Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
Vom Netzwerk:
gegenüber verstehen, aber warum Shane? Er hatte immer im Zentrum ihrer stalkermäßigen Besessenheit gestanden. »Das meinst du nicht ernst«, sagte Claire.
    »Oh doch, und wie. Ich habe eine Therapie gemacht, weißt du? Ich habe jetzt Zugang zu meinen Gefühlen und dem ganzen Mist.« Kim strich sich mit der linken Hand das ungepflegte Haar aus dem Gesicht und lachte. Es klang grob und aggressiv. »Er hat sich nie etwas aus mir gemacht, das weiß ich jetzt. Deshalb kann er mich mal. Und du auch. Danke, dass du vorbeigekommen bist.« Sie drehte sich zu ihrem Wachmann um. »Ich bin bereit zu gehen, Sir.«
    »Kim«, sagte er, noch immer lächelnd. Er hatte sogar Grübchen. »Ihre fünf Minuten sind noch nicht um. Sei nett.«
    Kim wandte sich wieder Claire zu, starrte dabei wieder völlig verschlossen in die Ferne.
    »Es gibt da eine Website«, sagte Claire, »auf der verschlüsselte Videos zu sehen sind. Weißt du etwas darüber?«
    »Weil ich die Erste war, die dieses Verschlüsselungs-Dings gemacht hat?« Kim zuckte mit den Schultern. »Warum sollte ich? Sie haben mir keinen Computer zum Spielen gegeben, weißt du? Sie sagten, dass müsste ich mir erst verdienen. Darauf pfeif ich. Ich mache bei diesen Spielen bestimmt nicht mit, nur um zu bekommen, was ich will.«
    »Aber du hast damals mit jemandem von außerhalb zusammengearbeitet. Du hattest vor, einen Deal für eine Fernsehshow abzuschließen. Dafür waren diese ganzen Videostreams gedacht. Ich glaube, wer immer das war, hat inzwischen eine andere Quelle gefunden. Und ein anderes Programm.«
    »Gut für denjenigen.« Wegwerfende Worte, aber Kim sah sie jetzt schon ein wenig interessierter an. »Welche Art von Show machen sie?«
    »Bezahlfernsehen«, sagte Claire. »Extremkämpfe.«
    »Mit Vampiren?« Kim lachte. »Mann, das ist ja fantastisch. Darauf hätte ich mal selbst kommen sollen. Das hätte eine viel bessere Show abgegeben als ihr Übelkeit erregend süßen Pärchen, die Vater-Mutter-Kind spielen und wild herummachen.«
    Claire hätte sie am liebsten geschlagen – und zwar so richtig. Aber sie holte tief Luft und sagte unnatürlich ruhig: »Ich muss wissen, wie man die Verschlüsselung aufbrechen und an die Quelle herankommen kann. Ich dachte mir, du weißt bestimmt, wie das geht.«
    »Klar weiß ich das, wenn es dieselbe Verschlüsselung ist, die ich zusammengestellt habe«, sagte Kim und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Aber warum sollte ich dir das sagen?«
    »Weil es richtig wäre?«
    Kim verdrehte die Augen. »Wow, du bist ja tatsächlich eine Idiotin. Glaubst du etwa, die Vamps tun das Richtige, wenn du ihnen gesagt hast, wer dahintersteckt? Du denkst wohl, es endet damit, dass jemand einen Klaps auf die Finger und eine Geldstrafe bekommt? Ich hatte Glück, weißt du? Glück, dass ich noch atme. Es werden Leute sterben. Geht das nicht in deinen Kopf? Es geht nicht darum, das Richtige zu tun. Es geht darum, was dabei herausspringt. Wenn du glaubst, dass die Welt anders funktioniert, bist du so dämlich wie du aussiehst.«
    »Da hast du etwas missverstanden«, antwortete Claire.
    »Was denn? Ich schwöre dir, du bist ahnungsloser als ein Glücksbärchen.«
    »Du glaubst, dass ich schwach bin, nur weil ich das Richtige tun will, weil ich alles besser machen will«, sagte Claire. »Oder dass ich dumm bin. Aber das bin ich nicht. Es bedarf weit mehr zu wissen, wie schlecht die Welt ist, und trotzdem nicht Teil davon zu werden. Und ich weiß, wie schlecht die Welt ist, Kim. Glaub mir.«
    Kims höhnisches Grinsen verblasste, als Claire sie jetzt ununterbrochen anstarrte. »Wenn du erst mal ein paar Monate in diesem Höllenloch sitzt, redest du nicht mehr so.«
    Zum ersten Mal regte sich Amelie auf ihrem Stuhl im Hintergrund des Raumes. Sie kam zum Tisch, beugte sich vor und legte die Handflächen auf die Tischplatte. Ihre grauen Augen wirkten konzentriert, als sie Kim auf Augenhöhe anstarrte. Kim hielt ihrem Blick nicht stand.
    »Du solltest dir ins Gedächtnis rufen, junge Dame, dass deine Verbrechen in früheren Zeiten durch einen äußerst grausamen Tod geahndet worden wären, sodass deine Schreie in den Ohren der anständigen Leute gegellt hätten«, sagte Amelie. »Du hast eine saubere Zelle und bekommst vernünftiges, wenn auch einfaches Essen. Du bekommst etwas zu lesen und hast einen Fernseher. Inwiefern ist das ein Höllenloch? Wie kann jemand in deinem Alter überhaupt wissen, was es bedeutet, durch die Hölle zu gehen?« In ihrer Stimme

Weitere Kostenlose Bücher