Bis das Glück mich findet
wird sie überglücklich sein«, beruhigte Lily sie. »Und ich will ganz ehrlich sein, Kindchen, wir waren anfangs auch nicht gerade entzückt. Aber andererseits wird es für unseren Herrn Sohn hier wirklich langsam höchste Zeit, dass er in feste Hände kommt, und deshalb sind wir froh, wenn du ihn uns abnimmst.« Mit einem breiten Grinsen blinzelte sie Dominique zu. »Und wenn du mal nicht weiterweißt mit ihm oder er dich allzu sehr ärgert, dann wende dich ruhig an mich, ich werde ihm dann schon die Leviten lesen.«
Dominique lachte. Sie liebte die Delahayes. Sie liebte Brendan. Sie liebte ihr Leben.
Kapitel 5
D ie Hochzeit fand im kleinen Kreis statt.
Als Dominique am Arm ihres Vaters durch den Mittelgang nach vorn schritt und am Altar Brendan stehen sah, der dort auf sie wartete, war sie sich der Bedeutung dieses Augenblicks bewusst. Alles, was sie sich je erträumt, je erhofft hatte, würde nun in Erfüllung gehen. Genau das hatte sie immer haben wollen. Einen Mann, der sie liebte und schätzte und auf Händen trug. Sie konnte von Glück reden, so einen Mann gefunden zu haben.
Nach der kirchlichen Trauung begab man sich zur Hochzeitsfeier ins Green Isle Hotel in der Naas Road, wo das junge Brautpaar und die ganze Familie Delahaye auch übernachten würden. Dominique hatte sich anfangs ein wenig geziert, weil sie mit der Verwandtschaft in demselben Hotel untergebracht waren, aber Brendan hatte ihre Befürchtungen mit einem Lachen abgetan und sie beruhigt; seine Familie würde es richtig krachen lassen und die Nacht durchmachen, und sie beide könnten sich ja zu gegebener Zeit in ihr Zimmer zurückziehen und allein weiterfeiern.
Brendan behielt natürlich recht. Die Delahayes hatten viel Spaß bei der Hochzeitsfeier. Greg, der Trauzeuge, wurde bei seiner Rede immer wieder durch Zwischenrufe unterbrochen, und als anschließend Brendan sich erhob und »meine Frau und ich« sagte, johlten und jubelten alle, und Dominique errötete vor Stolz und Freude.
»Ehrlich«, zischte Evelyn Seamus zu, »man hat fast den Eindruck, das Ganze ist ein Riesenspaß statt eine Mussheirat, weil unsere Tochter in ihrer Dummheit Schande über sich und uns alle gebracht und uns vor allen Leuten blamiert hat.«
»Die Zeiten haben sich geändert«, erwiderte Seamus. »Heutzutage findet man so etwas nicht mehr anstößig.«
»Ich weiß«, sagte Evelyn verbittert. »Das ist es ja gerade. Wenn die jungen Mädchen ein bisschen mehr Schamgefühl hätten, würden sie sich nicht in solche Schwierigkeiten bringen.«
Die Bradys hatten, seit Dominique ihnen die Neuigkeit unterbreitet hatte, dieses Gespräch schon hundertmal geführt.
»Ich wollte, es wäre anders gekommen«, stimmte Seamus seiner Frau zu. »Aber was sollen wir machen? Sie ist unsere Tochter, wir müssen zu ihr halten.«
»Ich hätte ihr am liebsten eine ordentliche Tracht Prügel gegeben«, erwiderte Evelyn.
»Die hätte auch nichts mehr geändert.«
»Ja, aber ich würde mich viel besser fühlen«, versetzte Evelyn. »Und wo sie da reinheiratet – was sind das nur für Leute? Die haben auch keinen Anstand mehr. Was soll dieses ganze Gelächter und Gebrülle und alles?«
»Ich schätze, die wollen sich einfach amüsieren.«
»Auf unsere Kosten.«
»Nach meinem Geschmack sind die auch nicht«, pflichtete Seamus seiner Frau bei. »Aber wir sind jetzt verwandt mit ihnen, also müssen wir sie wohl aushalten.«
»Diese Frau ist zum Fürchten.« Evelyn faltete ihre Serviette zusammen und legte sie auf ihren Teller, während sie zu Lily Delahaye hinüberschaute. »Wie hat die sich denn zusammengerichtet?«
Lily hatte für den Anlass ein kanariengelbes Chiffonkleid mit farblich passenden Schuhen gewählt und einen weißen Hut, der mit gelben und blauen Federn besetzt war.
»Damit will sie provozieren, ganz klar«, stimmte Seamus ihr zu.
»Den Menschen heutzutage fehlt es an Zurückhaltung«, sagte Evelyn. »Ein bisschen Demut und Bescheidenheit wären angebracht. Bin ich denn die Einzige, die das erkennt?« Sie runzelte die Stirn, als lautes Gelächter vom Tisch der Delahayes herüberschallte. »Das hier ist kein freudiger Anlass.«
»Vielleicht doch«, widersprach Seamus. »Schließlich ist sie jetzt verheiratet. Sie bekommt ein Kind.«
Evelyn seufzte. »Sie hat mir die Freude daran gründlich verdorben. Ich hatte das alles ganz anders geplant.«
»Wirst du denn auch glücklich sein?«
Gabriel und Dominique hatten sich in eine Ecke des Saales zurückgezogen,
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