Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie
lebst, musst du alles mit allen besprechen. Es kommt vor, dass Leute ihre eigenen Ideen haben und dass sie Dinge ändern wollen und versuchen, etwas anderes auszuprobieren. Es war wichtig loszulassen, und ich fühle mich jetzt viel besser. Ich muss nicht mehr die ganze Zeit dortbleiben.“
Diese problematische Zeit der Albumentstehung begann damit, dass sich die Band von allen äußeren Einflüssen getrennt für die Vorproduktion in Klausur begab. Sie bezog dafür ein Haus in Heiligendamm, einem Stadtteil von Bad Doberan an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns in der Mecklenburger Bucht. Heiligendamm ist der älteste Seebadeort Deutschlands und wurde 2006 durch den Besuch von US-Präsident George W. Bush, den die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel dorthin eingeladen hatte, weltweit bekannt.
Im
Rock Hard
-Interview für die Ausgabe 06/04 sagte Paul Landers über den Aufenthalt der Band an der Ostsee: „Die Lieder entstehen an verschiedenen Plätzen. Aber wir fahren dann meist an einen Ort, um sie als Vorproduktion aufzunehmen. So, als ob man alle Notizen zusammenfasst. Das letzte Mal fand die Vorproduktion in Heiligendamm an der Ostsee statt.“
Vor dem „Haus Weimar“, das Rammstein bezog, stand ein Schild mit der Aufschrift „Heiligendamm: da wo das Land das Meer berührt“, was als Satzfragment im Song „Nebel“ wieder auftaucht. Die übrigen Texte ersann Till Lindemann allein in einem Zimmer des Hauses und heftete die Papierseiten an eine Wand, sodass die anderen Bandmitglieder die Möglichkeit hatten, das Geschriebene mitzulesen und Kommentare dazu abzugeben oder Änderungen vorzuschlagen.
Die Musiker nutzten die Zeit am Meer, um baden zu gehen, Sänger Till zwängte sich sogar abends nach getaner Textarbeit in einen Tauchanzug, um die flachen Gewässer der Ostsee zu erkunden. Aber damit war es bald vorbei, denn Rammstein wollten die Produktion in Berlin fortsetzen. Dort bezogen sie alle zusammen einenalten Bierkeller im Stadtteil Prenzlauer Berg, ein sehr düsterer Ort, der alle Kreativität erstickte und die sechs schnell wieder vertrieb.
Die nächste Station war dagegen schon sonniger: das „Studio Miraval“ in Frankreich, wo die entstanden Songs aufgenommen wurden. Und das erledigte wieder Jacob Hellner, mit dem die sechs mittlerweile so gut zusammenarbeiten konnten wie mit keinem anderen Produzenten. Im Online-Musikmagazin von „Motor Music“ wird die Band in der Review von „Mutter“ mit den Worten zitiert: „Jacob ist der ideale Produzent für Rammstein, weil er sich nicht beim Songwriting einmischt. Wenn die Songs fertig sind, arbeiten wir mit ihm daran, um sie noch stärker zu machen. Er weiß außerdem, wie er Musikern Selbstvertrauen geben kann, damit sie während eines Aufnahmeprozesses das Beste aus sich herausholen können. Darüber hinaus ist er sehr diszipliniert und hat einen regelmäßigen Rhythmus. Das kommt uns als Band sehr entgegen. Er konzentriert sich bei seiner Arbeit dermaßen, dass er nach einem Tag im Studio schwankt, als habe er zu viel getrunken!“
Hellner und die sechs Rammstein-Musiker nahmen in Miraval Songs auf, die einen langen Weg hinter sich hatten, denn die ersten Ideen für das neue Album entstanden schon sehr früh. Bassist Oliver Riedel verriet dem portugiesischen Magazin
Raio X
am 06. 06. 2001 (übersetzt): „Die Band ging in eine isolierte Burg im Süden Frankreichs in Miraval. Und zwischen dem Komponieren und dem Aufnehmen verbrachten wir fast vier Jahre. Die dritte originale CD ist im Leben einer Band sehr wichtig, deshalb strengten wir uns so sehr mit ‚Mutter‘ an.“ Es waren dort in dem alten Gemäuer richtige Aufnahmen möglich, wie Olli sich weiter erinnert: „Das ist ein echtes Studio, wo Kiss, Sade und viele Künstler aufgenommen haben. Die Burg ist sehr abgeschieden, es herrscht dort ein warmes Klima, und es gibt einen riesigen Weinberg.“
Bei den Aufnahmen und der Endabmischung in den „MVG Studios“ in Stockholm, die Stefan Glaumann realisierte, der Ronald Prent als Mixer ablöste, nutzten Band und Produzent mehr denn je die Möglichkeiten des Computers. In einem Interview für das Internet-Musikportal von apple.com im Dezember 2005 erzählte Richard, wie positiv er die Computerarbeit fand. Er lobte, dass „man ganz präzise nach dem ‚Waggonprinzip‘ arbeitet, dann schauen kann, wie es die anderen machen, und irgendwann kann man sagen: aha, passt!“ Bei dem „Waggonprinzip“ wird ein Song systematisch in Intro,
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