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Bis dass der Tod uns scheidet

Bis dass der Tod uns scheidet

Titel: Bis dass der Tod uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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und wirkte in all seiner Unschuld sinnlich.
    Obwohl ich unter einem falschen Namen dort eingedrungen war, hatte ich den Eindruck, zu den beiden Frauen in ihrer gruftigen Behausung in den Tiefen der Upper East Side eine echte Verbindung hergestellt zu haben.
     
    Ich rief Mardi an, um Iran ausrichten zu lassen, er solle mich bei Rudy’s, einem kleinen Schnellrestaurant an der Avenue C, treffen.
    »Sag ihm, er soll diese besondere Taschenlampe und das andere Zeug mitbringen, das Bug mir gegeben hat«, fügte ich hinzu.
     
    Ich war als Erster dort. In dem Laden gab es drei Tische. Ich setzte mich nach hinten und blätterte durch William Williams’ verlorene Bibliothek. Einige der Bücher hatte ich nicht gelesen, aber ich kannte die Autoren. Williams’ Geschmack gefiel mir. Er war ein komplexer Denker, der sich Sorgen um eine prosaische Welt machte. Auf nahezu jeder Seite hatte er etwas hingekritzelt.
    Die Evolution gebiert bessere Mörder schrieb er auf die Titelseite von Die Abstammung des Menschen . Darunter hatte er gekritzelt: In der Gesinnung seines Titels trifft Darwin auf Dante.
    Bei einigen seiner überempfindsamen Sottisen musste ich lächeln.
    »He, Boss«, sagte Iran und lenkte mich von meinem intellektuellen Lauschen an der Wand ab.
    Komisch, wie ein Satz ein gewisses Licht auf das wirft, was gerade geschieht, einen Pfad erhellt. Iran arbeitete für Gordo, war aber von mir engagiert worden. Nun benutzte ich ihn als Spion in meiner sich intensivierenden Beziehung zur Welt.
    »Alles dabei?«, fragte ich.
    »Hier.« Er stellte eine einfache braune Papiertüte auf den Tisch und setzte sich mir gegenüber.
    »Was lesen Sie da?«, fragte er.
    »Weiß noch nicht. Was zu essen?«
    »Ein paar Chips und ’ne Limo.«
    Ich gab ihm einen Zwanziger und sagte: »Geh mal zum Tresen und bestell uns zweimal Spezialmenü.«
    Iran ging davon, ich blätterte um.
    Evolution und Politik sind untrennbar miteinander verwoben , hatte Bill geschrieben. Die Frage ist nur, ist es eine Wissenschaft im strengen Sinne des Wortes? Und kann die Biologie irgendwie die Herrschaft des Kapitals ersetzen?
    Wer war dieser Kerl?
    Als Iran zurückkam, legte ich das alte Hardcover beiseite und richtete meine Aufmerksamkeit auf die Politik des Verbrechens.
    »Erklär mir mal diese Sache mit Gorman«, sagte ich.
    »Hab ich Ihnen doch schon erzählt, als Sie mir den Job bei Gordo gegeben haben.«
    »Da hatte mich unser Anwalt angerufen und erzählt, du würdest in Schwierigkeiten stecken«, erwiderte ich. Ich setzte Breland dazu ein, mich über die Leute, denen ich Unrecht getan hatte, auf dem Laufenden zu halten. »Er hat mir gesagt, du hättest Schwierigkeiten mit einem Mann namens Gorman, aber das war auch alles.«
    Iran sog an einem Zahn und meinte: »Er ist blöd, das ist alles.«
    »Nicht so blöd, dass er dich nicht findet und dir in den Hintern tritt.«
    »O Mann«, maulte er.
    »Erzähl mir die Story, Iran.«
    »Gormans Bruder und ich …«
    »Wie heißt der Bruder?«
    »Alvin, aber alle nennen ihn Leech.«
    »Hm-hm. Weiter.«
    »Leech und ich …«
    »Moment«, unterbrach ich ihn, weil der Koch in seiner fleckigen und an manchen Stellen angesengten Schürze unsere Teller mit dem Falschen Hasen brachte.
    Ohne viel Federlesens stellte er die Teller vor uns ab und ging wieder an seinen großen Grill zurück.
    »Also gut«, sagte ich. »Weiter.«
    »Also, Leech und ich wollten diese Kisten mit den iPads klauen, die durch das Lagerhaus gingen, wo ein Freund von ihm arbeitete.«
    »Leechs Freund?«
    »Ja. Nur, dass Leech es mit der Freundin von dem Freund hatte. Der Mistkerl hat uns verraten, wo man reinkann, und hat gleichzeitig die Cops gerufen.«
    »Und warum seid ihr nicht im Knast?«
    Irans Blick war perfekt, eine Art nonchalante Kraft, die besagte: Ich tu alles, um nicht einzufahren.
    »Wir sind getürmt, Mann. Shit. Ich bin über einen Stacheldrahtzaun gesprungen und praktisch eine Wand hochgerannt. Die Cops wollen mit so was nichts am Hut haben. Ich war so schnell wie so ’n Kerl aus ’nem Comicheft.«
    »Leech auch?«
    »Wir sind beide davongekommen«, bestätigte er, »aber Leech hat sein Wort nicht gehalten. Er hat seinem Bruder einfach erzählt, dass die Cops aufgetaucht sind, warum, weiß er nicht. Gorman hat mir die Schuld gegeben und gesagt, ich schulde ihm sechstausend Dollar. Sechstausend Dollar!«
    »Warum solltest du ihm was schulden?«
    »Er war der Hehler, und er hat seinem Bruder Geld geliehen. Jetzt gibt er mir die

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