Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis das Glück mich findet

Bis das Glück mich findet

Titel: Bis das Glück mich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
Vom Netzwerk:
übrigen, ehrlich gesagt, entsetzlichen Drumherum, das offenbar zu einer Entbindung gehörte, etwas mitbekommen hätte. Schon im Verlauf ihrer Schwangerschaft war ihr klar geworden, dass sie wohl kaum der Typ Erdenmutter war. Dass sie das Ganze einfach nur hinter sich bringen wollte, so schnell und schmerzlos wie möglich. Sie hatte ein leichtes Schuldgefühl deswegen, als wäre ihr Verhalten irgendwie ein Verrat an allen anderen werdenden Müttern, aber sie konnte einfach nicht anders. Was sie selbst betraf, so würde sie alles den Ärzten überlassen und tun, was immer man ihr sagte.
    Auch wenn sie nicht wusste, was sie von einem möglichen Kaiserschnitt halten sollte. Der Gynäkologe sah die Sache ja ziemlich entspannt, aber die meisten Schwangerschaftsratgeber, die sie gelesen hatte, sprachen sich für eine natürliche Geburt aus. Dominique nickte brav bei den verschiedenen Szenarien, die der Arzt ihr schilderte, doch in Wirklichkeit hatte sie mental abgeschaltet, sobald die Begriffe Dammschnitt und Zangengeburt fielen. Wie entsetzlich dies alles sein würde, überstieg schlicht ihre Vorstellungskraft. Der Arzt hatte auch über Spinal- und Epiduralanästhesie gesprochen, aber solche Dinge waren zu hoch für sie. Dominique fragte sich, ob sie einfach nur dümmer als die anderen war, denn die anderen werdenden Mütter, die sie bei den Vorsorgeuntersuchungen getroffen hatte, waren offenbar bestens informiert. Ständig redeten sie von der für die Frau so wichtigen Erfahrung der Geburt und wie man die Ankunft des Babys in dieser Welt optimieren könne. Dominique hingegen wollte nur eines, nämlich so schnell wie möglich ihr Kind auf die Welt bringen und ihren monströsen Bauch gegen ein süßes kleines Baby eintauschen.
    Fassungslos hatte Dominique bemerkt, dass ihr Bauch in den letzten Wochen noch weiter gewachsen war. Sie hasste es, im Stehen ihre Füße nicht mehr sehen zu können. Sie hasste das permanente Sodbrennen, die ständigen Rückenschmerzen. Sie hasste es, dass ihre Fußknöchel geschwollen waren. Und sie hasste es – wie ihre Schwägerin June ihr prophezeit hatte –, dass sie Hämorrhoiden bekommen hatte, die ihr beim Gehen, Sitzen, Liegen Beschwerden machten. Sie fühlte sich dick und aufgedunsen und hässlich und schrecklich, und bei dem Gedanken, wie unattraktiv sie sich als Teenager vorgekommen war, musste sie einfach nur lachen (ein bitteres Lachen). Verglichen mit heute hatte sie damals absolut fantastisch ausgesehen! Sie konnte Brendan nicht mehr anschauen, ohne an die Nacht im Regen auf diesem Feld in Clondalkin zu denken. Was, um alles in der Welt, war damals über sie gekommen, dass sie ihn praktisch angesprungen hatte? Im Moment jedenfalls konnte sie sich nicht vorstellen, dass sie je wieder das Bedürfnis haben könnte, ihn anzuspringen. Ob es anderen Frauen auf der Welt auch so ging? Oder war sie die einzige? All die Artikel in ihren Zeitschriften konzentrierten sich immer nur darauf, wie wunderbar es war, schwanger zu sein, und wie man all die Beschwerden sofort vergessen würde, sobald man sein Baby im Arm hielt. (Wenn die Hämorrhoiden nicht verschwinden, dachte Dominique verbittert, werde ich niemanden in den Arm nehmen!) Dann wiederum hatte sie mit den Schuldgefühlen zu kämpfen, die derartige Empfindungen in ihr auslösten, und mit ihrem schlechten Gewissen, weil sie genau wusste, wie unleidlich sie geworden war. Wahrscheinlich hatte sie in den letzten paar Wochen Brendan an den Rand des Wahnsinns getrieben, und ganz sicher fragte er sich, wo das Mädchen hingekommen war, das er einmal so toll und umwerfend gefunden hatte. Und deshalb war es ihr völlig egal, wie ihr Baby auf die Welt kam, Hauptsache, es passierte bald.
    Dominique war allein zu Hause, als die erste richtige Wehe kam. Sie saß stocksteif auf einem Stuhl und horchte in sich hinein und überlegte, ob sie sich vielleicht getäuscht hatte, weil sie vor Kurzem schon einmal wegen Krämpfe in Panik geraten war, die sich als harmlos und völlig normal herausgestellt hatten. (Es waren Braxton-Hicks-Kontraktionen, wie die Krankenschwester ihr erklärte – woher hätte Dominique so etwas wissen sollen?) Und dann spürte sie schon wieder eine Kontraktion und wusste, dass es sich diesmal anders anfühlte. Wenn Brendan nur zu Hause wäre, dachte Dominique, doch der arbeitete immer bis zum Einbruch der Dunkelheit auf seiner Baustelle. Vielleicht bedeuteten diese Kontraktionen ja, dass das Baby sich endlich gedreht hatte? Es

Weitere Kostenlose Bücher