Bis dass ein Mord uns scheidet
es ihm ein bisschen peinlich, eine Partnervermittlung einzuschalten. Er wirkte wie ein harter Arbeiter.
»Hi, Jim. Ich kam gerade vorbei, na ja, eigentlich Wegen ein paar Dingen.« Aus Nervosität fing ich an zu plappern.
»Du hast doch von Faye gehört, oder?« Ich achtete auf seine Reaktion.
Sein kräftiger Oberkörper fiel ein bisschen zusammen.
»Ja, die Polizei war gestern hier.«
»Ach, nun, ja, deswegen.« Ich schob die Schachtel mit der Katze auf der Theke herum und dachte nach. Es wäre ein schlechter Anfang, wenn er glaubte, dass ich der Polizei vorgeschlagen hätte, ihn zu befragen. »Äh, ich habe Faye in ihrem Motelzimmer gefunden, und der verantwortliche Detective hat von mir ihre Unterlagen haben wollen. Ich musste ihnen die Informationen geben, wen Faye über Heart Mates getroffen hat.« Ich machte eine Pause, um Luft zu holen, und suchte nach der besten Taktik, um Jim in ein Gespräch darüber zu verwickeln, was er der Polizei gesagt hatte. Dann platzte ich einfach damit heraus: »Was hast du ihnen erzählt?« Ich versuchte, angesichts meiner nicht gerade subtilen Fragetechnik nicht zusammenzuzucken. Im Fernsehen sah es immer einfacher aus.
Er machte ein angespanntes Gesicht. »Hör mal, ich habe zu tun. Brauchst du sonst noch was?«
Das hier lief nicht gut. Ich griff in die Schachtel und zog das Kätzchen raus. Es miaute und streckte seine spindeldürren Beinchen wie in einem Cartoon von sich. Ich konnte heute nicht einmal ein Kätzchen zur Kooperation veranlassen. »Irgendwie ist dieses Kätzchen bei mir gelandet, es sollte eigentlich für Faye sein. Kennst du jemanden, der es nehmen möchte?«
Jim starrte die Katze an. »Sie liebte Tiere. Sie hat davon erzählt, dass sie keine haben konnte während ihrer Ehe.« Er sah mir in die Augen und fuhr fort: »Ich habe sie nur zweimal getroffen. Sie war süß, aber bedürftig, weißt du?«
Ich war überrascht, dass er zu erzählen angefangen hatte, und wollte den Redefluss nicht unterbrechen. Ich drückte das Kätzchen an meine Brust, um es zu beruhigen, und wiederholte:
»Bedürftig?«
»Ja, sie wollte immer Anerkennung. Sie war eigentlich noch ein Kind.«
»Sechsundzwanzig«, sagte ich.
Er fuhr mit einer Hand über sein Gesicht. »Traurig. Ich nehme an, ihr Exmann war wohl doch kein Weichei.« Er legte eine Hand auf die Theke. »Nicht dass ich finde, es war richtig, also, dass er Faye umgebracht hat. Ich meinte nur, dass, na ja, ein Mann, der seine Frau das Geld verdienen lässt, während er Computerspiele spielt? Das ist für mich kein Mann. Deswegen hat sie ihn verlassen.«
Ich machte reflexartig den Mund auf, um Adam zu verteidigen und zu erzählen, dass ich in seinem Auftrag Fayes letzte Tage recherchierte. Aber ich änderte meine Meinung und beruhigte mich, indem ich das weiche Babyfell des Kätzchens streichelte.
Es hatte sich in meinen apricotfarbenen Pulli gekuschelt und machte ein winziges, leises Motorengeräusch in seinem Hals.
Jim zog anscheinend dieselben vorschnellen Schlüsse wie alle anderen, nämlich dass Fayes Ehemann sie getötet hatte. Er hatte wahrscheinlich der Polizei auch diese Vermutung mitgeteilt.
Aber anstatt dagegen zu argumentieren, dachte ich an die Verbindung durch die Broschüre und änderte das Thema, um zu hören, was er sagen würde. »Faye wollte ein eigenes Geschäft aufmachen.«
Sein Gesicht wurde abweisend. »Ich kenne niemanden, der eine Katze möchte. Ich muss zurück an die Arbeit.«
Ich hielt ihn auf und bohrte weiter. »Ich habe mich nur gefragt, ob du Faye geholfen hast. Vielleicht hast du ihr ein paar Tipps gegeben, da sie auch einen Printladen aufmachen wollte?«
»Ich wusste nicht einmal, dass sie das vorhatte. Sie hat mir all diese Fragen gestellt, mich benutzt …« Er unterbrach sich, sein Gesicht wurde krebsrot. »Ich muss an die Arbeit. Komm wieder, falls du irgendwas gedruckt haben möchtest, Visitenkarten, so was in der Art.« Er drehte mir den Rücken zu und kehrte zu seinem Computer zurück.
Ich nahm an, dass er die Katze nicht wollte – und auch keine Konkurrenz. Er würde offensichtlich keine meiner Fragen beantworten, wie zum Beispiel, wann er Faye das letzte Mal gesehen hatte oder wo er Montagabend war, als Faye umgebracht wurde.
Aber ich hatte trotzdem noch eine Frage. »Jim, bevor ich gehe« – oder er mich hinauswarf-, »habe ich nur noch eine Frage.«
Ganz auf den Monitor konzentriert, sah er mich nicht an.
»Gehst du, wenn ich antworte?«
Ich war eindeutig zu
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