Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas
ob die zwei sich je wieder unterhalten haben, ob der Jonas seinen Prophetenjob aufgegeben hat, wahrscheinlich schon, der wird die Schnauze voll gehabt haben.
Sie sehen, wenn man die geschichte so erzählt, ist sie in jedem Fall komisch.
Für mich, als aktuellen Jonas, lautet die Botschaft aus dem Buch Jonas: Niemand kann sich einer Aufgabe entziehen, die der Herr vergibt. Selbst wenn man ahnt, dass man nachher als Loser dasteht, sollte man nicht zu flüchten versuchen, weil der Herr Mittel und Wege findet, dich einzufangen, damit du den Job übernimmst, den er für dich vorgesehen hat.
Deshalb steh ja auch ich heute hier in der Katholischen Akademie, um diesen Vortrag zu halten. Es hätte keinen Sinn gehabt, diese Aufgabe abzulehnen. Wer weiß, was dem Herrn alles eingefallen wäre, um mich doch hierher an dieses Pult zu bringen. Sicher hätte er mich nicht von einem Seeungeheuer verschlucken lassen, um mich in der Mandelstraße ins Foyer der Katholischen Akademie zu spucken. Er hätte eine andere Möglichkeit gefunden.
Und ich werde auch keine genauen Vorhersagen darüber machen, wann diese Akademie geschlossen wird.
Wenn Jonas jetzt Humor gehabt hätte und über die ganze geschichte herzhaft hätte lachen können, würden wir die geschichte dann weniger ernst nehmen? Hätte sie weniger Kraft? Würden wir die Botschaft anders interpretieren? Ich glaube, nein. Aber Jonas hätte sich sicher besser gefühlt, wenn er die Komik seiner Situation erkannt und mit Humor darauf reagiert hätte.
Ich hab es schon gesagt: Humor kann immer dann helfen, wenn eine menschliche Notlage vorliegt. Sicher sind Situationen vorstellbar, wo uns der Humor verlässt. Auf dem Sterbebett ist schon mancher streng katholisch geworden. Obwohl es auch Menschen gab, die kurz vor ihrem Tod noch Humor hatten. Thomas Morus soll, kurz bevor der Henker ihm den Kopf abschlagen sollte, das Haupt noch mal vom Richtblock gehoben haben, um ein letztes Wort zu sagen. Es war ihm aufgefallen, dass der Henker mit dem todbringenden Hieb auch seinen schönen langen Bart durchtrennen würde. Und so legte er ihn sorgfältig zur Seite mit den Worten: »Mein Bart hat keinen Hochverrat begangen.« Heinrich der VIII. hat ihn hinrichten lassen, weil er sich weigerte, Rom abzuschwören. Er ist für seinen katholischen glauben gestorben und war am Ende noch zu Humor fähig. Respekt!
Einige von Ihnen haben jetzt gelacht, andere geschmunzelt, wieder andere keine Regung gezeigt. gibt es also einen Humor ohne Lachen? Vermutlich schon, denn bei einigen ist eine Reaktion abgelaufen, die nur im inneren Empfindungsraum stattfand, still, und nach außen ohne körperliche Regung.
gibt es auch ein Lachen ohne Humor?
Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, nicht alle Menschen, die lachen, haben Humor. Denken wir an unseren noch amtierenden Ministerpräsidenten. Immer wenn der lacht, habe ich das gefühl, dass er nicht lachen muss, dass er nur lacht, weil er glaubt, er müsse lachen, weil eine Kamera auf ihn gerichtet ist.
Lachen ist zunächst eine körperliche Reaktion, gegen die wir uns nicht wehren können. Lachen kommt über uns, gegen unseren Willen.
Es gibt daneben ein Lachen, das demonstrativ eingesetzt wird, um mitten in einer gesellschaft Humor zu demonstrieren, weil es gesellschaftlich geboten scheint, lachen zu müssen. Am Nockherberg beispielsweise. Ich würde die Vermutung wagen, dass dort kaum ein ehrlicher Lacher zu vernehmen ist. Die Betroffenen, diejenigen, die »naufgeschossen« werden, müssen lachen, weil sie wissen, dass sie im Fernsehen von den Wählern beobachtet werden. Wer nicht lacht, gilt als humorlos. Humorlosigkeit ist unverzeihlich.
Ein Politiker muss sich humorvoll geben. Humor gehört zur kulturellen grundausstattung eines Politikers in der Öffentlichkeit. Es gibt eine Humorerwartung bei Führungspersönlichkeiten. Eine Humorpflicht! Für Politiker besteht Humorzwang! Denn wer über sich selber lachen kann, wirkt sympathisch und souverän, eben weil er über seine eigenen Schwächen lachen kann. Lachen hätte in diesem Fall eine stabilisierende Wirkung in der gesellschaft. Humor gleicht das Verhältnis von denen da oben zu denen da unten versöhnlich über das Lachen aus. Indem die Mächtigen dem Volk gestatten, über sie zu lachen, demonstrieren sie ihren Humor.
Nach wie vor wird auch die These vertreten, Lachen sei machtzersetzend, weil das Lachen eine subversive Kraft entfalte und die Mächtigen, Diktatoren und Tyrannen,
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