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Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Titel: Bis du stirbst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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bitte?«
    »Ist das alles an Fragen. Wenn Sie mich ansehen, ist das alles, was Sie sehen – einen Rollstuhl? Einen Krüppel?«
    »Nein.«
    »Sie haben nicht gefragt, wo ich wohne oder was ich mache. Sie interessieren sich nicht für meine Meinung oder meine Hobbys; welche Musik ich mag, meine Lieblingsfilme, was ich lese, es ist nur der Rollstuhl. Bitte, dann sag ich’s Ihnen selbst: Ich fahre Auto. Ich gehe viermal die Woche abends ins Fitnessstudio. Ich bin toll im Bett. Wollen Sie noch mehr wissen?«
    Eigentlich nicht, denkt Sami. »Es tut mir leid, wenn ich Sie beleidigt habe.«
    »Sie sind viel zu plump, um mich zu beleidigen«, sagt sie, schaukelt in ihrem Stuhl zurück, hebt die kleinen Vorderräder an und dreht sich weg von ihm.
    Die hat echte Probleme, denkt Sami, als er sie wegfahren sieht. Da ist nicht nur ihre Wut oder ihre Bitterkeit, die ein Kraftfeld um sie herum aufbaut. Es ist, als würde sie ihre Behinderung dazu benutzen, Leute nach eigenem Gutdünken zu beschämen oder niederzumachen.
    Der Lieferwagenfahrer lehnt immer noch mit geschlossenen Augen an der Wand.
    »Sie sehen nicht aus wie ein Paki oder Araber«, sagt er.
    Sami antwortet nicht.
    »Ich nehme an, Sie denken, Sie brauchen nur ein paar Leute in die Luft zu jagen und kommen dann direkt in den Himmel. Und da dürfen Sie dann mit den hübschen kleinen Mädchen schlafen. Wo nehmt ihr Moslems eigentlich die Jungfrauen her, damit sie für alle reichen? Nicht, dass die irgendwann ausgehen und ihr dann Kamele ficken müsst.«
    Samis Backenzähne sind zusammengepresst. Sie schmerzen.
    »Sie glauben wahrscheinlich, 9/11 war ein Triumph«, fährt der Fahrer fort. »Aber ihr dummen Bastarde habt den Westen nur gestärkt. Ihr habt einen spitzen Stock in das größte verdammte Wespennest der Geschichte gerammt, und jetzt verspeisen euch die Amis zum Frühstück und scheißen euch wieder aus wie Frühstücksflocken mit extra Ballaststoffen.«
    Sami sagt ihm, er soll still sein. Er hört nicht hin.
    »Sieh mal, was im Irak passiert ist. Saddam hat damit angegeben, dass die Republikanische Garde die Ungläubigen in den Boden stampfen würde. Er hat gesagt, sie würden den Sand mit amerikanischem Blut rot einfärben. Was für ein Quatsch! Sie mussten aufgeben. Sie sind abgehauen wie verschreckte Kaninchen.
    Jetzt haben wir Aufständische statt Soldaten. Richtige Feiglinge. Legen Bomben in Schulen und Moscheen. Verkleiden sich als Frauen. Verstecken Bomben in Krüppeln und Idioten. Laufen weg. Wenn der britische Ministerpräsident auch nur ein halber Mann wäre, würde er auch noch den letzten von den Sandnegern hier aus dem Land jagen.«
    Sami wirbelt herum und tritt gegen die hinteren Beine des Stuhls, auf dem der Fahrer sitzt und auf denen sein Gewicht lastet. Die Schwerkraft erledigt den Rest. Er kracht zu Boden, landet hart auf dem Rücken. Kriegt keine Luft. Japst.
    »Ich habe gesagt, Sie sollen verdammt noch mal den Mund halten«, murmelt Sami, wobei er den Lauf der Knarre auf die Stirn des Fahrers presst. Er hinterlässt einen Abdruck. Plötzlich nimmt er sie weg. Zitternd. Erschreckt darüber, wie gern er abdrücken möchte.
    Er stemmt sich hoch, lässt sich auf einen Stuhl fallen, seine Arme hängen zwischen seinen Knien, die Waffe lose in seinen Fingern. Eine Hand berührt seine Schulter. Persephones Mutter ist durch das Restaurant herübergekommen. Sie ist eine von den Frauen, die vom Leben gebeutelt zu sein scheinen, glatt geschliffen wie ein Kiesel in einem reißenden Bach.
    »Haben Sie Kopfschmerzen? Ich habe Paracetamol in meiner Handtasche.«
    »Danke, aber ich bin in Ordnung.«
    Sie bückt sich, hockt sich auf eine Stuhlkante, Hände im Schoß verschränkt. Verschlossen. Wie ein Vogel.
    »Sie müssen Persephone entschuldigen. Sie kann ziemlich … scharfzüngig sein. Wissen Sie, sie ist sehr unabhängig und dickköpfig. Die Leute verwechseln das manchmal mit Grobheit.«
    »Sie hat ihre Gründe.«
    »Ich dachte, es sei der Unfall, aber sie war immer schon ein eher anspruchsvoller Mensch.«
    »Der Unfall?«
    »Mein Mann saß am Steuer. Gott sei seiner Seele gnädig. Persephone wurde aus dem Wagen geschleudert. Ich steckte innen fest.« Sie schiebt ihre Stirnlocke zurück, und Sami sieht eine Narbe, die unterhalb des Haaransatzes verläuft.
    »Wann war das?«
    »Vor sechs Jahren.«
    »Persephone hat gesagt, es war eine Infektion.«
    »Sie spricht nicht gerne über das, was passiert ist. Die Leute wollen immer alles ganz genau

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