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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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natürlich sehr beliebt machte.
    Doch während Claire den Tisch deckte, beobachtete sie, wie Shane im Wohnzimmer umherging. Er tigerte auf und ab. Normalerweise neigte er eher dazu, sich aufs Sofa zu werfen und so zu tun, als würde er schlafen. Heute Abend jedoch verhielt er sich aufgekratzt und fahrig, und als sie ihn an der Schulter berührte, wirbelte er so schnell herum, dass sie einen Schritt nach hinten machte. Es war leicht zu vergessen, wie groß und kräftig Shane war, bis man ihn in Aktion sah. Und mit ihr ging er normalerweise sowieso sehr zärtlich um.
    »Was?«, fuhr er sie an, doch dann verschwanden ein paar von den Schatten auf seinem Gesicht. »Oh, tut mir leid, Claire. Das wollte ich nicht.«
    »Ja, ich weiß. Was ist los mit dir?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Rastlos, nehme ich an. So bin ich schon den ganzen Tag. Ich glaube, nach dem Abendessen gehe ich ins Fitnessstudio und verbrenne ein wenig Energie.«
    Das sah Shane überhaupt nicht ähnlich. Normalerweise liebte er es, auf dem Sofa herumzulümmeln und vielleicht ein wenig Energie auf ein Videogame zu verwenden. Er war nicht der nervöse Typ.
    »Okay«, sagte sie zweifelnd. »Vielleicht vorher noch ein Game? Ich habe dich kaum gesehen die letzten Tage. Wir könnten ein wenig Zeit miteinander verbringen.«
    »Na ja, du bist doch diejenige, die zum Großen Durchgeknallten Zauberer rennt, sobald der mit den Fingern schnipst. Gib nicht mir die Schuld, wenn wir uns nicht sehen. Ich habe auch ein Leben. Es nervt, aber ich habe eins.« Shanes Worte waren schonungslos und sein Tonfall fast gemein. Für Claire waren sie wie Schläge, die sie sehr schockierten. Er war zwar wütend gewesen wegen dieses Vorfalls mit Myrnin, aber sie hatte gedacht, er sei darüber hinweggekommen, sodass man wieder unbedenklich mit ihm reden konnte.
    Offenbar war er aber doch noch nicht darüber weg. Sie beschloss, überhaupt nichts darauf zu sagen, was wahrscheinlich falsch war, aber sie traute ihrer Stimme nicht. Sie wollte nicht, dass er hörte, wie sehr er sie verletzt hatte.
    Nach einem weiteren Augenblick des Schweigens wandte er den Blick ab. »Tut mir leid. Game klingt gut. Ich glaube, ich habe nur schlechte Laune. Vielleicht ist das genau das, was ich jetzt brauche – ein paar übernatürliche Wesen abknallen.« Er sagte Übernatürliche Wesen. Nicht Zombies. Vielleicht hatte das nichts zu bedeuten, aber Claires Instinkt wertete es als sehr schlechtes Zeichen.
    Michael verteilte das Essen. Claire wusste, dass er zugehört hatte, aber er sagte nichts, sondern warf ihr nur einen Blick zu. Daraus entnahm sie, dass auch er sich Sorgen machte. Irgendetwas war los. Definitiv.
    »Hey, Bro, besser du spielst erst mal gegen mich«, sagte Michael. »Es ist schon eine Woche her, seit ich dir in deinen miesen Hintern getreten habe. Zeit, wieder gegen mich anzutreten.«
    Shane entblößte seine Zähne. Es war kein Lächeln. »Du willst spielen? Dann lass uns spielen. Sehen wir, wer dieses Mal bluten muss.« Das war typisch Shane – aber irgendwie auch wieder nicht. Die Körpersprache, der Tonfall, alles außer den Worten schien etwas ganz anderes zu signalisieren.
    Auch Michael wusste das. Er sah Shane in die Augen, runzelte die Stirn und sagte: »Vielleicht solltest du weniger Koffein zu dir nehmen.«
    »Vielleicht solltest du dich lieber um deine eigenen verdammten Angelegenheiten kümmern.« Dann murmelte er noch etwas vor sich hin, das wie Blutsauger klang.
    »Hey«, sagte Claire und legte die Hand auf seinen Arm. »Wir sind hier alle Freunde.«
    Er zuckte zusammen und schüttelte sie ab. »Sind wir das?«, fragte Shane. »Bist du dir da ganz sicher?«
    »Hey!« Eve war hereingekommen und stellte geräuschvoll die Teller auf den Tisch. Sie sah zornig aus. Michael dagegen war ganz still und beobachtete Shane mit einer Wachsamkeit, die Claires Haut zum Prickeln brachte. »Hey, Van Helsing junior, lass das. Wie oft müssen wir das noch durchkauen? Was ist dir jetzt wieder über die Leber gelaufen? Michael ist einer von uns, und das weißt du.«
    »Er ist einer von ihnen«, sagte Shane. »Wie mein Dad. Wie Oliver und Amelie und all die anderen. Er war früher mal einer von uns. Jetzt sieht er nur noch aus wie wir. Du hörst besser auf, mit dem Feuer zu spielen, Eve, bevor du eines Morgens ohne Pulsschlag aufwachst, genau wie er.«
    »Wovon redest du? Was zum Teufel ist passiert? Michael? Hast du irgendwas gesagt?« Eve sah ihn an, aber Michael schüttelte

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