Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis ich bei dir bin

Bis ich bei dir bin

Titel: Bis ich bei dir bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Hainsworth
Vom Netzwerk:
meinen Ohren und dröhnt sogar durch meine Schulterblätter hindurch. Ich drücke die Pausetaste. Der komische Beat setzt wieder ein, er kommt von dem Fenster über meinem Kopf und hat etwas sehr Dringliches – vier Schläge, dann zwei, dann drei. Mir gefriert das Blut in den Adern.
    So haben Viv und ich uns immer beieinander angekündigt.
    Ich reiße den Vorhang zur Seite – und erblicke Ninas Gesicht hinter der Scheibe. Meine Lunge dehnt sich, Luft strömt wieder durch meine Brust.
    Immer Nina, niemals Viv.
    Ich lasse das Bettlaken los, das ich in der Faust zusammengeknüllt habe, und werde im gleichen Maß wütender, wie mein Schock nachlässt. Schnaubend öffne ich das Fenster.
    »Was willst du?«
    »Wir müssen miteinander reden. Lass mich rein.«
    »Warum gibst du dich mit mir ab? Rede doch mit ihm .«
    Sie verdreht genervt die Augen. »Lass mich einfach rein.«
    »Niemand kommt durch dieses Fenster ohne den Zoll von mindestens zwei Zigaretten«, fahre ich sie an. Bei der Erinnerung an Viv, wie sie den Vorhang mit zwei Zigaretten zwischen den Lippen beiseiteschiebt, wünschte ich, ich hätte nichts gesagt.
    Nina geht sowieso nicht darauf ein, sondern klettert über die Fensterbank auf mein Bett, als hätte sie das schon öfter gemacht. Sie trägt hohe braune Stiefel und eine warm aussehende Strumpfhose, was ich kaum übersehen kann, da ihr Rock bei der Aktion hochrutscht.
    »Du rauchst nicht«, erwidert sie, richtet sich auf und zieht ihren Rock herunter.
    »Tatsächlich.« Ich verschränke die Arme. »Und was weißt du sonst noch alles über mich ?«
    Sie wird rot.
    Ich durchbohre sie mit meinem Blick, wie ich es immer bei Viv gemacht habe, wenn ich darauf aus war, einen Streit zu gewinnen. Sie hält nicht lange durch – sie kann Viv nicht das Wasser reichen.
    »Gott …« Sie gerät ins Stocken. »Du bist anders, und trotzdem bist du manchmal genau wie er.«
    »Der Typ hat mein Gesicht, aber das ist auch alles«, murmele ich.
    Ich warte darauf, dass sie sich hinsetzt, um zu reden, aber sie bleibt stehen. Mit geradem Rücken, als wollte sie eine Ansprache halten. Meine Augen folgen ihren zu dem umgekippten Schreibtischstuhl, der kaputten Anlage und dem Mist auf meinem Schreibtisch, der den Laptop unter sich begräbt. Sie steht auf der einzigen freien Stelle des grünen Teppichbodens, obwohl ich bei genauerem Hinsehen feststelle, dass sich dort lauter Krümel tummeln. Ihr Blick wandert zu mir, dann wieder nach unten. Ich wünschte, ich hätte ein T-Shirt an. Und die Bettwäsche gewechselt.
    »Also«, sagt sie, »ich bin nur hergekommen, um dir zu sagen, dass du nicht wieder da durchgehen sollst – durch dieses Ding. Es ist nicht sicher.« Sie reibt sich über den Handrücken, als wollte sie ein unangenehmes Gefühl abstreifen.
    »Das grüne Lichtding? Das hatte ich auch nicht vor.«
    »Gut«, erwidert sie steif. »Ich weiß nicht, was es ist und wie es dorthin gekommen ist, aber mein Gefühl sagt mir, dass wir nicht weiter damit herumspielen sollten.«
    Ich sehe sie skeptisch an. »Du bist hindurchgegangen, nur um mir das zu sagen?«
    »Ja, schon …« Sie zögert, dann wendet sie sich brüsk zum Fenster um. »Okay, ich gehe dann mal wieder.«
    »Warte!« Ich halte sie am Arm fest, woraufhin wir beide verdutzt auf meine Hand starren und ich sie schnell wieder loslasse. »Es gibt da etwas, das ich wissen muss.«
    »Je weniger du weißt, desto besser.«
    »Du hast dir meine Frage ja noch nicht mal angehört.«
    »Vertrau mir, sie bringt dich nicht weiter.«
    Eiskalte Luft strömt durch das offene Fenster herein, sodass ich eine Gänsehaut bekomme, aber bei dem Zustand meines Zimmers kann die frische Luft wohl nicht schaden. Ich entdecke mein schwarzes Hoodie, das zwischen Wand und Bett eingeklemmt ist, zerre es heraus und streife es über. Nina beobachtet mich, während ich es über die Brust herunterziehe, und ihre Wangen färben sich rosa. Ich zeige auf den umgekippten Schreibtischstuhl, damit sie sich setzt, doch sie rührt sich nicht. Ihr Blick ist ausdruckslos. Es ärgert mich, dass ich nicht erraten kann, was sie denkt; bei Viv konnte ich das immer.
    Ich rutsche vom Bett, schüttele ein altes Paar Jeans vom Stuhl herunter und drehe ihn um.
    »Bitte«, fordere ich sie auf.
    Sie seufzt. »Was willst du wissen?«
    Ich lasse mich zurück aufs Bett sinken, froh, dass wenigstens meine Boxershorts sauber sind.
    »Ich konnte nicht mehr Football spielen seit … meiner Verletzung.« Es laut auszusprechen

Weitere Kostenlose Bücher