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Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas

Titel: Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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können. Die Notlage ist die des gläubigen im Diesseits mit der Hoffnung auf ein Jenseits, die er mit Humor ertragen kann. Humor ist also eine Option im glauben, um in der aufgeklärten Unwissenheit als gläubiger den Mangel an gewissheit in der selbstverschuldeten gläubigkeit ertragen zu können.
    In einem weiter gefassten Bedeutungssinn liegen Humor und glauben als gleichberechtigte Optionen vor uns, um in der letzten gewissheit des Zweifels eine Transzendenzrelation aufrechterhalten zu können. gelacht wird vor allem, weil der Mensch etwas nicht glauben kann. Im Zweifel gedeiht der Lacher.
    Das zeigt sich in einer für Niederbayern typischen Weltsicht. Der Niederbayer ist ein skeptischer Menschenschlag. Es gibt sogar Leute, die behaupten, die Niederbayern wären in der Seele agnostisch gefärbt. Wir können das in diesem Rahmen nicht endgültig klären. Wir können nur ein paar Hinweise geben. Der Niederbayer bevorzugt in seiner sprachlichen Ausdrucksweise die Möglichkeitsform. Er spricht aus, was möglich wäre, was angenommen und gedacht sein könnte. Er bezweifelt alles, legt sich nicht fest, er lebt im Irrealis.
    Wenn du einen Niederbayern fragst:
    »Wos dadsd denn du sogn, wenn i di frogn dad, ob du morgen Zeit hättst?«
    »Dad i sogn, do kannt ma drüber reden …«
    »Dann dad i sogn, morgn um zwoa.«
    »Des kannt hihaun.«
    So wird sich etwas ausgemacht.
    Jetzt ist der eine da und erwartet den anderen. Dann sagt der zu dem, der schon da ist: »Ich wär jetzt da.« Darauf sagt der andere: »Zeit wär’s.« Das ist der Irrealis. Wenn der Niederbayer kommt, sagt er nicht, dass er da ist, sondern dass er da wär. Heißt nichts anderes als: »Kannt sei, dass i da bin«, beziehungsweise, »kannt auch sei, dass i glei wieder weg bin.« Das heißt, der Niederbayer ist sich selber gar nicht sicher, ob er da ist, er glaubt nur, da sein zu können. Er weiß es nicht. Er ist sich seiner irdischen Existenz nicht sicher. Er lebt in der Vermutung. Er zweifelt.
    Hört der Niederbayer etwas Unglaubliches (was es für ihn nicht gibt, weil der Niederbayer grundsätzlich alles glaubt) - falls ihm aber doch einmal etwas Unglaubliches zugetragen wird, also etwas unglaublich scheint, so sagt der Niederbayer: »glei glaub i’s.« Nur wer nichts weiß, kann glauben. Das weiß der Niederbayer.
    Drum mag der Niederbayer viel überhaupt nicht wissen, weil er weiß, je mehr er weiß, desto weniger kann er glauben. Diese Bereitschaft ist nicht auf Niederbayern begrenzt, sondern erfreut sich unter gläubigen weltweit großer Beliebtheit.
    Beispiel:
    Von den Knöchelchen jenes Hahns, der dreimal gekräht haben soll, nachdem Petrus Jesus dreimal verraten hatte, soll es doch ziemlich viele geben. Entweder war der Hahn ein anatomisches Wunder oder es waren doch mehrere. Von der Vorhaut des Herrn hingegen existieren momentan 13 Exemplare, um den gläubigen eine gelegenheit zum Niederknien anzubieten.
    Wir alle haben immer staunend und in froher Erwartung die Augen aufgerissen und uns in einem Zustand gesteigerter Aufmerksamkeit wiedergefunden, wenn man uns in den Medien die neuesten Untersuchungsergebnisse über die Echtheit des Turiner grabtuchs oder das Schweißtuch der heiligen Veronika präsentierte. Scharen von Wissenschaftlern haben die Tücher unter die Lupe genommen, haben mit neuesten Methoden geforscht, was das Zeug hergegeben hat, und kamen zu dem Ergebnis, dass sie nichts genaues sagen können, weder über die Echtheit der Reliquien noch über das genaue Alter der Tücher. gott sei Dank! Auf diese Weise bleibt alles offen und jeder darf weiterhin glauben, was er will.
    Die Hähne, die Vorhäute des Herrn, die Schweißtücher und grabtücher kann man als Reliquien ernsthaft verehren, man kann sie aber auch mit Humor betrachten.
    Wer in der Lage ist, Humor in seinem glauben zuzulassen, findet einigen Anlass zum Lachen. Auch in der Bibel selbst muss man nicht lange suchen, um Anzeichen von Humor zu entdecken, man muss sie nur richtig lesen.
    Eine geschichte erzähl ich Ihnen, die ich von klein auf immer wieder gehört und als Erwachsener im Original gelesen habe. Es ist irgendwie auch meine geschichte geworden!
    Der Herr schickte Jonas nach Ninive, um dort zu »predigen wider sie, denn ihre Bosheit ist vor mich gekommen«. Aber Jonas hatte keinen Bock, diesen Auftrag auszuführen. Es war ein klarer Fall von Befehlsverweigerung. Er wollte sich der Aufgabe entziehen. Vielleicht weil er geahnt hat, dass die geschichte für ihn

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