ciara ist sehr optimistisch«, sagte Brendan, nachdem er am Morgen der Anhörung die Treppe heruntergekommen war, in einem anthrazitfarbenen Anzug mit auberginefarbener Krawatte und blauem Hemd. »Ich hoffe, alles läuft wirklich so glatt, wie sie es erwartet. Wenn es ums Geld geht, reagieren die Menschen oft sehr emotional.«
»Und das willst du ihnen verdenken?« Dominique trug Schwarz – ein schlichtes Etuikleid mit einem Gürtel um die Taille, der betonte, wie sehr sie in den letzten Tagen abgenommen hatte. Sie schlüpfte in ihre fünf Jahre alten Balenciaga-Schuhe.
»Ich kann mich in sie hineinversetzen«, erwiderte Brendan schuldbewusst. »Aber wir beide kriegen das hin, Domino. Und nachher stehen wir wieder so glanzvoll da wie früher.«
Dominique betrachtete ihr blasses Gesicht im Spiegel. Sie wirkte heute alles andere als glamourös. Eher fahl und müde. Ungeachtet ihrer guten Vorsätze verrieten die Sorgenfalten in ihrem Gesicht, wie nervös sie war, und trotz ihres geschickt aufgetragenen Make-ups sah sie einfach nur verhärmt und verzagt aus. Sie musterte sich im Spiegel und griff entschlossen abermals zu ihrem Schminktäschchen. Auch wenn ihr heute vielleicht kein glamouröser Auftritt gelingen mochte, aber als graue Maus würde sie sich den Leuten noch lange nicht präsentieren.
Kelly kam hinter Brendan die Treppe herunter. Ihre Jugend und Schönheit linderten die Tatsache, dass auch sie weiß wie die Wand war. Sie trug ein Kleid von Topshop in Grün-Gold, das gut zu ihrem rotblonden, hellhäutigen Typ passte, und limettengrüne High Heels, die sie bei Marks & Spencer erstanden hatte.
»Na, dann wollen wir mal«, sagte Brendan, als die drei in der Diele standen. »Zeigen wir es ihnen. Die Delahayes gegen den Rest der Welt.« Er legte die Arme um Frau und Tochter und zog die beiden zu sich heran. »Ihr zwei seid mir das Wichtigste auf der Welt.«
Sowohl Dominique als auch Kelly verzichteten auf eine Erwiderung.
Gabriel, der beschlossen hatte, Brendans Gerichtsverhandlung abzuwarten und so lange in Irland zu bleiben, hatte sich angeboten, die drei zum Gericht zu fahren. Dominique hatte das Angebot nur allzu gern angenommen – die Vorstellung, wie sie alle drei, in verlegenes Schweigen gehüllt, von einem Taxi hingebracht wurden, war ihr unerträglich. Nicht dass sie angeregtes Geplauder mit Gabriel erwartete, aber wenigstens gehörte er zur Familie.
Pünktlich zur verabredeten Zeit fuhr Gabriel vor ihrem Haus vor, und sie stiegen in den Wagen. Er gehörte Seamus, ein zehn Jahre alter silberfarbener Ford Focus, den er liebevoll pflegte. Dominique hoffte, dass nicht irgendein wütender Gläubiger ihnen auflauern und mit einem Baseball- oder Hurleyschläger auf das Auto eindreschen würde.
Vor dem großen, imposanten Gebäude am Fluss Liffey wartete bereits eine Gruppe Fotografen auf sie. Dominique schaute bang hinauf zu der mächtigen Kuppel, während sie Hand in Hand mit Brendan die Stufen hinaufging.
»Werden Sie bei ihm bleiben, Domino?«, rief einer der Reporter Dominique zu.
»Schämen Sie sich denn gar nicht, Mr Delahaye?«, fragte ein anderer.
»Wo haben Sie Ihre Schuhe gekauft, Kelly?«, fragte ein dritter.
Kaum hatten sie das Gebäude betreten, brach ein Blitzlichtgewitter los, und dann gelangten sie auch schon in die große runde Halle, wo ihre Schritte auf den Steinfliesen widerhallten.
Der Gerichtssaal war kleiner, als Dominique erwartet hatte, und die Richterin erinnerte sie an die Fernsehrichterin Judge Judy, eine Serie, die sie sich nach Brendans Verschwinden an so manchem Nachmittag angesehen hatte, als ihr für andere Dinge jegliche Energie fehlte. Aber diese Frau hatte nicht den ungeduldigen, drängenden Ton und den amerikanischen Akzent von Judge Judy. Sie wirkte ruhig und entschlossen und hörte sich höflich die Anträge von Brendans Gläubigern wie auch jene der Gegenseite an.
Dominique lauschte den Argumenten, konnte ihnen aber nicht recht folgen. Sie wusste, durch das Eingeständnis seiner Schuld – dass er geflüchtet war, sein Unternehmen in den Bankrott geführt und es unterlassen hatte, seine Investoren zu informieren – konnte Brendan von der Richterin ein gewisses Maß an
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