Bis das Glück mich findet
mal, ich würde es dir nicht übel nehmen, Domino.«
Dominique schaute Evelyn entgeistert an. Gab ihre Mutter ihr damit ernsthaft zu verstehen, dass sie nicht ausrasten würde, wenn sie sich von ihrem Mann trennen würde, jetzt, wo er wieder nach Irland zurückgekehrt war? War Evelyn wahrhaftig der Meinung – nachdem sie so viele Jahre lang gegenteiliger Ansicht gewesen war –, dass es wichtiger war, glücklich zu sein, als beim Ehemann zu bleiben? Und hatte sie wirklich gerade zum ersten Mal in ihrem Leben Domino zu ihr gesagt?
»Natürlich gehen wir hin«, sagte Brendan entschieden, nachdem er die Einladung gelesen hatte.
»Hältst du das wirklich für eine gute Idee?«, fragte Dominique. »Du weißt, diese Zeitungsfritzen werden dort sein, und ganz sicher auch Leute, die du vielleicht lieber nicht sehen würdest.«
»Mit denen werde ich schon fertig«, erwiderte Brendan. »Die meisten haben ja gar nicht so viel Geld verloren – jedenfalls viel weniger als ich! Und das wissen sie auch, dank diesem Artikel im Examiner letzte Woche.«
Brendan hatte einem der kompetentesten Journalisten dieser Zeitung ein Interview gegeben. Im Verlauf dieses Gesprächs, bei dem eine ganze Bandbreite von Themen zur Sprache kam, gestand Brendan, dass er am Boden zerstört gewesen war, als sein Unternehmen in Schwierigkeiten geraten war. Womöglich habe er zu dem Zeitpunkt sogar eine Art körperlichen Zusammenbruch erlebt. Jedenfalls sei er nicht mehr voll leistungsfähig gewesen.
»Sie haben Ihr Land, Ihre Familie verlassen, und alle, die Ihnen vertraut hatten«, kommentierte der Journalist.
»Und dies war der schlimmste Fehler meines Lebens«, gab Brendan zu. »Ich hoffe, ich bekomme eine Chance, alles wiedergutzumachen.«
Der Artikel war in einem wohlwollenden Ton verfasst und präsentiert worden, und es war klar ersichtlich, dass der Journalist überzeugt war, Brendan habe nach dem Scheitern von Delahaye Developments keine faire Behandlung erfahren. Wie der Verfasser hervorhob, hatte die gesamte Bauwirtschaft einen Abschwung erlebt, und Brendans Unternehmen war nicht das einzige, das in Schwierigkeiten geraten war. Nur die Art, wie er damit umgegangen war, und die Tatsache, dass er bereits vorher im Brennpunkt des öffentlichen Interesses gestanden hatte, hatten dazu geführt, dass das Scheitern des Unternehmens von den Medien ausgeschlachtet wurde. Der Verfasser erwähnte auch die Rolle Dominiques, die ihren Mann vorbehaltlos unterstützt hatte und durch ihre standhafte Weigerung, Schlechtes über Brendan zu sagen, die Öffentlichkeit dazu gebracht hatte, das ganze Geschehen um das Unternehmen noch einmal kritisch zu hinterfragen. Er nannte es eine Neuauflage des Domino-Effekts.
Brendan war höchst zufrieden mit dem Artikel. Zahlreiche Geschäftsleute waren bereits an ihn herangetreten, die Näheres über seine Tätigkeit bei dem Bauunternehmen Keystone Construction erfahren wollten und Überlegungen anstellten, ob dessen künftige Projekte sich für eine Zusammenarbeit eigneten. Mit einem Lächeln hatte Brendan diese neue Entwicklung Dominique unterbreitet und gemeint, es sehe gut für ihn aus, und die Leute würden wieder anfangen, ihn zu respektieren. Auch RTÉ hatte angefragt, ob Brendan Interesse hätte, im Fernsehen aufzutreten und über seine Erfahrungen und Erlebnisse zu berichten. Dominique flehte Brendan an, es nicht zu tun, weil sie sich eine Zeit lang bedeckt halten wollte, aber Brendan war diesem Gedanken ganz und gar nicht abgeneigt. Wie er fand, könnte er damit sein Image aufpolieren. So ein Auftritt würde die gleiche Wirkung haben wie damals Dominiques öffentliche Geständnisse. Der Fernsehauftritt würde ihnen Türen öffnen.
Dominique war sich nicht sicher, ob sie dies überhaupt wollte. Seit sie nach Fairview gezogen war und in Glenmallon arbeitete, lebte sie ein ruhiges, zurückgezogenes Leben, ganz nach ihrem Geschmack. Sie genoss es, ihre eigenen Entscheidungen treffen und tun und lassen zu können, was ihr gefiel.
Und dennoch. Es war schön, sich nicht mehr einsam fühlen zu müssen.
Es war angenehm, nachts jemanden im Haus zu haben.
Und es gab ihr ein gutes Gefühl zu wissen, dass Brendan immer noch mit ihr zusammen sein wollte.
An dem Tag vor der Einladung nach Cork ging es im Glenmallon-Golfresort hoch her, alle Abschlagszeiten waren vergeben, und am Empfangstresen drängten sich die Golfer und konnten es kaum erwarten, endlich auf den Platz zu kommen. Dominique war für diesen Tag
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