Bis das Glück mich findet
Seamus wissen. »Ich habe an einer Baustelle in Harold’s Cross sein Baugerüst gesehen, und auch eines in der Nähe vom Square-Einkaufszentrum in Tallaght.«
»Auf der Baustelle bei Harold’s Cross entstehen Wohnungen, und in Tallaght baut er ein Hotel.«
»Ein Hotel!«, rief Evelyn erstaunt. »Wieso baut Brendan jetzt auch noch Hotels?«
»Es ist ein gemeinsames Bauprojekt«, erklärte Dominique. »Insgesamt sind drei Bauunternehmer beteiligt. Er sagt, es ist sehr profitabel.«
»Ich hoffe, er übernimmt sich nicht«, erwiderte Seamus.
»Oh, ich denke, Brendan weiß genau, was er tut«, erklärte Dominique.
»Er scheint tatsächlich das Zeug zu einem Bauunternehmer zu haben«, bemerkte Evelyn. »Auch wenn ich das anfangs nie für möglich gehalten hätte.«
Dominique schwieg.
»Du hast Glück gehabt«, sagte Evelyn zu ihr. »Er hat jetzt schon zweimal zu dir gehalten.«
Dominique merkte, wie sie die Zähne zusammenbiss.
»Ich bin seine Frau«, erwiderte sie gereizt. »Man kann von ihm erwarten, dass er zu mir hält.«
»Deine Mutter meint damit nicht …«
»Doch, das tut sie.« Dominique schnitt ihrem Vater das Wort ab, während ihr guter Vorsatz, sich mit Evelyn besser zu vertragen, sich in Luft auflöste. »Sie wird mich immer als eine sehen, die heiraten musste, weil sie schwanger war, und deshalb für den Rest ihres Lebens dafür büßen soll. Und insgeheim denkt sie, dass meine Depressionen nach Kellys Geburt die Strafe dafür waren, dass ich so leichtsinnig und unbekümmert war und ihr blödes Bild vom heiligen Dominik rausgeworfen habe.«
»Dominique! Das ist nicht …«
»Und ob es das ist«, fauchte Dominique. »So war es immer. Also, falls ihr beide nicht vorhabt, euch unter die Gäste zu mischen und freundlich zu sein, könnt ihr genauso gut einfach wieder heimgehen.«
»Und das haben sie auch getan«, berichtete Dominique Brendan später an besagtem Abend, als sie zusammen vor dem Fernseher saßen. Sie trank ab und zu einen Schluck von ihrem Wein, während sie ihm, der ein Bier vor sich stehen hatte, erzählte, wie die Geburtstagsfeier gelaufen war. »Aber Dad hat wenigstens vorher noch sein Bier ausgetrunken.«
»Ich weiß, sie ist eine furchtbare Nervensäge, aber du solltest nicht zulassen, dass sie dich so aufregt.« Brendan gähnte.
Dominique stellte ihr halb leeres Glas auf dem Couchtisch ab. »Das weiß ich auch«, erwiderte sie. »Und ich versuche es ja, aber irgendwie schaffen wir es immer, uns gegenseitig auf die Palme zu bringen.«
»Die beiden meinen es gut«, sagte Brendan. »Natürlich sind sie zwei arge Miesepeter, aber so sind sie eben erzogen worden.«
»Du bist sehr tolerant«, bemerkte sie.
»Ich habe einfach keine Lust, meine Zeit damit zu vergeuden, mir über die beiden Gedanken zu machen«, erwiderte er. »Ich habe viel Wichtigeres im Kopf.«
»Und das wäre?«
»Mit dem Hotel geht es jetzt gut voran«, erzählte er. »Ich habe mich heute Nachmittag mit dem Rechtsanwalt getroffen.«
»An einem Samstag?«
»Die Zeiten sind vorbei, wo am Samstag keine Geschäfte gemacht wurden. Wir haben am Montag einen Termin mit den Banken und deshalb noch einmal alles durchgesprochen, damit es auch so läuft, wie wir uns das vorgestellt haben.«
Er gähnte wieder, und sie stellte ihm keine weiteren Fragen. Vieles war inzwischen anders geworden seit den Anfangszeiten ihrer Ehe, als er ihr noch jedes Detail aus der Firma erzählt hatte. Wie sie genau wusste, versuchte er inzwischen, seine Sorgen und Probleme vor ihr zu verbergen aus Angst, sie würde, wenn sie davon erführe, womöglich wieder Depressionen bekommen. Sie hatte mehrmals versucht, ihm klarzumachen, dass sie inzwischen wieder völlig gesund war, aber er fürchtete sich einfach vor einem Rückfall. Und das war auch der Grund, weshalb ihre frühere Maxime »Keine Geheimnisse voreinander« inzwischen ihre Gültigkeit verloren hatte.
»Vergiss nicht, für den Termin deinen guten Anzug anzuziehen«, sagte sie mit Blick auf sein uraltes T-Shirt, das quer über der Schulter einen Farbschmierer hatte.
»Mach ich.« Brendan öffnete noch eine Flasche Bier. »Keine Sorge. Ich werde mich in Schale werfen.«
Als er am Montag nach Hause kam, hatte er eine Flasche sehr teuren Champagner in der Hand und strahlte über das ganze Gesicht.
»Wir haben Grund zu feiern«, verkündete er, während er an dem Verschluss herumnestelte. Der Korken ließ sich nicht so leicht herausziehen, wie er gedacht hatte, und die goldfarbene
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