Bis das Glück mich findet
»Also ehrlich«, fuhr sie fort. »Spiritueller Lebensweg, du meine Güte. Was du brauchst, Gabriel Brady, ist jemand, der dich in den Arm nimmt und sagt, dass er dich liebt.«
Gabriel lächelte sie an. »Ich habe, was ich brauche, Emma. Wirklich.«
»Du bist so ein Idiot«, fuhr Emma ihn an.
»Emma!« Dominique schaute ihre Freundin entgeistert an, die offensichtlich zu viel Alkohol erwischt hatte. »Du kannst nicht so mit Gabriel reden. Er ist überzeugt von seinem Glauben.«
»Das ist ja das Traurige«, erwiderte Emma. »Es ist so furchtbar traurig, dass er so denkt und dass du ihm auch noch glaubst.«
Dominique warf ihrem Bruder einen kurzen mitfühlenden Blick zu, dann stand sie auf und strich das elfenbeinfarbene Hochzeitskleid glatt, das Evelyn für sie genäht hatte.
»Komm, Emma«, sagte sie, »wir wollen Maeve suchen. Dann können wir ein bisschen über die guten alten Zeiten in der Schule plaudern.«
»So lange ist das noch nicht her«, sagte Emma, die sich offenbar nicht von der Stelle rühren wollte.
»Du solltest mit Dominique gehen«, sagte Gabriel zu ihr. »Ich muss ein paar Worte mit ihren Schwiegereltern reden.«
»Du wirst einen schlechten Pfarrer abgeben«, höhnte Emma.
»Das ist nicht wahr«, mischte Dominique sich ein. »Du weißt, dass das nicht stimmt.«
»Ich dreh jetzt mal eine Runde.« Gabriel lächelte den beiden zu. »Wir unterhalten uns später weiter.«
Er durchquerte den Saal und ging auf Maurice Delahaye zu. Dominique zog Emma von ihrem Platz hoch.
»Du führst dich furchtbar auf«, schimpfte sie. »Was soll das? Wieso sagst du solche Sachen zu ihm?«
»Ich muss ihn retten«, erklärte Emma.
»Wovor?«
»Vor sich selbst.«
»Gabriel geht es gut«, sagte Dominique.
»Da täuschst du dich aber. Du glaubst, du kennst ihn, aber das stimmt nicht. Er ist nicht der Mann, der Zölibat und Einsamkeit aushält.«
»Er ist mein Bruder«, entgegnete Dominique, »und ich kenne ihn genau. Er fühlt sich wirklich berufen. Er interessiert sich nicht für Frauen oder Sex. Sein Leben bewegt sich auf einer geistigen Ebene. Du liegst völlig falsch, Emma. Und ich wusste nicht, dass du immer noch … Verzeih, ich hätte dich nicht herbitten dürfen. Es war unfair dir gegenüber.«
»Aber ich wollte kommen. Ich denke immer noch die ganze Zeit an ihn.«
»Du brauchst Ablenkung.« Dominique nahm sie bei der Hand. »Komm, ich werde dir meinen Schwager vorstellen, Greg. Er ist fast wie ein zweiter Gabriel.«
»Hm?«
»Er hat auch so ein sanftes Gemüt, aber er ist wenigstens kein Priester.«
Emma lächelte dünn. »Okay.«
»Super«, meinte Dominique. »Gehen wir.«
Dominique hat Greg gut beschrieben, dachte Emma, als sie ihren Kopf an seine Brust sinken ließ, während ein paar langsame Stücke zum Knutschen gespielt wurden. Er war ein ruhiger Typ, der gut zuhören konnte, wenn sie von sich erzählte. Auch Gabriel hatte sie ermuntert, von sich zu erzählen, aber für Letzteren war sie eine Art Fallstudie gewesen, wie sie jetzt erkannte, während Greg sie als Individuum behandelte.
Sie hob den Kopf und lächelte ihm zu. Er erwiderte ihr Lächeln. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Gabriel Brady in ihre Richtung schaute. Also drückte sie Greg schnell einen Kuss auf den Mund, und dann ließ sie wieder den Kopf an seine Brust sinken.
Dominique hatte nicht damit gerechnet, dass sie bei ihrer Hochzeitsfeier damit beschäftigt sein würde, Emma Ratschläge zu erteilen, oder auch Maeve, die von ihr wissen wollte, ob es unklug sei, gleich bei der ersten Verabredung mit dem Kerl ins Bett zu gehen (wahrscheinlich schon, dachte Dominique, erwiderte Maeve jedoch, dass sie in dieser Hinsicht überfragt sei), oder Suzy McIntyre aus der Nachbarschaft, die wissen wollte, warum sie so sicher war, dass Brendan der Richtige war. Dominique hatte den Eindruck, dass ihre Freundinnen sie jetzt, wo sie eine verheiratete Frau war, als eine Art Respektsperson betrachteten, auch wenn die Trauung erst vor ein paar Stunden stattgefunden hatte. Auch innerlich fühlte sie sich bereits verändert. Ein bisschen reifer vielleicht, klüger, erwachsener.
Und dann kam Brendan her zu ihr und meinte, es sei Zeit, wieder zu tanzen, und dann tanzten sie zusammen den Ententanz, und Dominique kam sich ganz und gar nicht mehr erwachsen vor.
Die Gäste wussten, dass Dominique und Brendan in dem Hotel übernachten und heute Nacht nirgendwo mehr hingehen würden, aber nachdem der DJ den letzten Song gespielt hatte, wies er
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