Bis dass der Tod euch scheidet
Blutsbrüder sind?“ Dylan nahm auf dem Beifahrersitz Platz, dann fuhren sie los.
Sie verließen die Stadt, fuhren den Freeway durch Los Angeles in Richtung Hollywood. Auf den mehrspurigen Straßen war um diese Uhrzeit verhältnismäßig wenig Verkehr, und Dylan konnte sich völlig entspannt in den Sitz zurück lehnen und die hell beleuchtete Stadt und die großen Palmen am Straßenrand bewundern.
„Wohin fahren wir eigentlich?“, fragte er neugierig, dabei bemerkte er, dass er in diesem Moment volles Vertrauen zu Thor verspürte.
„In die Santa Monica Mountains …“, erwiderte Thor. Sein Blick war weniger erfreut, denn eine Leuchte an der Armatur des Wagens signalisierte, dass sie schon auf „Reserve“ fuhren.
„Doch zuvor müssen wir tanken.“
Kurz darauf fuhren sie eine Tankstelle an. Thor stieg aus dem Wagen und bediente die Zapfsäule. Dylan beobachtete ihn dabei im Rückspiegel. Und wieder konnte er kaum glauben, dass er sich mit diesem Menschen herumtrieb. Mit einem Black Metaller, mit einem Mann, der so absolut nicht sein Typ war, weder äußerlich noch auf geistiger Ebene. Das war doch alles absolut absurd, oder?
Sein Handy klingelte. Tony, wie erwartet.
„Es ist schon wieder Blut in deinem Zimmer. Auf dem Tisch und dem Boden… Was ist passiert, Dylan? Was macht der Kerl mit dir?“
Tonys Stimme klang besorgt. Sie zitterte angespannt.
„Er macht nichts“, versicherte Dylan, dabei schielte er zur Zapfsäule, wo Thor noch immer dabei war den Wagen vollzutanken. Sein Blick wanderte an Thors langen Beinen entlang. Eine ganze Weile fixierte er die schlanken Hüften, um die wie immer ein Nietengürtel eng geschnürt war. Während er still beobachtete, wie Thors kräftige Hände den Zapfhahn hielten, tönte aus dem Handy weiteres Gezeter:
„Was auch immer das ist zwischen euch, es muss enden. Es muss aufhören!“
„Nein!“, zischte Dylan.
Wieder sah er zu Thor hinüber. Was hatte dieser Mann wohl noch alles zu bieten?
„Du bist verrückt, Dylan“, erwiderte Tony. „Worauf wartest du denn noch? Hat er dir nicht schon genug angetan?“
„Fängst du schon wieder damit an?“ Dylan stöhnte genervt. Am liebsten hätte er aufgelegt. „Mir geht es allmählich auf den Sack, dass du dich ständig in meine Angelegenheiten einmischst!“
„Zurecht!“, konterte Tony lauthals, so dass Dylan sein Handy ein wenig auf Abstand hielt.
„Allmählich sehe ich in Fahlstrøm gar nicht mehr das eigentliche Monster! Vielmehr bist du es, der sich ständig auf diese Scheiße einlässt. Das ist eigentlich viel schlimmer!“
Das war zu viel. Dylan klappte sein Handy zu und beendete das Gespräch, ohne sich diesem Vorwurf zu stellen.
„Na, macht sich dein Babysitter Sorgen?“, war das Erste, was Thor von sich gab, als er wieder in den Wagen stieg. Beiläufig verstaute er eine Flasche Whiskey auf dem Rücksitz.
„Er hat das Blut im Hotelzimmer gesehen“, erklärte Dylan. Auf die Flasche schielend fuhr er fort: „Ist doch klar, dass er sich fragt, was los ist.“
Thor startete den Wagen und fuhr rasant von der Tankstelle. Und schon befanden sie sich wieder auf dem Highway.
„Wieso schnüffelt der Kerl in deinem Zimmer rum?“
„Es ist eine Suite, falls du es nicht bemerkt hast. Unsere Zimmer sind miteinander verbunden.“
Dylan überlegte. Auf welcher Seite stand er denn eigentlich?
„Erik würde sich doch sicher auch sorgen, würde er Blut in deinem Zimmer entdecken, oder?“
„Lass Erik da raus, okay?“ Thor sah stur nach vorne, dabei schoben sich seine Zähne malmend übereinander. Dylan beobachtete das genau. Offensichtlich hatte er einen wunden Punkt bei Fahlstrøm erwischt.
„Du weißt, dass Erik sich mit Tony angefreundet hat?“
„Wenn es ihn glücklich macht“, zischte Thor. Er beschleunigte. Der Fahrtwind durchwirbelte ihre Haare, und Dylan hielt es für besser, das Thema nicht zu vertiefen. Trotzdem stärkte es ihn auf außerordentlich merkwürdige Weise. Es gab also auch Dinge, mit denen man einen Thor Fahlstrøm mundtot machen konnte. Und so war es auch …
Eine ganze Weile schwiegen sie, bis sie nach fast 45 Meilen die Stadt hinter sich gelassen und den Weg in Richtung Berge eingeschlagen hatten.
Häuser gab es hier kaum noch, zudem war die Strecke wenig ausgeleuchtet. Nach weiteren Meilen schien es, als würden sie direkt in die Wildnis fahren. Längst kam ihnen kein Auto mehr entgegen. Um diese Uhrzeit hielt man sich wohl besser von den unbewohnten
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