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Bis du erwachst

Bis du erwachst

Titel: Bis du erwachst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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Styroporbecher, und dann kamen noch mehr alte Geschichten. Cara konnte sich vor Lachen nicht mehr halten, als Millie an «die Sache mit der Perücke» erinnerte, nach der sie eine Woche Hausarrest bekommen hatten, und wie sie die Zeitung ihres Vaters versteckt und in unbändiger Schadenfreude zugesehen hatten, wie er den ganzen Abend danach suchte.
    Lustige Zeiten.
    Gemeinsam verbracht.

27
    Als es November wurde, tauchten überall in den Straßen geschmacklose, glitzernde, flitterbehängte Schaufenster, Kunstschnee und Leuchtschmuck auf. Cara wollte überhaupt nichts davon wissen, dass Weihnachten kurz bevorstand, weil Lena nicht bei ihnen war. Ade hatte angerufen und gesagt, dass er Zeit für sich brauche und erst einmal in Nordlondon bleiben und seiner Mutter helfen würde. Die Beziehung von Cara und Ade hatte im Lauf der vielen Jahre natürlich Höhen und Tiefen durchlebt, aber dies war das erste Mal, dass Ade ausgezogen war. Das machte ihr Angst. Dennoch: Ade liebte sie, und sie war zuversichtlich, dass er zurückkommen würde, sobald er erkannt hatte, dass sein Platz an ihrer Seite war. Wenn sie ihn in der Bar sah, musste sie sich zusammenreißen, um ihn nicht zu bedrängen. Cara hatte in ihrem Leben noch nie um etwas gebettelt, und sie hatte nicht die Absicht, jetzt damit anzufangen. Immerhin bekam sie Ade durch den Job jeden zweiten Tag zu sehen. Gemeinsam bedienten sie die Gäste, hielten Besprechungen ab und sahen sich hin und wieder in die Augen. Zehn Jahre gemeinsamen Lebens, in denen sie sich in- und auswendig kennengelernt hatten, ließen sich nicht so einfach ignorieren. Zuerst hatte es Cara durchaus genossen, das Bett undden Fernseher ganz für sich allein zu haben. Jetzt konnte sie jederzeit einen
Desperate-Housewives -
Marathon veranstalten. Aber dann fiel ihr wieder ein, wie sehr sie es genoss, sich mit Ade auf das Sofa zu kuscheln, ihre Lieblingssendung zu gucken und so zu tun, als nerve es sie, wenn er ständig Fragen zur Handlung stellte.
     
    Millie liebte Weihnachten – aber nicht so sehr, wie es Lena getan hatte. Sie musste an sie denken, als sie ins Schaufenster eines Kaufhauses starrte. Es war mit einem breakdancenden Weihnachtsmann und nickenden Rentieren in Turnschuhen dekoriert. Der Schnee und die Sterne gaben dem Ganzen eine absurde Atmosphäre. Passanten blieben stehen und machten Bilder mit ihren Handys, während ihre Kids aufgeregt herumtanzten. Millie konnte sich gut vorstellen, dass Lena ebenfalls ihr Handy herausgeholt und losgeknipst hätte. Vielleicht hätte sie ihr und Cara sogar ein paar Bilder geschickt.
    Millie war nur ins Londoner West End gegangen, um ein wenig zu bummeln und sich nach Aushilfsjobs im Weihnachtsgeschäft umzusehen. Auch wenn sie nicht gern als Verkäuferin arbeitete, hatte sie seit ihrem Gastspiel im A&R doch den dringenden Wunsch, sich ihr eigenes Geld zu verdienen. Sie war sich nicht sicher, ob Michael ihr die Sekretärinnenstelle in seiner Firma wirklich beschaffen konnte. Jetzt hatte sie sich ablenken lassen von der ganzen Weihnachtsdekoration. Lena wäre davon begeistert gewesen, das wusste sie. Darin war sie immer noch wie ein Kind, und diese Seite hatte Millie an ihrer Schwester immer geliebt. Erst als Teenager war ihr klar geworden, dass Lena diejenige gewesen war, die all die Jahre für den Weihnachtsmann und seineRentiere Plätzchen und Milch hingestellt und einen Schuh in ein wenig verschütteten Zucker gedrückt hatte, damit es aussah wie ein Fußabdruck.
    Millie kam an diesem Abend mit ein paar Bewerbungsbögen und einem neuen Lipgloss nach Hause. Sie hatte überlegt, ob sie Lenas Weihnachtsgeschenk schon jetzt kaufen sollte, dann aber gedacht, dass Lena ihr vielleicht selbst sagen könnte, was sie sich wünschte. Eines Tages. Bald.
    «Hallo, Liebling», sagte Kitty, die eine von Lenas Schürzen umgebunden hatte und eine dunkle fließende Langhaarperücke trug. «Das Abendessen ist bald fertig. Die Post liegt in deinem Zimmer. Und etwas von Michael, der vorhin da war.»
    «Danke, Kitty.»
    «No problemo», trällerte sie und kehrte in die Küche zurück. Es war immer noch irgendwie merkwürdig, aber auch schön, Kitty wieder dazuhaben – Kuchen backend und mütterlich-fürsorglich, dachte Millie. Als Erstes fiel ihr ein unfrankierter brauner Umschlag ins Auge – er war von Michael, der offensichtlich Wort gehalten hatte. Wie versprochen, hatte er ihr die genaue Jobbeschreibung vorbeigebracht (weil sie keinen Computer hatte) und ihr sogar

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