Bis das Glück mich findet
schrieb Emma, sie hoffe, Dominique bald einmal wiederzusehen, doch was Brendan betraf, so würde es ihr nichts ausmachen, wenn er sich nie wieder bei ihr blicken ließe.
Der Hauptgrund jedoch, weshalb Dominique Brendan zur Seite stand, war Kelly. Sie wollte verhindern, dass ihre Tochter das Gefühl hatte, ihr Vater würde von seinen Angehörigen im Stich gelassen. Oder dass sie den Eindruck gewann, sie, Dominique, würde sich nicht darum scheren, was mit ihm oder ihrer ganzen Familie geschah. Diese Journalisten hatten leicht reden, sie stocherten und schnüffelten herum und schrieben schreckliche Artikel (auch wenn einige der Fakten richtig waren), doch wenn sie Brendan verletzten, so verletzten sie umso mehr all jene, die ihn liebten. Und wie Dominique wusste, liebte Kelly ihren Vater immer noch mit der gleichen Hingabe wie früher, als er sein Töchterchen auf seine Baustellen mitgenommen hatte, ausstaffiert mit einem eigenen gelben Schutzhelm und Timberland-Stiefeln, weil ihr ja, wie Brendan betonte, eines Tages die ganze Firma gehören würde. Nun, diese Möglichkeit war Kelly inzwischen verbaut. Wahrscheinlich für alle Zukunft. Dennoch würde sie auf keinen Fall erleben wollen, dass die einzigen Menschen, die ihrem Dad noch nahestanden, ihn jetzt im Regen stehen ließen.
Die Verhandlung wurde auf den Nachmittag vertagt, und Brendan, Dominique und Kelly eilten an den Reportern vorbei und quer über die Straße in das Legal Eagle, wo sie sich mit Suppe und Sandwichs stärkten (wobei jedoch sowohl Dominique als auch Kelly kaum einen Bissen hinunterbrachten). Dominique fragte sich unwillkürlich, wie viele Menschen vor ihr vom Gericht in dieses Pub geeilt waren; wie viele vor ihr, schuldig oder unschuldig, wohl schon auf ihrem Platz gesessen hatten in banger Erwartung über den Ausgang ihrer Verhandlung.
»Ich denke, es läuft ziemlich gut«, meinte Brendan. »Donnelly findet das auch.«
Garvan Donnelly vertrat Brendan vor Gericht. Er war ihm von Ciara empfohlen worden.
»Gut«, sagte Dominique nur.
»Ich finde es großartig von dir, dass du mich heute begleitest«, sagte Brendan. »Es bedeutet mir sehr viel.«
Dominique nickte.
»Und dir danke ich auch, mein Schatz.« Er streckte den Arm aus und drückte Kellys Hand. »Ich hab dich sehr lieb.«
»Ich hab dich auch sehr lieb, Dad«, sagte Kelly. »Ganz ehrlich.«
Die Atmosphäre im Gerichtssaal war bedrückend. Wahrscheinlich ist das Absicht, dachte Dominique, damit man nervös wird und sich unbehaglich fühlt. Ihr wurde regelrecht schlecht, als die Richterin ihren Platz vorn im Saal wieder einnahm, und sie merkte, dass sie zitterte. Doch als sie zu Brendan hinüberschaute, sah sie, dass er sich kerzengerade hielt.
Die Richterin eröffnete wieder die Verhandlung.
Dominique fühlte sich an Evelyn erinnert, an die Art, wie ihre Mutter sie in ihrer Jugend immer belehrt hatte. An Brendan gewandt verwendete die Richterin den gleichen resignierten Ton wie Evelyn und zeigte sich bekümmert darüber, wie jemand so naiv und so irregleitet sein konnte wie er, der seine Angehörigen so bitter enttäuscht, jedoch wenigstens im Nachhinein die Verantwortung für sein Handeln übernommen hatte. Sie schilderte die Belastung, die Brendans Freunden und Verwandten auferlegt worden war, und den Stress, den seine Angestellten wegen ihm erleiden mussten. Sie erwähnte auch, dass es den Banken gelungen war, durch entsprechende Anträge sein Haus in ihren Besitz zu bringen, was für seine Familie zweifellos ein traumatisches Erlebnis gewesen war. Wie sie weiter erklärte, würde sie nun Verfügungen treffen, um die anderen Vermögenswerte einzufrieren, die inzwischen bekannt geworden waren, und ihn dazu zu verpflichten, Zahlungen an seine Gläubiger zu leisten. Wie sie betonte, war ihr bewusst, dass nicht jeder sein Geld in vollem Umfang zurückbekommen würde, dass Brendan es jedoch nicht absichtlich darauf angelegt habe, andere zu betrügen.
»Dabei können die von Glück reden«, murmelte Brendan. »Die kriegen von mir Bargeld zurück, dabei wären sie jetzt erledigt, wenn sie auf dem Barbados-Geschäft sitzen geblieben wären!«
Endlich war die Verhandlung zu Ende. Gemeinsam verließen sie das Gerichtsgebäude und stiegen wieder in den Ford Focus. Im Blitzlichtgewitter der Fotografen setzte sich der Wagen in Bewegung.
»So ähnlich muss es sich anfühlen, Angelina Jolie zu sein«, sagte Kelly mit bemühter Fröhlichkeit, während Gabriel am Hafen entlangfuhr.
»Ich
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