Bis das Glück mich findet
während sich die anderen Gäste unterhielten oder zur Musik des DJ tanzten, den Brendan engagiert hatte. Zum ersten Mal seit Beginn der Feier hatten sie Gelegenheit für ein persönliches Gespräch. Gabriel hatte Father John bei der kirchlichen Trauung assistiert, was, wie Dominique sich widerstrebend eingestand, ihre Hochzeitsfeier zu einem ganz besonderen und denkwürdigen Ereignis gemacht hatte. Sie hatte mit den Tränen gekämpft, als Brendan ihr den Ehering an den Finger steckte, und ein warmes, inniges Gefühl, dass nun alles gut war, überkam sie, als Father John sie zu Mann und Frau erklärte.
»Natürlich«, versicherte sie ihrem Bruder.
»Schade, dass die Begleitumstände nicht anders sind.«
»O bitte, verschone mich mit diesem Gerede.« Sie atmete tief durch. »Damit nervt mich Mam, seit ich es ihr gesagt habe. Das Timing ist vielleicht nicht ideal, aber das ist auch schon alles.«
»Dominique.« Gabriels Stimme war sehr sanft.
»Ich weiß, in den Augen der Kirche bin ich eine schreckliche Sünderin, aber ich bin sehr, sehr glücklich.«
»Du nimmst das alles viel zu sehr auf die leichte Schulter«, wies Gabriel sie zurecht. »Es ist nicht nur die Tatsache, dass du schwanger geworden bist. Ich bin ja nicht weltfremd, Dominique. Ich weiß, dass diese Dinge nun mal passieren. Aber heiraten und ein Kind bekommen, wenn man so jung ist wie du, das ist nun mal ein gewaltiger Schritt. Das Leben ist komplizierter, als du denkst.«
»Ich will verheiratet sein, und ich will ein Kind haben, und ich weiß, dass das Leben nicht immer leicht ist«, antwortete sie. »Ich liebe Brendan, und das ist das Einzige, worauf es ankommt.«
»Aber kennst du ihn auch gut genug?«
»Ja«, sagte sie schnippisch, »stell dir vor, das tue ich. Und noch was will ich dir sagen, du selbstgerechter Klugscheißer, hüte dich davor, Zweifel in mir zu säen. Nicht jetzt. Ich habe heute geheiratet, das heißt, für deine Begriffe bin ich heute eine lebenslange Bindung eingegangen, und deshalb solltest du mir, verdammt noch mal, lieber Tipps geben, was ich tun kann, damit meine Ehe funktioniert. Nicht dass ich deinen Rat unbedingt bräuchte, denn sie wird funktionieren. Damit du’s nur weißt!«
Gabriel schmunzelte. »Ich bin froh, dass du ihn liebst. Ehrlich. Und ich weiß, dass die Zeiten anders sind als damals, als Mam und Dad jung waren; dass die Welt in einem Wandel begriffen ist. Ich will nur sicher sein, dass du glücklich bist, Dominique, weiter nichts.«
»Das bin ich«, beteuerte sie.
»Hallo, Gabriel!« Emma Walsh, umwerfend aussehend in einem hautengen roten Kleid mit paillettenbesetztem Oberteil und betonten Schultern, drängte sich zwischen sie und Gabriel und verhinderte, dass Dominique ihren Bruder umarmte, wie sie es eigentlich in diesem Moment vorgehabt hatte. »Wie geht’s denn so?«
»Wunderbar«, erwiderte Gabriel. »Und dir?«
»Oh, mir geht’s gut«, sagte Emma. »Ich arbeite viel. Ich bin letzte Woche befördert worden.«
»Wie schön«, antwortete er. »Ich bin sicher, du hast es verdient.«
»Absolut«, sagte Emma. »Und was treibst du so? Wie geht es dir in deinem Priesterseminar?«
»Genau wie damals, als wir das letzte Mal darüber geredet haben«, meinte Gabriel. »Immer noch jede Menge zu lernen.«
»Bist du noch nicht zu dem Schluss gekommen, dass du damit im Grunde nur deine Zeit vergeudest?«, fragte Emma.
»Inwiefern?«
»Also, wenn du mal zum Priester geweiht bist, wirst du in einer Pfarrei arbeiten, oder?«
»Das hoffe ich.«
»Nun, dann wirst du einen Großteil deiner Zeit damit zubringen müssen, dich mit verrückten alten Schachteln abzugeben, die miteinander streiten, wer als Nächste bei der Messe die Lesung vortragen oder den Altar schmücken darf und lauter so Zeug. Und du musst dich um die Alten und Kranken in deiner Gemeinde kümmern – das ist doch eine der Hauptaufgaben für einen Seelsorger, nicht wahr? Aber weißt du, Gabriel, ich besuche meine Oma jede Woche und kaufe für sie ein und vergewissere mich, dass sie ihre Medikamente richtig einnimmt und alles, und ich kann das einfach so. Ohne dass ich ein Studium dafür gebraucht hätte.«
»In dieser Hinsicht hast du recht«, pflichtete Gabriel ihr bei. »Aber es ist unerlässlich, dass wir die Heilige Schrift kennen und verstehen. Und der ganze spirituelle Aspekt dieses Lebensweges …«
»Ach Blödsinn«, fiel Emma ihm rüde ins Wort, woraufhin sowohl Gabriel als auch Dominique verwundert die Augen aufrissen.
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