Bis das Glück mich findet
es nicht für gut befanden. Sie bekam so starkes Herzklopfen, dass sie anfing zu zittern. Wo blieb Brendan? Sie hatte große Angst, dies alles allein durchstehen zu müssen. Fionnuala war wieder nach Hause gefahren in der Annahme, dass jetzt, wo Dominique in ärztlicher Obhut war, alles in Ordnung war.
Dominique spürte, daß nichts in Ordnung war. Sie hatte Angst, sterben zu müssen. Oder dass ihr Baby sterben würde. Ihr wurde bewusst, dass sie weinte. Sie fühlte sich schwach und hilflos und kam sich so dumm vor. Nichts hier war so, wie es sein sollte.
Man presste ihr eine Sauerstoffmaske auf das Gesicht, gegen die sie sich anfänglich wehrte, weil sie nicht wusste, wie ihr geschah.
»Sie brauchen Sauerstoff für das Baby«, sagte eine der Schwestern zu ihr. »Kommen Sie, Dominique. Sie müssen schon tun, was man Ihnen sagt.«
Sie versuchte, tief und gleichmäßig zu atmen, auch wenn sie mit der Maske über dem Gesicht das Gefühl hatte, zu ersticken. Und dann hörte sie, wie ein Arzt den Anästhesisten anwies, mit der Narkose zu beginnen.
Sie wusste, sie war woanders. Wo, das konnte sie nicht sagen. Sie spürte, wie es in ihrem Bauch pulsierte, und wieder befand sie sich in dem Film Alien , und das Baby, diese fremde, unheimliche Kreatur, riss ihren Leib auseinander. Sie wollte schreien. Aber sie konnte nicht.
Ihr war speiübel. Sie wusste nicht, war es wegen der Narkose oder vor Entsetzen, und sie hatte Angst, wenn sie sich tatsächlich übergeben müsste, würde ihr von dem Würgen der Bauch aufreißen. Aber hatte diese unheimliche Kreatur dies nicht bereits getan?
»Entspann dich, Domino«, drang Brendans Stimme an ihr Ohr. »Es ist alles in Ordnung. Ganz ruhig.«
Ihre Augenlider flatterten und öffneten sich. Wieso war Brendan auf einmal im Kreißsaal? Sie hatte ihn nicht kommen hören.
»Mit euch beiden ist alles in Ordnung«, wiederholte er. »Mit dir und dem Baby.«
Sie schaute ihn an, völliges Unverständnis im Blick. Und dann wurde ihr auf einmal bewusst, dass sie gar nicht mehr im Operationssaal war; sie lag in einem Krankenzimmer, und sie war noch am Leben.
»Baby?« Ihre Kehle war ausgedörrt, und jeder Muskel in ihrem Körper schmerzte.
Er grinste. »Ein Mädchen«, sagte er. »Eine echte kleine Kämpfernatur.«
»Oh.«
»Es geht ihr gut«, sagte Brendan beruhigend, der das Krächzen in ihrer Stimme missdeutete.
»Du warst so tapfer. Das Baby war auch tapfer. Und das OP-Team hat großartige Arbeit geleistet. Das Ganze dauerte nur fünf Minuten.«
Dominique blinzelte.
»Sie liegt noch auf der Neugeborenen-Intensivstation«, sagte Brendan. »Aber es geht ihr gut.«
»Es tut mir so leid«, sagte sie mit schwacher Stimme zu Brendan, der immer noch ihre Hand hielt. »Du hast dir doch so sehr einen Jungen gewünscht.«
»Wir haben ein wunderschönes Baby«, erwiderte Brendan. »Und das ist alles, was ich mir gewünscht habe. Was aber nicht heißt, dass es das nächste Mal nicht ein Junge werden darf!«
Kapitel 7
N ichts war so, wie es sein sollte.
Dominique lief ein kalter Schauer über den Rücken, während sie dem Geschrei des Babys lauschte. Das Kind schrie ständig, sein kleines Gesicht, das an das eines Äffchens erinnerte, war dunkelrot angelaufen und verzerrt, und sein ohnmächtiges zorniges Gebrüll hallte im Zimmer wider. Dominique wusste nie, was es wollte, wenn es so schrie. Und hätte sie es gewusst, wäre sie nicht fähig gewesen, es ihm zu geben.
Sie saß auf dem Sofa, die Beine untergeschlagen, und versuchte, das wütende Geschrei auszublenden. Früher hätte sie das niemals gekonnt. Wenn früher irgendwo ein Baby schrie, hatte Dominique immer den Drang verspürt, es hochzunehmen und zu trösten. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass irgendein Mensch auf der Welt so herzlos sein und es einfach ignorieren könnte.
Aber es war möglich, wie sie jetzt wusste. Man musste nur den Lärm woandershin verlegen. Einfach versuchen, ihn zu überhören. Nicht zulassen, dass die Last der Verantwortung einen niederdrückte. Den Gedanken darüber beiseiteschieben, was wohl die Nachbarn über das dauernde Babygeschrei dachten oder ob sie sich wunderten, warum es am Abend so ruhig war, wenn der Mann in der Wohnung war. Man musste einfach nur ruhig dasitzen und die Wand anstarren. Weiter nichts. Und jeden anderen Gedanken gnadenlos ausblenden. Denn sonst hätten einen die Panik und die Verzweiflung und die Traurigkeit, die einen ständig zu verschlingen drohten, schier
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