Bis das Glück mich findet
perlende Flüssigkeit hätte sich um ein Haar auf den Küchenboden ergossen, wenn sie nicht hastig ihre Gläser daruntergehalten hätten.
»Oh, Mann, das schmeckt ja fantastisch.« Lachend nahm sie einen zweiten Schluck und hatte plötzlich ein Gefühl wie damals, als sie Brendan kennengelernt hatte und permanent vor Begeisterung übersprudelte. »Ich liebe Champagner.«
»Das ist erst der Anfang«, verkündete er. »Die Firma Delahaye Developments wird sich in den kommenden Monaten an einer ganzen Reihe von Ausschreibungen beteiligen. Es winken jede Menge Aufträge, und ich werde mit beiden Händen zupacken.«
»Mir wäre es viel lieber, wenn du mich packen würdest«, sagte sie.
Seine Augen leuchteten auf. »Wo ist Kelly?«
»Pyjama-Party bei Anastasia und Mel. Morgen ist Lehrerfortbildung, da haben die Kinder schulfrei.«
»Tja, Mrs Delahaye, was sagt man zu diesem perfekten Timing?«
»Nun, ich werde tun, was ich kann.« Sie schlang die Arme um seinen Hals und zog ihn an sich.
»Das freut mich, dass es euch allen so gut geht.« Gabriel saß mit seiner Schwester am Küchentisch im Haus ihrer Eltern. Er sieht immer noch so unverschämt gut aus, dachte Dominique. Sein Haar war eine Spur zu lang und hing ihm in die Stirn, doch dadurch wirkten seine schönen dunklen Augen besonders ausdrucksvoll. (Die durch seinen schwarzen Anzug mit dem weißen Priesterkragen gut zur Geltung kamen, wie sie zugeben musste.)
»Unser Bauunternehmen wird in den kommenden Jahren enormen Gewinn machen«, erzählte sie ihm. »Ich habe es sehr gut getroffen.«
»Aha.« Seine Stimme klang mäßig begeistert, und sie schaute ihn gereizt an.
»Es ist nichts Schlechtes daran, wenn man Geld verdient«, bemerkte sie schnippisch.
»Das habe ich nie behauptet«, protestierte er.
»Ich kenne dich doch. Du findest, es wäre besser, wenn alle Menschen bettelarm wären.«
Gabriel lachte. »Das stimmt nicht. Wirklich nicht. Ich bin ehrlich froh, dass sich alles so gut entwickelt hat für dich, Dominique.«
»Ich auch«, erwiderte sie. »Und wie steht’s mit dir? Wie ist deine Pfarrei?«
»Mir gefällt es dort. Eine großartige Gemeinde. Leider ist die Schar der Gläubigen inzwischen ziemlich geschrumpft. Immer mehr junge Leute ziehen weg. Aber die, die bleiben, geben sich jede Mühe. Und deshalb bin ich glücklich dort.«
»Du bereust es also nicht?«, fragte sie unvermittelt.
»Bereuen?«, fragte er verwundert. »Wie könnte ich?«
»Ich wusste, dass du das sagen würdest«, gab sie zu. »Das habe ich Emma Walsh tausendmal erklärt. Ich frag mich nur, ob du nicht manchmal das Gefühl hast, dass du am Arsch der Welt hockst und dich die ganze Zeit nur mit alten Leuten abgeben musst.«
»Rossanagh ist gar nicht so abgelegen«, protestierte er.
»Tja, das glaubst du.«
Er lachte. »Du bist so eine eingebildete Großstadtpflanze. Wie geht es eigentlich Emma?«
»Gut«, erwiderte Dominique. »Sie ist glücklich.«
Gabriel nickte. »Genau so habe ich sie immer eingeschätzt.«
»Du weißt also immer alles schon vorher«, spöttelte Dominique.
»Aber sicher! – Schließlich bin ich Geistlicher.«
Diesmal lachten beide.
»Könntest du dir vorstellen, irgendwann mal nach Dublin zurückzukehren?«, fragte Dominique.
Er schüttelte den Kopf. »Ich bin gern weg von hier.«
»Den elterlichen Klauen entronnen.«
Sein Lächeln war verhalten, und sie zuckte mit den Schultern.
»Ich schätze, du hast es anders erlebt. Du warst ihr Ein und Alles.« Sie seufzte.
»Dominique, sie liebten uns beide. Das tun sie immer noch.«
»Aber nicht auf die gleiche Weise.«
»Du siehst das nicht richtig.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe keine innere Bindung zu Mam«, sagte sie. »Hatte ich nie und werde ich auch nie haben. Und obwohl ich es jetzt besser verstehe, werde ich nie ganz darüber hinwegkommen, dass du ihr Liebling bist.«
»Ach, Domino, sei nicht albern.«
»Ich kann’s nicht ändern«, sagte sie, doch dann lächelte sie wieder. »Aber ich verzeih dir.«
»Und wie ist deine Beziehung zu Kelly?«, fragte er.
Während ihrer Depression hatte Gabriel sich immer wieder angeboten, mit Dominique zu reden. Sie wolle ihren Bruder nicht sehen, hatte sie Brendan erklärt. Sie habe keine Lust, sich seine Predigten anzuhören. Es fiel ihr viel leichter, mit ihrer Psychologin zu reden und mit Greg. Sie hatte Greg nach dem Tag, an dem sie sich an seiner Schulter ausgeweint hatte, kaum noch gesehen, jedoch anschließend über ein ganzes Jahr
Weitere Kostenlose Bücher