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Bis du erwachst

Bis du erwachst

Titel: Bis du erwachst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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wünschte sie sich, sie könnte noch ein wenig länger eine anonyme Kneipengängerin bleiben.
    Nicht
die Chefin sein.
    Nicht
für alles verantwortlich sein.
    Nicht
Irene Cara Curtis sein, deren Schwester im Krankenhaus lag.
    Ade kam zu ihr und drückte ihr einen dicken Kuss auf die Wange. Sie ging um den Tresen herum und lächelte eine trübsinnige Frau mit roten Haaren an, die bei einem kalten Bier hockte.
    «Alles okay mit dir, Schatz?», fragte Ade. Es war ein recht gemischter Tag gewesen. Wie die meisten Tage. Im einen Moment voll Optimismus, im nächsten   …
    «Mir geht es gut, Ade.» Sie ging nach hinten, um Vorräte zu holen, und entdeckte dann auf der Theke eine Broschüre: «Leihmutterschaft – alles, was Sie wissen müssen». Bevor sie ernsthaft wütend werden konnte, wurde sie von einem donnernden Krachen unterbrochen.
    «Sorry», sagte Eliza und biss sich auf die Unterlippe, was ziemlich dümmlich aussah. Neben ihr lag ein Scherbenhaufen. «Ähm, ich weiß gar nicht, wie das passieren konnte.»
    Das war mal wieder typisch Eliza. Cara vermisste Millie. Auch wenn sie hin und wieder einen Fehler beim Cocktailmixen machte, hatte sie in den zwei Wochen, die sie bei ihr gewesen war, nie etwas zerbrochen. Tatsächlich, Cara vermisste ihre kleine Schwester!
    Sie machte sich daran, das klebrige Zeug wegzuputzen, und schickte Eliza zu ein paar herumlärmenden Spießern, auf die sie selbst gerade nicht die geringste Lust hatte.
    «Ich helfe dir beim Saubermachen», sagte Ade und hockte sich neben sie. «Ich liebe dich, weißt du», erklärte er aus heiterem Himmel und ohne besonderen Grund (hoffte sie). «Wirklich, Cara.»
    Sie wischte einfach weiter und konzentrierte sich auf das Verschüttete.
    «Hast du gehört, was ich gesagt habe?»
    «Ja! Und ich liebe dich auch!» Sie putzte immer weiter und stieß den Schrubber energisch in einen besonders hartnäckigen Fleck, der schon anzutrocknen begann. Sie wusste, wie es weitergehen würde. Er wollte seine Antwort. Ob sie ein Kind bekommen sollten.
    «Jedenfalls   …», er legte tatsächlich die Hand auf den Schrubber, sodass sie mit ihrer Panikputzerei aufhören musste, «…   habe ich nachgedacht.»
    Na toll, dachte sie. Ade sagte das nur, wenn er wirklich nachgedacht hatte. Lang und gründlich. Und das machte ihr Sorgen. Vielleicht wollte er sie verlassen. Damit würde sie nicht fertigwerden. Damit nicht. Sie war müde. Aufgewühlt.
    «Worüber hast du nachgedacht, Ade? Über eine Leihmutter?»
    «Woher weißt du das?»
    «Ich hab das Faltblatt gesehen, es lag ja groß und breit auf dem Tresen.»
    «Tut mir leid, ich räume es weg. Ich dachte nur, dass wir das in Betracht ziehen könnten, wenn du vor der Geburt und allem Angst hast. Oder vielleicht eine Adoption.»
    Sie blickte dem Mann in die Augen, den sie immer lieben würde, und hätte gern alles offen vor ihm auf den Tisch gelegt. Stattdessen sagte sie: «Wie wäre es mit nächstem Jahr? Wir könnten schon mal mit Üben anfangen.»
    «Das hast du letztes Jahr auch schon gesagt.»
    «Verdammt, warum lässt du mir keine Ruhe? Meine Schwester liegt   …»
    «Bitte sag es nicht, Cara. Du weißt, dass ich Lena liebe. Du weißt, dass ich sie vermisse.»
    Sie wusste es.
    «Aber weißt du was? Lenas Unfall hat mich in meinem Kinderwunsch sogar noch bestärkt. Er hat mir gezeigt, wie schnell das Leben zu Ende sein kann. Wie man Pläne über Pläne schmiedet, und am Ende kommt nichts dabei heraus, weil ein falscher Schritt genügt, um   … na ja, du weißt, was ich meine.»
    Das wusste sie allerdings.
    «Lena hat gesagt, dass wir wunderbare Eltern abgäben, und damit hat sie recht. Ich kann es mir so gut vorstellen: du, ich, unser kleiner Sohn oder unsere Tochter. Sie hätte deine Augen, aber mein Naturell. Wenn es ein Junge würde, würde ich ihm das Basketballspielen beibringen. Ich weiß, dass wir es schaffen könnten. Wir beide, zusammen.» Er trat zu ihr und ergriff ihre Hand. Sie rührte sich nicht. «Und du wärst damit nicht allein, ich wäre bei dir. Wir sind ein Team, du und ich.»
    Plötzlich fühlte sie sich in die Enge gedrängt. Ade hätte Lena nicht erwähnen sollen. Das hatte sie aus der Spur gebracht, sie musste wieder zur alten Form zurückfinden. Für sie hieß es jetzt entweder angreifen oder fliehen. Sie konnte kaum noch atmen. Die Luft entwich aus ihrem Körper wie aus einem angestochenen Ballon.
    Sie brauchte Lena.
    Jetzt.
    Aber Lena lag im Fen Lane Hospital und schlief, Cara war auf

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