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Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Titel: Bis du stirbst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Chance.«
    Sami zieht sich den Overall und die Stiefel an, die eineinhalb Größen zu groß sind.
    »Ich glaube nicht, dass ich so gehen kann. Die passen mir nicht«, sagt er zu Dessie.
    »Sollen sie auch nicht, Blödmann. Wir wollen schließlich nicht, dass du irgendwelche niedlichen Fußabdrücke hinterlässt, die mit deiner Größe übereinstimmen.«
    »Schlau gedacht«, sagt Sami und bewundert die Logik.
    Sindbad gibt ihm einen Kanister.
    »Was ist das?«
    »Ein Kumpel von mir hat’s gemischt. Heißt TATP .«
    »Was bedeutet das?«
    »Triazeton-Tri-Oxymoron«, sagt Sindbad, »oder so ähnlich. Muss man ganz vorsichtig mit umgehen oder, weil sonst …«
    »Sonst was?«
    »Sonst geht’s hoch.«
    »Du meinst, es wird schlecht?«
    »Nein, es explodiert, Schafskopf. Die Turbanträger nennen es Satans Mutter.«
    »Ich hatte gesagt, ich wollte Plastiksprengstoff.«
    »War gerade aus bei Tesco.«
    Sami nimmt Sindbad den Behälter ab. Hält ihn auf Armlänge von sich entfernt. Schweiß prickelt auf seiner Stirn. Das hier ist Wahnsinn. Er könnte zwanzig Jahre dafür kriegen, dass er auch nur die Hälfte von dem Zeug besitzt, von einer selbstgebastelten Bombe ganz zu schweigen.
    »Check das Werkzeug«, sagt Dessie. »Guck, ob wir alles haben.«
    Sami zieht eine Show ab, knipst Schalter an und aus, hält die Glasfaserkamera hoch, pustet auf die Linse. Die eine Hälfte seines Hirns sagt: »Wie schwer kann es schon sein, in einen Tresor zu kommen? Wenn sogar Andy Palmer das geschafft hat.« Die andere Hälfte sagt: »Wem willst du hier was vormachen?«
    Dessie zählt die Latexhandschuhe und die Skimützen ab. Er packt das Werkzeug in eine große Reisetasche und wirft einen leeren Rucksack ins Innere des Lieferwagens.
    »Wenn irgendwas schiefläuft; wenn wir getrennt werden, dann rufst du diese Nummer an«, sagt er zu Sami.
    »Ich hab kein Telefon.«
    »Benutz ein öffentliches.«
    Dessie stellt sein eigenes Handy aus. Handys können geortet werden.
    Er nickt Sindbad zu. Sie sind bereit. Die Schiebetür geht auf, und der Lieferwagen fährt ins helle Tageslicht hinaus.
    Sami sitzt in der Mitte, neben Sindbad, dessen Füße kaum an die Pedale reichen. Keiner redet viel. Es gibt nicht viel zu reden. Sami beschließt, die Instruktionen für die Glasfaserkamera zu lesen.
    »Ich dachte, du wüsstest, wie man diesen Mist benutzt«, sagt Dessie.
    »Andere Marke«, erklärt Sami. »Die hier ist japanisch.« Er zeigt ihm die Schachtel. Dessie blinzelt das Geschriebene an. Da steht Made in Germany . Er kann nicht lesen.
    Im Knast hat Sami auch Typen kennengelernt, die Analphabeten waren. Ein paar von ihnen haben ihm immer ihre Briefe gebracht, damit er sie ihnen vorlas, oder sie haben ihn gebeten, ihren Frauen oder Freundinnen zurückzuschreiben. Das konnte einem das Herz brechen, weil die Neuigkeiten von zu Hause nicht immer positiv waren.
    Ein Knacki bekam eines Tages einen Brief von seiner Angetrauten, und kaum dass Sami die erste Zeile gelesen hatte, wusste er, dass es ein Abschiedsbrief war. Sie gab Otto den Laufpass. Hatte die Scheidung eingereicht.
    Sami sah die Erwartung auf dem Gesicht des Mannes und konnte es nicht. Der Kerl musste noch sechs Jahre absitzen. Wenn er die Neuigkeit nicht gut aufnahm, könnte er seine Wut glatt an dem Überbringer der schlechten Nachricht auslassen und Sami ein paar Knochen brechen.
    Also erfand er einen anderen Brief – einen, der besagte, dass zu Hause alles in Ordnung sei und dass die Kinder ihn vermissten.
    Dann schrieben sie gemeinsam einen Antwortbrief. »Sag mir, was du für Nancy empfindest«, fragte er.
    »Sie ist ein gutes Mädchen.«
    »Wie ist sie?«
    »Nun ja, sie ist ein bisschen aus dem Leim gegangen, hat ein paar Pfund zugelegt.«
    »Aber du liebst sie, oder?«
    »Machst du Witze?«
    »Nein.«
    »Hältst du mich für ein Weichei?«
    »Nein, Kumpel, ganz und gar nicht«, stammelte Sami. »Ich denk einfach nur, dass du Nancy sagen solltest, was du für sie empfindest. Damit sie weiß, wie viel sie dir bedeutet.«
    »Warum?«
    »Sie verdient es doch, oder etwa nicht? Sie zieht deine Kinder allein groß. Du bist nicht da, um zu helfen.«
    Der Mann dachte darüber nach. »Sie macht einen verdammt guten Sherry-Trifle mit so kleinen Biskuitstückchen und Vanillesoße.«
    »Ich dachte eher an was Romantischeres.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Wir könnten zum Beispiel schreiben: ›Liebe Nancy, ich denke immer an dich. Nachts wenn ich im Bett liege, denke ich daran, wie schön es ist,

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