Bis dass der Tod euch scheidet
„Dieser Kerl ist es nicht wert, dass du ihm auch nur eine Träne hinterher heulst. Er ist es nicht wert.“
Er musste nichts Weiteres erläutern. Es war klar, wen er meinte. Er konnte bloß diesen verfluchten Namen nicht mehr in den Mund nehmen.
Dylan schwieg.
„Und im Übrigen“, fuhr Tony fort, dabei sah er Dylan prüfend an. „Von zwei Hotels sind extra Rechnungen eingegangen … für einen kaputten Tisch und eine Sofa-Spezialreinigung … Ich nehme an, das geht auf deine Kappe?“
Dylan nickte nur müde.
Er dachte daran, wie er mit Thor zusammen bei ihrem Messerspiel den Tisch beschädigt hatte. Und an die Spermaflecken auf dem Sofa. Hatte Thor also tatsächlich seine Drohung Ernst gemacht und die Rechnung für die Reinigung an ihn weitergeleitet … Dieser Mistkerl!
„Zum Mittagessen sehe ich dich unten“, hörte er Tony sagen, und es klang nach einem Befehl, dem man sich lieber nicht widersetzen sollte.
Und in diesem Moment kam Dylan eine Angelegenheit in den Sinn, über die sie seit dem Tourende in Amerika nicht mehr gesprochen hatten.
„Ich möchte nicht, dass du gehst.“
Diese Worte kamen völlig unerwartet aus ihm heraus, doch er musste sie sagen, genau in diesem Moment.
Tony, der schon fast zur Tür raus war, wandte sich überrascht um.
„Wie?“
„Du darfst nicht gehen, Tony, bitte, bleib unser Manager. Ich verspreche auch, mich in Zukunft zu bessern.“
Sie sahen sich eine Weile an, bis Tony leicht zu Schmunzeln begann.
„Ich glaube, das besprechen wir, wenn du wieder ganz fit bist, okay?“
Dylan erschien nicht zum Mittagsessen, und Tony konnte einfach keine Geduld mehr aufbringen, um eine erneute Diskussion anzufangen.
Umso erstaunter war er, als Dylan sich am Abend endlich bequemte, sein Zimmer zu verlassen, jedoch die Treppe mit schlurfenden Schritten hinunterkam, lediglich gekleidet mit Morgenmantel und engen Shorts, sodass man problemlos auf seine hagere Statur blicken konnte.
Tony, der mit Julia die Fotos der Tournee sortierte, konnte dieses Verhalten kaum in Schutz nehmen.
„Entschuldige, Julia“, dabei deutete er auf Dylan, der ohne zu grüßen erst einmal in der Küche verschwand. „Er ist momentan etwas … schwierig.“
Anders konnte er die Situation nicht erklären. Prüfend richtete er sich auf. Ganz genau verfolgte er die Handlungen seines Schützlings.
„Was nimmst du dir?“
„Cola!“ Es klang gereizt. Dazu hob Dylan die Flasche Pepsi mehr als nötig an. „Zufrieden?“
Tony kam näher und vergewisserte sich selbst, dass kein Alkohol im Spiel war.
„Du hättest dich wenigstens kämmen können“, zischte er leise. „Du wusstest, dass Julia mit den Fotos kommt.“
„Mir egal.“
„Ja, das merkt man.“
Tony drehte sich, nahm wieder auf dem Sofa Platz.
„Es tut mir wirklich leid.“
„Schon okay.“ Julia lächelte warmherzig. Klar, vor einer Frau konnte Dylan sicher auch im Müllsack auftreten, das würde dann sicher auch ohne Weiteres akzeptiert werden.
„Die Bilder sind wirklich schön geworden“, lobte Tony die Arbeit der Fotografin, um etwas positiven Schwung in ihre Unterhaltung zu bringen. „Dylan, sieh sie dir doch wenigstens mal an!“
Doch Dylan reagierte nicht. Zu sehr hatte der Stapel an Zeitschriften, der auf der Anrichte lag und nur darauf wartete in den Altpapier-Kontainer befördert zu werden, seine Aufmerksamkeit erlangt.
Die Nachrichten der letzten Tage lagen in gebündelter Form vor seinen Augen und brachten eine erneute Beklemmung mit sich.
Der Schöne und das Biest – las er als dicke Überschrift des obersten Deckblatts. Dazu ein Bild von ihm und Thor, wie sie zusammen auf der Bühne posierten, sich küssend!
„Wieso habt ihr mir das vorenthalten?“ Seine Stimme zitterte. Er hob die Zeitung demonstrativ in die Höhe.
Ach herrje, jetzt auch noch das! Tony seufzte, als ihm klar wurde, dass er sich nicht wirklich erklären konnte.
„Wir wollten einfach nicht, dass du das überbewertest. Dir ging es nicht gut.“
„Überbewerten?“ Dylan schrie, sodass Julia zusammenzuckte. „Es steht in der Times auf der Titelseite!“
„Ja.“ Tony hob die Schultern leicht an. „War doch abzusehen, dass die Presse darüber berichten würde, oder?“ Er ging zum Gegenangriff über. „Außerdem seid Fahlstrøm und du selbst schuld dran.“
Dylan hörte nicht mehr zu. Viel zu sehr interessierte ihn, was die Journalisten noch alles geschrieben hatten.
Fahlstrøm & Perk – der große Skandal ! – prangte auf
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