Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie
dachte, vielleicht ist das Ding nicht so toll. Doch alleine der Anfang des Konzerts beginnt mit dem richtigen Lied. Wenn man dann noch eine gute Soundanlage hat, bekomme ich als Rammstein-Fan glatt eine Gänsehaut. Also, Leute – garantiert kein Fehlkauf!“
Auf der „Live aus Berlin“-CD sind insgesamt 15 Titel zu hören, bis auf das neue Stück „Wilder Wein“ sämtlich bekannt von den beiden ersten Rammstein-Alben „Herzeleid“ und „Sehnsucht“. Dieselben Lieder konnte man auch auf der DVD bzw. der Video-Version, die beide zeitgleich am 29. 11. 1999 erschienen, finden. Als Bonus gab es hier noch ein Interview mit der Band sowie zusätzliche Features für den PC, etwa ein durchaus amüsantes Quiz rund um die Band.
„Voll auskosten kann man die ausgeklügelte Inszenierung auf der DVD, die allein sechs verschiedene Kameraperspektiven auf das Live-Event erlaubt“, schrieb die „Amzaon“-interne Redakteurin Daphne von Unruh über den Tonträger. Und weiter: „Mit Dolby-Digital-5.1-Sound kann man es dazu auch akustisch ordentlich krachen lassen.“ Wie so oft hatten sich die sechs von Rammstein bei dem 91 Minuten langen Live-Dokument der modernsten Technologie verschrieben. Trotzdem waren nicht alle Medienleute mit dem Ergebnis zufrieden.
„Wenn du die Aufnahmen von ‚Seemann‘ oder ‚Klavier‘ auf eurem neuen Album ‚Live aus Berlin‘ hörst“, fragte etwa
Musikexpress/Sounds
-Mitarbeiter Christoph Lindemann in der Ausgabe 09/99 des Magazins Richard Kruspe, „wünschst du dir da manchmal, Till würde ein bisschen an seinem Gesang arbeiten?“ Richard erwiderte lachend: „Till ist in erster Linie ein großartiger Entertainer. Als ich Rammstein gründete, wollte ich eigentlich selbst singen, bis ich gemerkt habe, dass ich das nicht hinkriege. Till hat eine eigene Stimme und eine starke Ausstrahlung. Wir haben in Jacob Hellner außerdem einen guten Produzenten, der mit ihm versucht, das Beste aus der Stimme rauszuholen.“
Rammstein jedenfalls wollten mit „Live aus Berlin“ – so erklärte es wenigstens Schlagwerker Schneider im Sommer 1999 dem Magazin
Break Out
– „den Abschluss eines musikalischen Kapitels einleiten. Wir werden natürlich eine Showband bleiben“, fuhr er fort, „aber wir wollen in Zukunft andere Mittel einfließen lassen, nach anderen neuen Möglichkeiten suchen und zunächst die deutschen Fans mit etwas anderem beglücken.“
Ansonsten war Schneider äußerst zufrieden mit dem Ergebnis von CD und DVD, wie er Break Out in derselben Ausgabe erklärte: „Es klingt wirklich außerordentlich gut“, sagte er stolz, „denn vor allem laute Musik klingt immer gut. Wenn du dir die Platte einmal genauer und etwas leiser antust, wirst du hören, dass alles live eingespielt ist. Instrumental ist definitiv nichts gedubbt worden. Lediglich am Gesang ist etwas gebessert worden. Sonst haben wir alles bewusst so gelassen, weil wir sowieso schon so maschinell klingen und viel mit Sequenzern arbeiten.
Ich selbst war auch sehr überrascht, als ich es hörte. Ich weiß aber auch, dass es nicht so wie die Studioplatten klingt. Dass der Mitschnitt so nahe an den Studioproduktionen liegt, hat mit dem sehr aufwendigen Aufnahmeverfahren zu tun: Wir haben jedes Instrument einzeln und auf eine Spur aufgenommen. Wir haben ewig lange Soundchecks gemacht und haben zwei Tage lang aufgenommen. Eigentlich waren es sogar drei Tage – wenn man den Dresden-Gig mitzählt. Es wurde im Vorfeld schon sehr viel getan, damit das, was dann später aufs Band kam, auch gut klingt. …
Das einzige Problem, das wir hatten, waren die Fans. Das Jahr zuvor hatten wir schon einmal ein Wuhlheide-Konzert, und da war zehn Mal mehr los, aber durch das lange Warten und die Kälte mit dem Regen an den beiden Tagen war das Publikum etwas reserviert. Wir mussten dann später beim Schnitt etwas tricksen, damit es nach etwas aussieht.“ Das fällt beim Ansehen des Videos als Außenstehender nicht ins Gewicht, man merkt absolut nichts von der Zurückgenommenheit der Fans.
Dennoch: Genau die waren jedenfalls nicht rettungslos begeistert von „Live aus Berlin“, zumindest nicht von der CD. Auch die Auflösungsgerüchte rund um die Band waren mit dieser Veröffentlichung nicht endgültig vom Tisch. Doch 2001 erschien „Mutter“ – nach Meinung vieler Fans Rammsteins absolut bestes Album bis dato, ein Monument. Und das Sextett war wieder einmal die Band der Stunde. Mehr als jemals zuvor.
15. „Mutter“: Die
Weitere Kostenlose Bücher