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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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Ich muss – ich muss die Sonne sehen.«
    Amelie rührte sich nicht und die aufgeladene Atmosphäre ließ auch nicht nach, aber schließlich nickte sie wie eine Königin und trat zurück. Es fühlte sich an, als wäre ein Gewitter vorbeigezogen, ohne sich zu entladen. Instinktiv holte Claire tief Luft und hörte, wie Kim dasselbe tat. »Ein Tag«, sagte Amelie. »Aber zuerst lokalisierst du die Quelle dieser Übertragung für uns. Außerdem wirst du während deines Hafturlaubs genauestens überwacht. Mr Martin wird dich begleiten …« Mr Martin, der Vampir, der hinter Kim stand, neigte den Kopf. »Und Claire auch.«
    »Moment mal«, sagten Claire und Kim wie aus einem Munde. Beide klangen gleichermaßen alarmiert. Claire sprach weiter: »Sie verlangen, dass ich bei ihr bleibe?«
    »Du magst sie nicht«, sagte Amelie. »Deshalb wirst du nicht nachsichtig sein. Beim ersten Anzeichen dafür, dass sich Kim nicht benimmt, verständigst du Mr Martin, wenn er noch nicht Bescheid weiß, und sie wird unverzüglich wieder in Gewahrsam genommen.«
    »Aber ich …«
    »Keine Widerrede«, sagte Amelie. »Der Handel ist abgeschlossen. Mr Martin, sorgen Sie dafür, dass das Mädchen ihren Internetanschluss bekommt, aber ich will, dass das strengstens überwacht wird. Sie lassen sie keinen Augenblick allein. Haben Sie verstanden?«
    »Sehr wohl, Gründerin.« Mr Martin neigte den Kopf. »Was ist, wenn sie die Aufgabe nicht erfüllen kann?«
    »Sie hat eine Stunde Zeit«, sagte Amelie. »Wenn sie das Problem nicht in diesem Zeitrahmen in den Griff bekommt, brauche ich sie nicht länger.«
    Abgebrühte Haltung hin oder her – Kim zuckte bei dieser Ankündigung zusammen. Es war unmissverständlich, was Amelie damit meinte. »Eine Stunde reicht nicht!«
    »Ich hoffe aufrichtig, dass du dich irrst«, sagte Amelie. »Nennen wir es mal … Motivation.«
    Wider Erwarten keimte in Claire Mitleid auf, als sie Kims gequälte Miene sah … Sie war schon lange genug hier. Sie hatte unter Todesdrohung gestanden und nicht nur sie, sondern auch ihre Freunde und ihre Familie hatten gelitten, wenn sie Amelies Erwartungen nicht erfüllen konnte. Solche Situationen waren sehr ungemütlich, vor allem wenn man sich nicht sicher war, ob man es schaffte.
    Auf der anderen Seite war Kim eine kaltblütige Soziopathin – zumindest sah Claire das so –, die noch nie irgendwelche Anzeichen von Reue gezeigt hatte. Es machte keinen Sinn, mit jemand Mitgefühl zu haben, der einem mit einem Lächeln ein Messer in den Rücken rammen würde, wenn man sich umdrehte.
    Claire spürte, wie die Minuten verstrichen, während man sich um die Details kümmerte: ein Computer wurde gefunden, Internetzugang eingerichtet, Sicherheitsprotokolle ausgehandelt. Schließlich ging Mr Martin aus dem Weg und Kim setzte sich vor die Tastatur.
    Sie holte Luft, legte ihre Finger auf die Tasten und sagte: »Also gut, wie lautet die URL?«
    »Unsterbliche-Schlachten-dot-com.«
    Kim tippte es ein, dann wechselte sie zu einer Ansicht der Verschlüsselung und öffnete ein neues Fenster.
    »Was machst du da?«, fragte Amelie.
    »Ich führe eine Trace Route aus.«
    »Und damit wirst du sie finden?«
    Kim lachte. »Keine Chance. Auf diese Art würde das ein Sechsjähriger schaffen. Aber dadurch erhalte ich einen Ausgangspunkt, von dem aus ich agieren kann.«
    Amelie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Mr Martin beugte sich über Kims Schulter und beobachtete aufmerksam den Bildschirm. Falls er nicht wusste, was er sich da anschaute, gelang es ihm jedenfalls gut, so zu tun. Kim warf ihm von Zeit zu Zeit einen zweifelnden Blick zu und einmal bat er sie darum, eine Pause zu machen und zu erklären, was sie da machte. Das tat sie dann in leisem, ruhigem Tonfall. Offenbar war es ihr unheimlich, dass er sich so nah über sie beugte.
    Claire nippte an einem kalten Getränk, das einer von Amelies Bodyguards gebracht hatte. Hin und wieder sah sie auf die Uhr und fühlte sich nutzlos und zunehmend beunruhigt. Jede Minute, die sie hier saß, konnte Shane oder Michael etwas Schlimmes zustoßen.
    Außerdem war ihr unwillkürlich bewusst, dass Kims Zeit ablief. Mit jedem Klicken des Minutenzeigers wurde Kim blasser. Ihre Finger flogen über die Tastatur, dann hielten sie inne und schwebten unentschlossen in der Luft, während sie sich näher zum Bildschirm beugte.
    Dreißig Minuten. Vierzig. Fünfundvierzig. Claire trank ihr Glas aus und spürte, wie die Spannung im Raum stieg. Mr Martin, der über Kims

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