Bis das Glück mich findet
wenn sie sich noch so sehr anstrengte. Emma würde immer zehn von zehn Punkten einheimsen.
»Hallo!« Emma lächelte. »Wie geht’s dir, Domino?«
Dominique grinste. Emma verwendete nun auch wie die Delahayes diesen Spitznamen für sie. Natürlich. Sie gehörte ja jetzt ebenfalls zur Familie. Emma Walsh hatte Greg Delahaye geheiratet, vor zehn Jahren schon, und zwar im Rahmen einer ziemlich glamourösen Hochzeitsfeier in Gregs Heimat Cork. Die Feier war tausendmal glanzvoller und aufwendiger gewesen als Dominiques und Brendans Hochzeit, nicht zuletzt deshalb, weil Maura und Norman Walsh von der Aussicht geradezu entzückt waren, dass ihre Tochter Greg heiraten wollte, und deshalb nur allzu gern eine Feier für sie ausrichteten, in der alles vom Feinsten war. Obendrein hatten sie ihre Tochter ermutigt, so viele Gäste einzuladen, wie sie wollte. Und Emma hatte sie beim Wort genommen, nach dem Motto: Nicht kleckern, sondern klotzen.
Dominique war eigentlich nicht neidisch auf den Prunk, der an diesem Tag zur Schau gestellt wurde, aber natürlich hatte sie unwillkürlich Vergleiche gezogen, was den extravaganten Blumenschmuck betraf, den offenbar nie versiegenden französischen Champagner, die euphorischen, überschwänglichen Ansprachen. Sie hatte an die denkbar kurzen nüchternen Reden auf ihrer eigenen schlichten Hochzeit denken müssen und konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass auch den Delahayes diese Unterschiede aufgefallen waren. Emma hatte wie eine Prinzessin ausgesehen in ihrem maßgeschneiderten Kleid von Pronuptia mit der paillettenbestickten Schleppe und mit ihrer raffinierten Steckfrisur, bekrönt mit einem glitzernden Diadem, an dem ein zarter Spitzenschleier befestigt war. Die Machart von Dominiques Hochzeitskleid hingegen hatte in erster Linie dem Zweck gedient, ihren Babybauch zu kaschieren, und nicht dem, seiner Trägerin einen Prinzessinnenlook zu bescheren.
Als Greg und Emma ihre Verlobung verkündet hatten, war Dominique aus allen Wolken gefallen. Auch wenn sie diejenige gewesen war, die die beiden miteinander bekannt gemacht hatte, wurde sie einfach den Gedanken nicht los, dass Greg ein bisschen zu zurückhaltend und häuslich für Emma war. Und dass ihre Freundin ein wenig zu anspruchsvoll und extrovertiert für Greg war. Doch trotz allem überwog ihre Freude, dass ihre Freundin und ihr Schwager (den sie zudem als guten Freund betrachtete) beschlossen hatten zu heiraten, auch wenn es bedeutete, dass Emma nach Cork umziehen würde.
Und dies sagte sie auch zu Greg bei dem Abendessen im Kreis der Familie, nachdem die beiden ihre Verlobung bekannt gegeben hatten. Greg musste grinsen.
»Ich hätte nie gedacht, dass ich bei deiner Hochzeit meine zukünftige Frau kennenlernen würde, Domino. Also, danke sehr.« Dann wurde seine Stimme leise. »Ich weiß, Emma und ich sind ziemlich verschieden. Aber ich bin mir absolut sicher, dass sie die Richtige für mich ist. Sie sprudelt über vor Lebensfreude und lässt nicht zu, dass ich mich in irgendetwas hineinsteigere. Wenn ich pessimistisch bin, gleicht sie es mit ihrem Optimismus wieder aus. Und ich liebe sie.«
»Das freut mich«, erwiderte Dominique. »Und noch mehr freut es mich, dass ich es war, die euch beide zusammengebracht hat.«
Jetzt werde ich mir wohl einen neuen Seelenfreund suchen müssen, dachte Dominique am Tag der Hochzeit, während sie beobachtete, wie Braut und Bräutigam den Tanz eröffneten. In all den Jahren seit Kellys Geburt war Greg derjenige gewesen, an den sie sich wandte, wenn sie sich deprimiert fühlte. Sie empfand ihm gegenüber nichts als Dankbarkeit, weil er ihr damals den Weg gezeigt hatte, sich wegen ihrer postnatalen Depression in ärztliche Behandlung zu begeben. Er gab ihr immer noch Halt und Sicherheit. Sie hatte nie das Gefühl, Greg etwas vorspielen zu müssen, nur so zu tun, als ob alles in bester Ordnung wäre, wie das bei Brendan bisweilen der Fall war. Es gab Tage, da hatte Dominique immer noch mit Stimmungsschwankungen zu kämpfen, und Brendan durfte davon keinesfalls etwas erfahren. Er sollte nicht das Gefühl haben, dass er damals, als er bei ihr geblieben war, einen Fehler gemacht hatte. Sie wollte nicht so eine Ehefrau sein, die mit ihrer schlechten Laune und ihrem ständigen Gejammer ihren Mann aus dem Haus trieb.
»Wir alle haben manchmal zu kämpfen, Domino«, hatte Greg gesagt, während sie zusammen in ihrem Wohnzimmer saßen. Er war nach Dublin gekommen, weil er Konzertkarten für sich
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