Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas
Demokraten, dadurch lächerlich gemacht würden. Ein lächerlicher Machthaber werde früher oder später gestürzt, weil er seine Autorität einbüße. Also, wenn diese Theorie zuträfe, dann dürften Machthaber wie Bush und Putin längst nicht mehr an der Macht sein.
Umgekehrt könnte man die These vertreten: Je lächerlicher sich ein Machthaber aufführt, desto länger hält er sich an der Macht.
Helmut Kohl könnte dafür ein Beispiel sein. Ich neige zu der Theorie, dass Machthaber, die Humor öffentlich zulassen, dadurch in ihrer Macht gefestigt werden, weil über Humor Unmut ventiliert wird. So verstandener Humor hätte eine beruhigende Wirkung auf die Verhältnisse in Staat und gesellschaft.
Auch die Mächtigen der Kirche haben über Jahrhunderte das Lachen gefürchtet wie der Teufel das Weihwasser. Und nach wie vor gibt es auch heute noch in den kirchlichen Kreisen die Meinung, dass glauben und Lachen nicht zusammengehörten. Im Theologischen Lexikon des 20. Jahrhunderts steht: »Im Lachen erfolgt die Absage an gott als alles bestimmende Wirklichkeit.« Wieder ein Beleg dafür, dass führende Theologen in der geistigen Teilhabe schwächeln, was wiederum für einen schwungvollen Humoreinsatz spricht.
Der Jean Paul, unser großer bayerischer Philosoph, hat festgestellt: »Lachende sind gutmütig und stellen sich oft in Reih und glied der Belachten; Kinder und Weiber lachen am meisten. Die stolzen Selbstvergleicher am wenigsten und der sich für nichts ausgebende Arlekino lacht über alles und der stolze Muselmann lacht über nichts.« (§30)
Womit wir wieder bei der Religion wären und der Frage, warum der Muselmann über nichts lacht. Ich weiß jetzt nicht, ob nicht auch der Muselmann lacht, aber wie weit fanatische, religiöse Humorlosigkeit führen kann, wird uns fast täglich über den Bildschirm vor Augen geführt: Flugzeuge, die in die Türme des World Trade Center in New York fliegen. Religiöse Eiferer, die in Moscheen Hass predigen.
Wir haben alle vom Kopftuchstreit gehört. In Bayern erinnern wir uns auch an den sogenannten Kruzifix-Streit, der in einer eindrucksvollen Demonstration in der Münchner Innenstadt gipfelte. Und nicht zuletzt erinnern wir uns an die Bilder, die der Papstbesuch in unseren Köpfen hinterlassen hat. Einige von uns haben vielleicht sogar noch das Zitat Benedikt des XVI. im Ohr, das zu Tumulten im muslimischen Raum führte. Papstpuppen wurden verbrannt. Und schließlich wissen wir alle noch, was los war, als in Dänemark Karikaturen veröffentlicht wurden, die den Propheten Mohammed in verzerrender und überzeichnender Weise, wie das bei Karikaturen im mitteleuropäischen Raum üblich ist, dargestellt haben. Die Folge davon waren wieder Tumulte im Libanon und in anderen arabischen Staaten, die von muslimischen gläubigen dominiert werden.
Immer wieder Tumulte. Bei all den Tumulten, die immer wieder in der muslimischen Öffentlichkeit praktiziert werden, hab ich langsam die Vermutung, dass es sich beim Tumult um ein muslimisches glaubensritual handelt, vergleichbar einer Messe, in dem die gläubigen ihre Ehrfurcht vor gott in aller Öffentlichkeit zum Ausdruck bringen.
Und wir alle kennen Sätze wie diese: Seit vielen Jahren gibt es nicht nur ein breites Wiedererwachen des religiösen Interesses, sondern auch - seit dem verstärkt auftretenden Terrorismus - eine zwingende Auseinandersetzung mit dem Religiösen als grundlage politischen Handelns. Und die wenigsten von uns denken dabei zuallererst an das grundsatzprogramm der CDU/CSU, sondern an junge bärtige, gläubige Menschen muslimischen glaubens, die daran glauben, dass sie durch ihr Selbstmordattentat ins Paradies eingehen, wo 75 Jungfrauen auf sie warten. Sie glauben an eine Wirklichkeit im Jenseits, an ein Leben nach dem Tod, in dem alle Mängel aufgehoben sind. Der glaube an das Paradies ist bei diesen jungen Männern so stark ausgeprägt, dass sie bereit sind, sich dafür in die Luft zu sprengen und möglichst viele andere, Ungläubige und auch gläubige, mitzunehmen. Die Ungläubigen haben es ohnehin verdient, um die ist es eh nicht schade, und die gläubigen dürfen sich freuen, dass sie jemand schnell und ungefragt ins Paradies mitnimmt.
Angesichts dieser Taten frage ich mich, welches Maß an Unmündigkeit einer annehmen muss, um zu einem derart religiös motivierten Terrorismus fähig zu sein. Diesen Fanatikern wünsche ich eine gehörige Portion Humor. Denn durch Humor ist der Mensch in der Lage, sich
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