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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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kaum folgen konnte. Plötzlich stand Eve regungslos da und Olivers Schwertspitze zog am Stoff des Piratenschädel-Emblems über ihrem Herzen. »Ach, Mist«, sagte Eve und trat einen Schritt zurück. »Vamp-Geschwindigkeit einsetzen ist unfair.«
    »Hab ich gar nicht«, sagte er. »Brauchte ich nicht. Fechten war zu meiner Zeit eine Frage des Überlebens. Noch mal?«
    »Klar.« Eve zog sich ans Ende der markierten Bahn zurück und ging in die Hocke, was aber absolut nicht unbeholfen aussah.
    »Los«, sagte Amelie und wieder verschwammen sämtliche Bewegungen. Doch dieses Mal konnte Claire ein paar Dinge erkennen: Zuerst schien Eve auf Olivers Brust zu zielen, dann senkte sich jedoch ihr Degen und sie traf sein vorgestrecktes Bein. Sein Angriff glitt über Eves Schulter ins Leere. Eve stürzte sich zu Boden, rollte ab, sprang wieder auf die Beine und hob triumphierend ihren Degen.
    »Mann, das hat gesessen!«, sagte sie. »Tödliche Wunde, genau hier. Oberschenkelschlagader. Du bist so was von tot.«
    Er sagte nichts, sondern ging einfach auf seinen Platz am anderen Ende der Fechtbahn zurück.
    »Im Ernst jetzt? Du kannst nicht mit einem Unentschieden leben?«, fragte Eve. Sie hatte ihren Helm abgezogen und ihre schwarzen Augen leuchteten hinterlistig. »Können wir uns nicht einfach alle vertragen?«
    »Fechten!«, bellte er. »Nicht quatschen.«
    Eve setzte sich wieder den Helm auf und nahm ihren Platz auf der Bahn ein. Amelie holte Luft, aber anstatt das Startsignal zu geben, sagte sie: »Oliver, vielleicht solltest du es gut sein lassen.«
    Er wandte ihr sein behelmtes Gesicht zu, als könnte er nicht glauben, dass sie das gesagt hatte, dann konzentrierte er sich wieder auf Eve, die gerade Fechtstellung einnahm. »Gib uns das Startsignal«, forderte er. »Zwei von drei.«
    »Er verliert nicht gern«, sagte Amelie zu Claire und zuckte mit den Schultern. »Na schön. Los!«
    Claire konzentrierte sich und schaffte es dieses Mal, genau zu sehen, was passierte. Oliver griff an. Eve parierte, aber er war darauf vorbereitet und brachte seine Klinge wieder in Stellung, während er ihre wegschlug. Sie versuchte, ihm eine weitere Oberschenkelwunde zuzufügen, doch dieses Mal funktionierte es nicht.
    Oliver rammte ihr die Spitze des Degens so kraftvoll in die Brust, dass sie einen Schritt nach hinten machte und ihre Waffe fallen ließ.
    »Oliver!«, fuhr Amelie ihn an und er trat zurück. Eve taumelte nach hinten, verlor den Halt und fiel auf den Hintern. Ihr Degen klapperte über den Boden, als sie sich mit beiden Händen an die Brust griff, dann riss sie sich den Helm vom Kopf. Ihr Gesicht war kreidebleich und ihre Augen riesig.
    »Au«, sagte sie. »Verdammt. Das wird Spuren hinterlassen.«
    Oliver ging ruhelos im Kreis und drehte immer wieder den Degen in seiner behandschuhten Hand. »Du hast es so gewollt«, sagte er. »Runter von der Bahn, wenn du dich über ein paar blaue Flecken beklagen willst.«
    Eve rollte sich langsam auf die Knie, nahm ihren Helm und Degen und stand auf. Sie schien nicht besonders sicher auf den Beinen.
    »Hilf ihr«, sagte Amelie. »Sieh nach, ob sie sich nicht doch eine Rippe gebrochen hat. Oliver, das war völlig unnötig.«
    » Unnötig war allenfalls ihre Schadenfreude«, erwiderte er. »Ich bin nicht hergekommen, um gegen Kinder zu kämpfen, und sie muss die gleiche harte Lektion lernen, die ich lernen musste: Wenn man einen Stärkeren herausfordert, hat das Konsequenzen.«
    »Die Stärkeren tragen den Schwächeren gegenüber Verantwortung«, sagte Amelie. »Das weißt du sehr gut.«
    »Ich habe schon genug Verantwortung getragen. Und ich dachte, wir wären hierhergekommen, um zu kämpfen. Wenn du gut aussehen und philosophische Debatten führen willst, können wir auch woandershin gehen.«
    Eve schien es etwas besser zu gehen, sie hatte ein wenig Farbe bekommen – zu schnell und zu viel für Claires Geschmack, denn in ihren Augen glitzerten Zorn und Angst. »Brutaler Schläger«, murmelte sie.
    Oliver nahm den Helm ab und starrte sie an. Er wirkte wie ein Fels, wie jemand, mit dem man sich besser nicht anlegte. »Ich lasse nicht zu, dass mich jemand verhöhnt«, sagte er. »Und das nächste Mal, wenn du mir einen Spitznamen verpasst, wird es nicht bei einer angeknacksten Rippe auf der Fechtbahn bleiben. Geht mir jetzt aus den Augen. Die Erwachsenen brauchen ihren Raum.«
    Amelie legte den Kopf auf die Seite, musterte ihn und sagte: »Diese ganzen Regeln langweilen mich. Sollen wir die

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