Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie
Rammstein-Album ist: „Jedenfalls muss man sich die beiden Platten im Prinzip als Doppelalbum denken. Zuerst wollten wir die Scheibe sogar ‚Reise, Reise 2‘ nennen. Das haben wir aber nun verworfen, da ‚Rosenrot‘ als eigenständiges Rammstein-Album zu sehen ist. Trotzdem gehören beide Platten zusammen, sie erscheinen eben nur zeitversetzt. Einige der Songs waren zum damaligen Zeitpunkt auch noch gar nicht fertiggeschrieben, da fehlten teilweise noch die Texte.“
Die „Reise, Reise“-Titel hatten die sechs im „El Cortijo Studio“ im spanischen Málaga aufgenommen. Um auf die für Rammstein üblichen elf Songs zu kommen, spielte die Band weitere fünf Stücke im heimischen „Teldex Studio“ in Berlin vom Juni bis zum August 2005 ein. Sie griff dafür auf die altbewährte Crew zurück, bestehend aus dem Produzenten Jacob Hellner und erneut als Mixer Stefan Glaumann, der die Songs wiederum im „Toytown Studio“ in Stockholm abschließend bearbeitete.
Paul beklagte im Interview für
Motor Music
im Oktober 2005, dass die Band gar nicht so glücklich darüber war, in Berlin ins Studio zu gehen: „Dann wollten wir auch endlichmal ausprobieren, wie es ist, in Berlin aufzunehmen – das hatten wir noch nie gemacht. Es hat allerdings nicht so gut funktioniert. Es geht einfach nicht, wenn man gerade vom Steuerberater kommt und dann ins Studio geht und ‚Zerstören‘ singt.“ Und Bassist Oliver Riedel verriet im
Break Out
-Interview im Oktober 2005 ganz ähnlich: „Man neigt immer leicht dazu, nicht konzentriert genug zu arbeiten, auf die Uhr zu schauen und zu meinen, jetzt könnte man eigentlich nach Hause fahren. Für die nächsten Aufnahmen werden wir sicherlich wieder weiter wegfahren.“
Dennoch zeigten die sechs Arbeitsdisziplin und produzierten ein Album, das musikalisch sehr gegensätzliches Material liefert. Auf der einen Seite tauchen Songs in bester Rammstein-Manier auf wie z. B. die erste Single „Benzin“, für die sich erneut zu Remix-Spielereien illustre Cracks wie Adam Horovitz, genannt Ad Rock, von den Beastie Boys, die schwedischen Metal-Experimentalisten Meshuggah und die finnischen Cello-Rocker Apocalyptica an die Mischmaschinen begeben haben. Und auch bei der Auskopplung „Mann gegen Mann“ entschieden sich Rammstein für die härtere Gangart, die u. a. Erasure-Mastermind und Depeche-Mode-Mitbegründer Vince Clarke für die Maxi-Single neu abmischte.
Allerdings schlagen die krachigen Stücke einen etwas anderen Kurs ein als auf „Reise, Reise“, denn Flakes Keyboard-Klänge wurden zurückgefahren, um dafür den schweren Gitarrensound nach vorn preschen zu lassen und so den wuchtigeren Songs einen rockigeren Metal-Anstrich zu geben.
Im krassen Gegensatz dazu bietet „Rosenrot“ auf der anderen Seite eine ungewöhnlich große Bandbreite an ruhigen, sanften Liedern, und das noch mehr als der Vorgänger. Dazu sagte Oliver Riedel im Break Out-Interview für die Ausgabe 08/2005: „‚Reise, Reise‘ planten wir ursprünglich, etwas härter zu gestalten, und wenn man sich den neuen Silberling anhört, sind halt auch wieder einige ruhigere Ideen dabei. ‚Rosenrot‘ ist viel melancholisch-romantischer als ‚Reise, Reise‘, obwohl die Aufnahmen teilweise aus der gleichen Zeit stammen.“
Einer dieser ruhigen Songs, in dem die harten Gitarrenriffs fehlen, ist „Stirb nicht vor mir/Don’t Die Before I Do“, bei dem Till zum ersten Mal ein richtiges Duett vorträgt. Dazu holten sich Rammstein eine Sängerin ins Studio, die sonst eher mit Mainstream-Popsongs bekannt geworden ist: Sharleen Spiteri. Sie hatte mit ihrer schottischen Band Texas, die ihren Namen vom Titel des Wim-Wender-Film „Paris, Texas“ ableiteten, schon Hits wie „I Don’t Want A Lover“, „Say What You Want“ oder „Summer Son“ vorgelegt.
Die Wahl für „Stirb nicht vor mir“, das für Rammstein eher untypisch ist und schon recht lange in der Schublade schlummert, fiel auf Sharleen Spiteri, weil Produzent Jacob Hellner sie vorschlug.
Ähnlich ruhig wie dieser Song ist „Ein Lied“, das einzige Stück von Rammstein, das nicht von einem Schlagzeug begleitet wird und bei dem ebenfalls die harten Gitarren-Riffs fehlen. Über die Entstehung des Songs berichtete Oliver Riedel sehr offen im
Break Out
-Interview für die Ausgabe 08/05: „Das musikalische Motiv zu ‚Ein Lied‘ist ja das ‚Amerika‘-Thema. Wir waren uns anfangs nicht sicher – wir konnten ja nicht zwei Lieder mit dem gleichen
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