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Bis ich bei dir bin

Bis ich bei dir bin

Titel: Bis ich bei dir bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Hainsworth
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hat es irgendwie geschafft, diese Nummer wieder zu tragen.
    »Ich kündige.«
    Ich lege auf und schalte das Handy aus. Es ist viel leichter, Leute abblitzen zu lassen, wenn man sich nicht ihr Gemecker anhören muss.
    Ich schiebe den Klamottenberg in den Schrank und lehne mich gegen die Tür, damit ich dieses rot-weiße Trikot nicht sehen, nicht an ihn denken muss. Wie habe ich – er – es nur geschafft, wieder Football zu spielen? Wir hatten bestimmt nicht die gleiche Verletzung, das muss es sein. Die Schmerzen waren … Na schön, ich war so zugedopt, dass ich mich kaum an die Schmerzen erinnern kann. Doch an dem ersten Tag, als sie mich zwangen, mit der Physiotherapie anzufangen, waren schon die einfachsten Gehversuche schlimmer als alles, was Coach Reed uns je im Training zugemutet hatte.
    Die Ärzte sagten, es sei unwahrscheinlich, dass ich je wieder spielen könne. Unwahrscheinlich – vergiss es, Junge, deine Laufbahn ist beendet. Viv war dabei, sie hat meine Hand gehalten, als sie es mir sagten. Ich habe mich zusammengenommen, bis sie alle gegangen waren, bevor ich zusammenbrach, und sie ist daraufhin ganz vorsichtig zu mir ins Bett geklettert. Sie hat mir über die Haare gestreichelt, zotteliger als seit Monaten, und gesagt, sie gefielen ihr länger besser. Dann hat sie ihre Wange an mein Gesicht geschmiegt und mich getröstet. » Wer braucht schon Football, solange wir uns haben?«
    Sie blieb an meiner Seite, Tag und Nacht, während alles um uns herum den Bach runterging. Dad zog im selben Monat aus. Mom verwandelte sich in einen noch übleren Workaholic-Zombie. Das Team verpasste den Saisonsieg ohne mich.
    Aber ich hatte immer noch Viv.
    Ninas Jahrbuch liegt am Fußende meines Betts. Ich schlage es bei dem Foto von dem roten Königspaar auf und fahre mit der Fingerspitze Vivs Schönheitsköniginnenlächeln nach. Sie hat mit dem Cheerleading erst aufgehört, als ich mit dem Football aufhörte. Sicher war ihr nicht klar, dass es sie ihre Freundinnenclique kosten würde, wenn sie sich für mich entschied. Und nun, da ich das hier sehe … Es ist, als würde dieses Foto ihr ihren rechtmäßigen Platz in der Welt zurückgeben.
    Ich frage mich, ob sie so glücklicher war.
    Irgendwann gegen zehn weckt mich mein Magen. Ich drehe den iPod auf und versuche, das unglückliche Knurren zu überhören, doch nach einer Weile fühlt es sich an, als würde er sich selbst annagen, also taumele ich in die Küche. Im ganzen Haus ist es dunkel. Kein Wagen in der Einfahrt. Entweder ist Mom im Büro eingeschlafen, oder sie arbeitet noch. Es steckt kein Zettel in der Obstschale.
    Ich hole die Packung mit Toasty-O’s-Kringeln aus dem Schrank, aber es liegen nur noch ein paar vereinzelte, pappige Os unten auf dem Boden. Als Nächstes durchwühle ich Speisekammer und Kühlschrank, bis ich ein paar vereiste Waffeln ganz hinten im Gefrierfach finde, hinter einer Forelle in einem Ziploc-Beutel, die noch von meinem letzten Ausflug mit Dad an den See stammt. Eindeutig über dem Verfallsdatum. Ich toaste die gelben Waffelscheiben, bis sie essbar sind, klatsche Erdnussbutter darauf, die irgendwie nie schlecht zu werden scheint, und schlurfe zurück Richtung Bett.
    Auf dem Weg durchs Wohnzimmer bemerke ich, dass das Nachrichtenlämpchen am schnurlosen Telefon blinkt. Ich lecke die Erdnusscreme von meinen Fingern und spule die Nachrichten ab, eine von der Schulsekretärin wegen meines Schwänzens, eine von meinem neuen Exchef und zwei von Dad, die ich sofort lösche, ohne sie anzuhören. Ich setze die Anrufanzeige auf null und gehe zurück zur Obstschale.
    Hallo, Mom,
    bin zu Hause geblieben, weil mir nicht gut war. Geht jetzt besser. Brauche eine Entschuldigung für morgen.
    Cam
    In meinem Zimmer kicke ich das Jahrbuch unters und werfe mich aufs Bett. Die Bettwäsche muffelt ein wenig. Weil ich vorhin in meiner Jeans eingeschlafen bin, schneidet sie mir jetzt in den Schritt, sodass ich sie ausziehe und nur noch Boxershorts anhabe. Ich drehe das Kissen herum und versuche, nicht zu denken. Nicht an grüne Lichter, nicht an Nina, Football, Viv oder irgendetwas, das gewesen sein könnte. Auf dem iPod klicke ich etwas mit vielen Bässen und ohne Worte an.
    Ich bin fast eingeschlafen, als das Schlagzeug auf einmal zu heftig und irgendwie unrhythmisch trommelt. Das nervt, weil ich das Stück gerne mag, doch so plötzlich, wie es angefangen hat, hört es auch wieder auf. Ich rolle mich an die Wand, da geht das Gewummere wieder los, scheppert in

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