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Bis dass der Tod uns scheidet

Bis dass der Tod uns scheidet

Titel: Bis dass der Tod uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Händen auf dem Bürgersteig. Was daran ist verdächtig?«
    Die Cops kamen auf mich zu – eine bewegliche Barriere gegen meinen Zorn.
    »Zeigen Sie uns Ihren Ausweis«, forderte der Typ ohne Leberfleck.
    Ich schloss die Augen und dachte kurz über eine direkte Reaktion zivilen Ungehorsams nach. Dann nahm ich all meine Intelligenz zusammen, schlug die Augen auf und schob zwei Finger in die Brusttasche meines dunkelblauen Jacketts.
    Ich zog zwei laminierte Karten heraus und reichte sie der Schönheit.
    Es handelte sich um meine Lizenz als Privatdetektiv und meinen Führerschein. Beide waren auf meinen richtigen Namen ausgestellt, die Unterhaltung würde wohl noch eine Weile dauern.
    »Warten Sie hier«, befahl die Schönheit seinem Kollegen und mir.
    Er ging zum Streifenwagen und meldete sich. Das war Pflicht, wenn sie auf meinen Namen stießen. Ich war berüchtigt.
    »Erklären Sie sich mit einer Leibesvisitation einverstanden?«, fragte der zurückbleibende Cop.
    »Nur von Beyoncé, wenn sie mich hübsch bittet«, entgegnete ich.
    Der Cop drückte die Augen zusammen, und mein Handy gab einen Klingelton von sich, den ich kannte.
    »Sie können drangehen«, sagte mein Wachmann.
    »Und Sie können, na Sie wissen schon«, erklärte ich.
    Die Revolution wird auf jeder Straße in jeder Metropole, Stadt oder Ortschaft der Welt erkämpft , hatte mein vernarrter Vater immer geschimpft. Die einzig wahre Macht, die die Behörden besitzen, ist der Glaube der Massen an diese Macht.
    Die Schönheit kehrte zurück und sagte zu seinem Kollegen: »Wir verschwinden.«
    »Was?«, fragte der andere, und ich kam ins Grübeln.
    »Die haben gesagt, wir sollen ihn in Ruhe lassen.«
    »Aber er hat Widerstand geleistet.«
    »Der Captain hat sich eingeschaltet«, erklärte die Schönheit uns beiden. »Er hat gesagt, wir sollen ihn laufenlassen.«
    Die Cops warfen mir den Blick zu, ein Starren, das einen, lange nachdem sie verschwunden waren, noch verfolgen sollte. Ich grinste und winkte ihnen zu, während sie ihre großen Körper in den schwarzweißen Streifenwagen falteten und davonfuhren, um sich einen anderen verdächtigen Herumlungernden zu suchen.
    Als sie weg waren, fragte ich mich, warum ein Captain seinen Untergebenen den Befehl erteilte, die Finger von Leonid Trotter McGill zu lassen. In New York City war ich Staatsfeind Nr. 26 oder so. Ich war schon einkassiert worden für Herumlungern, Müll wegwerfen, bei Rot über die Ampel gehen und Trunkenheit. Mit der Nummer Widerstand gegen die Staatsgewalt hätten sie mich zweiundsiebzig Stunden in den Kahn stecken können.
    Ich hätte mir wohl weiter Sorgen gemacht, wenn das Handy nicht wieder geklingelt hätte.
    »Hallo, Aura.«
    »Wir wurden vorhin unterbrochen«, erklärte sie.
    »Zu meinem Glück, nehme ich an.«
    »Wo bist du?«
    »Zwölf Minuten von dir entfernt.«
    »Wir treffen uns in einer halben Stunde bei Trey’s.«
    »Jawohl, Ma’am.«
     
    Trey’s ist eine kleine Bar mit einem wirklich guten Pianisten, manchmal von einer Sängerin namens Yolanda Craze begleitet, die selbst den Toten Tränen in die Augen treiben konnte.
    An diesem Abend hatte Yolanda frei, deshalb war die Musik nur zutiefst anrührend, irgendwo kurz vor tiefster Trostlosigkeit.
    Aura kam eine Viertelstunde zu spät. Das tat sie bei einer Verabredung immer. Ich war es schon gewohnt. Sie trug ein weites, antikweißes Kleid, das dennoch ihre zarte Gestalt betonte.
    Ich saß in einiger Entfernung vom weißen Flügel an einem kleinen runden Tisch, darauf eine geöffnete Flasche Beaujolais, damit der Wein atmen konnte.
    Sie setzte sich, ohne mir einen Kuss zu geben, und ich beklagte mich nicht.
    Ich streckte eine Hand mit der Handfläche nach oben aus, und sie berührte sie mit vier Fingern.
    »Was hast du denn in der Gegend gemacht?«, fragte Aura.
    »Ich habe mit Hush gegessen, einen internationalen Bankbetrug geplant und bin dann von den Bullen angehalten worden, weil ich an einer Straßenecke gestanden habe.«
    »Eines Tages werden sie dich umbringen, Leonid.«
    »Das und das Luftholen«, entgegnete ich. »Das Einzige, was allen Menschen gemeinsam ist.«
    Sie lächelte und besah meine Hand auf dem Tisch.
    Das war der Beginn einer Ansprache, wie ich wusste. Also hielt ich den Mund, blieb ernst.
    »Als du«, fing sie an und hielt inne. »Als du im Krankenhaus lagst, nachdem du niedergestochen und verprügelt worden warst, da habe ich dich die ganze Zeit beobachtet, wie du bewusstlos und fiebrig dalagst. Ich habe

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