Bis das Glück mich findet
Verständnis erwarten. Aber Dominique machte sich nichts vor – nur deshalb, weil er Reue zeigte, hieß das noch lange nicht, dass nun alles wieder ins Lot kam. Wer hätte gedacht, sinnierte sie, während sie den Blick zu der hohen Decke hob und sich von den eintönig vorgetragenen juristischen Argumenten berieseln ließ, dass alles einmal auf diese Weise enden würde?
Sie spähte hinüber zu Brendan, der stur geradeaus blickte. Er ist nicht so schlecht, wie man ihn nun darzustellen versucht, ermahnte sie sich. Das ist er ganz bestimmt nicht. Er hat sich eingebildet, besser als alle anderen sein, auf Biegen und Brechen ihre Erwartungen erfüllen zu müssen. Und vielleicht hat er sich auch verrannt, weil er immer noch mehr Geld machen wollte, viel mehr, als wir je gebraucht hätten. Die Leute behaupten zwar, Geld allein macht nicht glücklich, aber eine Zeit lang macht es das wahrscheinlich schon. Und vielleicht hat dies immer seinen Preis.
Sonnenlicht fiel in den Gerichtssaal. Unvermittelt musste Dominique an Glenmallon denken, an die große Firmenveranstaltung, die heute dort stattfand. Sie hatte einen Großteil der Organisationsarbeit geleistet (meistens wurden in letzter Zeit solche Aufgaben ihr anvertraut, weil sie so gut darin war) und war auch für heute zum Dienst eingeteilt gewesen, aber sie hatte mit ihrer Kollegin Sorcha getauscht. Sorcha hatte ihr für die Gerichtsverhandlung alles Gute gewünscht und hinzugefügt, sie sei eine großartige Frau, weil sie ihrem Mann zur Seite stand.
Von dieser Warte aus hatte Dominique es noch nie betrachtet. Sie stand Brendan nicht in eigener Sache zur Seite. Sie tat es dem Familienclan der Delahayes zuliebe. Nun ja, zumindest tat sie es für Lily und Maurice. Und in gewisser Weise auch für Barry und June. Zwischen ihr und June herrschte immer noch Funkstille, da ihre Schwägerin, wie Dominique fand, sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit einfach schrecklich benommen hatte. Doch Dominique war auch klar, dass June mit Stress nicht gut umgehen konnte und dass man in so einer Situation oft Dinge sagte, die man hinterher bereute. Nach dem Zusammenbruch des Unternehmens hatte man Barry untersagt, je wieder in der Firmenleitung einer anderen GmbH tätig zu werden, was June bis ins Mark getroffen hatte. Die beiden hatten es jedoch irgendwie geschafft, ihren Zorn und ihren Kummer und ihre Wut und was sonst noch alles zu überwinden, und nun war keine Rede mehr von Trennung oder Scheidung oder gar vom Verkauf ihres wunderschönen Hauses. June hatte – wie Dominique immer vermutet hatte – beträchtliche eigene Ersparnisse, die sie in den Jahren, in denen Barry für Brendan gearbeitet hatte, auf die Seite gelegt hatte. June hatte dieses Geld eigentlich nur verwenden wollen, um sich ab und zu ein bisschen persönlichen Luxus zu gönnen, doch der Schock, den sie nach dem Zusammenbruch des Unternehmens erlitten hatten, hatte dazu geführt, dass sie schließlich Barry reinen Wein einschenken musste, was ihre finanzielle Situation und den Umfang ihrer »Portokasse« betraf, mit der sie schließlich ihre anfallenden Rechnungen bezahlen konnten. Und dann hatte Barry, ungeachtet der düsteren Prophezeiungen von ihm selbst und June, eine Stelle in einem Betrieb am Ort gefunden und machte sich dort sehr gut. Und so sahen zumindest für June und Barry die Dinge schon wieder viel erfreulicher aus.
Dominique stand Brendan auch zur Seite, um Greg und Emma zu unterstützen. Greg hatte einigen Lokalzeitungen Interviews gegeben, in denen er sich öffentlich zu Brendan bekannte. Wie er erklärte, hatte sein Bruder höchstens unklug gehandelt und Versprechen gegeben, die er unmöglich einhalten konnte, aber er hatte es niemals bewusst darauf angelegt, andere zu betrügen. Gregs Kommentare zeigten, wie wortgewandt er war, gleichzeitig hatte man aber auch den Eindruck, dass sie wirklich von Herzen kamen, was Brendans Sache sehr dienlich war.
Emma war es gelungen, sich bedeckt zu halten, auch wenn ab und an Reporter vor ihrer Haustür standen. Aber als auch sie schließlich einen Kommentar abgeben musste, meinte sie, Brendan Delahaye habe sich ihr gegenüber stets nobel verhalten, genau wie Dominique, mit der sie schon befreundet gewesen war, lange bevor diese in die Familie Delahaye eingeheiratet hatte. Sie hoffe, diese Freundschaft werde auch weiterhin bestehen bleiben.
Emmas Worte hatten Dominique zutiefst gerührt, sodass sie ihr augenblicklich eine Dankes-SMS schickte. In ihrer Antwort
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