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Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie

Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie

Titel: Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heel Verlag GmbH , Thorsten Schatz
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Vorwürfen, welche an die Band vonseiten der Medien herangetragen wurden, gab es keine offiziellen Stellungnahmen. „Wir wollen uns nicht groß erklären müssen“, hat Sänger Till Lindemann in einem Interview mit
Zillo
, Ausgabe 9/1997, betont, „weil wir unsere Anhänger für intelligent genug halten, sich ein eigenes Urteil über unsere Arbeit zu bilden.“
    Der kritische Kulturjournalist Martin Büsser akzeptiert dieses Argument nicht, er analysierte in der Februarausgabe 2003 des Fachmagazins
NMZ – Neue Musik Zeitung
Rammsteins Ästhetik und den damit verbundenen Erfolg folgendermaßen: „Sämtliche Mittel der Provokation, mit denen Pop einst gespielt hatte, von langen Haaren bis zu den Nietengürteln des Punks, waren Mitte der 1990er Jahre ausgereizt, hatten zum Teil sogar die Parkette der Modenschauen erobert. Alleine das ‚Spiel mit dem Feuer‘, das Tabu rechter Ästhetik und Gesinnung, verhalf Musikern noch zu zweifelhaften Schlagzeilen. Unter dem Schlagwort ‚Neue Deutsche Härte‘ eroberte schließlich auch die Gruppe Rammstein die Charts. Ihre martialischen Live-Auftritte, ein Spiel mit Muskeln und Feuer, begleitet von einer Art teutonisch brachialem Metal, gipfelte in dem Videoclip ‚Stripped‘, einer Montage aus Aufnahmen von Leni Riefenstahls Olympiade-Film. Hier feierte rechte Ästhetik ihren Triumph, ohne dass die Band selbst einem rechten Kontext entstammte. Genau deshalb sind Rammstein ein gutes Beispiel dafür, wie sich Werte im Pop auf ästhetischer Ebene verschoben haben und für latent rechte Gesinnung durchlässig geworden sind.“
    Dass der Ärger vorprogrammiert sein würde, als Rammstein 1998 das Lied „Stripped“ von der englischen Kultformation Depeche Mode adaptierten und dazu einen Videoclip drehen ließen, stand außer Frage. Denn jene Sportler, die zum Rammstein-Sound gekonnt ihre Speere werfen, entstammen dem Film „Fest der Völker/Fest der Schönheit“, gedreht von Leni Riefenstahl anlässlich der Olympischen Spiele 1936 in Berlin im Auftrag von Adolf Hitler höchstpersönlich.
    Der Clip verfehlte seine Wirkung nicht, stand sogar noch heftiger im Kreuzfeuer der Kritik als die vorhergehenden, die sich ebenfalls nicht scheuten, mit unterschiedlichen Tabus zu brechen. Während Rammstein im Herbst 1998 in den USA auf Tournee gingen, entzündete sich in Deutschland eine Medienschlacht, wie sie die Republik seit Jahren nicht mehr im Bereich Rockmusik erlebt hatte. Auch das Musikfernsehen mischte sich ein: Während VIVA den „Stripped“-Clip in Dauerrotation einsetzte – wofür es sofort Kritik aus allen Richtungen hagelte –, lehnte MTVden Kurzstreifen wegen seiner, so die offizielle Begründung des Senders, „rechtsradikalen Inhalte“ ab.
    In die Debatte des Herbstes 1998 um Rammstein schaltete sich
Der Spiegel
in seiner Ausgabe 44/98 ein. Darin heißt es, dass die Band jegliche Annäherung an rechtsradiale Gesinnungen verneine und reine künstlerische Intentionen hatte, als sie das Video in dieser Bildersprache drehten: „Die Riefenstahl-Bilder hätte die Band nur aus rein ästhetischen Gründen benutzt. Schließlich habe auch die britische Popband New Order schon einmal einen fröhlichen Tanzsong mit Material aus diesem Film unterlegt. Nur stellt Till Lindemanns Sprechgesang, der Kritiker nicht zufällig an einen grollenden germanischen Feldherrn denken läßt, einen ungleich trüberen Effekt her.“ Ähnlich wie der
Spiegel
äußerten sich in der Folgezeit eine ganze Reihe von Medien.
    „Wie die Böhsen Onkelz“, so schreibt Kai Müller vom Magazin
Musiker
, „sind Rammstein Geschöpfe der Mediengesellschaft und werben mit politisch zweifelhaften Anspielungen, einem spektakulären Feuerzauber und gurgelndem Hitler-Sound.“
    Das rollende „R“ Till Lindemanns, auf das einige Journalisten ihren Wolkenkratzer an Argumentationen aufbauen, wird zum Markenzeichen der „gefährlichen Nazi-Rockmusik“ stilisiert. „Als ob Heino, Caroline Reiber oder jeder Russisch-Lehrer“, schlussfolgert Mühlmann, „den Buchstaben nicht ebenso gut rollen könnten wie die mit Rammstein in Verbindung gebrachten Nazis Adolf Hitler und Joseph Goebbels. Aber auch renommierte Musik- und Kulturzeitschriften nehmen Rammstein ins Visier.“
    Dies erfolgt beinahe durch die Bank negativ. Dafür steht die Metal-Presse auf der anderen Seite fast geschlossen hinter Rammstein. So meint
Rock Hard
-Redakteur Götz Kühnemund in der Ausgabe 02/99 des Magazins lediglich lapidar:

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