Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis ich bei dir bin

Bis ich bei dir bin

Titel: Bis ich bei dir bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Hainsworth
Vom Netzwerk:
ich.
    »Es geht mich eine Menge an, Cam. Sie hält dich für tot!«
    »Na und? Ich habe sie auch für tot gehalten, und vielleicht sollen wir uns ja hier …«
    »Nein!«
    Überrascht lauschen wir beide dem Widerhall ihrer Stimme zwischen den Häusern.
    »Sie ist nicht, was sie zu sein scheint.«
    Nina kommt auf mich zu und will mich berühren, aber ich wende mich ab. Das Jahrbuch, das ich unter den Arm geklemmt hatte, fällt mit einem dumpfen Knall aufgeschlagen auf die Veranda. Ich bücke mich, um es aufzuheben, doch sie hält es bereits kniend in den Händen und starrt auf die erste Seite. Behutsam streicht sie über die Handschrift – Du hast mir das Leben gerettet .
    »Tja, da hat er sich wohl geirrt«, bemerke ich.
    Sie blickt verwirrt zu mir auf, dann wieder auf die Worte im Buch. Bedauern überkommt mich, als ich ihr Gesicht sehe, auf dem sich eine unnatürliche Mischung aus Entsetzen und Trauer abzeichnet, ein Gefühlschaos, das mir nur allzu vertraut ist. Am liebsten würde ich es zurücknehmen. Sie knallt das Buch zu und richtet sich zu ihrer ganzen zierlichen Größe auf.
    »Warum bist du zurückgekommen?«, verlangt sie zu wissen.
    Darauf hätte ich bis vor Kurzem noch eine Antwort gehabt, doch alles, was ich jetzt denken kann, ist Viv .
    Wenn Viv an diesem Ort am Leben ist, dann muss das der Grund sein, weshalb ich hier bin.
    »Wenn du wirklich das Beste willst, nicht nur für dich, sondern auch für sie …« Ninas Lippen bewegen sich weiter, aber ich verstehe nicht, was sie sagt. Sie schüttelt den Kopf und spricht lauter. »Bitte, Cam, geh einfach nach Hause, bitte.«
    Eine Träne entwischt aus ihrem Augenwinkel und rollt über ihre Wange. Dann verschwindet sie im Haus und schlägt mir die Tür vor der Nase zu.
    Verwirrt steige ich die Verandatreppe hinunter. Warum wollte sie mir nicht sagen, dass Viv am Leben ist? In einem Zimmer im oberen Stockwerk wird ein Licht gelöscht. Ich kicke wütend in den Rasen und will gerade auf dem Gartenweg davonstampfen, als die Tür hinter mir wieder aufgeht.
    Ich fahre herum. »Weißt du, nur weil du …«
    Owen steht in einem blauen Schlafanzug bedruckt mit Footballhelmen allein auf der Veranda.
    Er wirft einen verstohlenen Blick über seine Schulter und schließt vorsichtig die Haustür. Erschöpft fahre ich mir mit der Hand übers Gesicht und gehe auf ihn zu. Eigentlich will ich nur noch weg hier, aber ich kann den Jungen ja schlecht einfach dort stehen lassen.
    »Solltest du nicht im Bett sein?«, frage ich.
    »Nina hat dich wirklich vermisst«, sagt er mit einem schüchternen Lächeln. »Ich bin froh, dass du wieder da bist.«
    Ich zögere, unsicher, ob er mich immer noch für einen Geist oder einen Helden hält – oder inzwischen herausgefunden hat, dass ich keins von beiden bin.
    »Hör mal, Owen …«
    »Ich wünschte, Mom und Dad würden auch zurückkommen.« Er starrt traurig vor sich hin.
    Ich schlucke schwer. »Was ist mit ihnen passiert?«
    Er sieht mich seltsam an. Müsste ich das wissen?
    »Manchmal ist es schwer, sich an alles zu erinnern«, sage ich. »Nachdem man zurückgekommen ist.«
    Da nickt er, als wäre das durchaus verständlich. »Sie waren im Urlaub und sind nicht mehr aufgewacht. Die Polizei sagt, es war ein Leck.«
    Muss wohl Kohlenmonoxid gewesen sein.
    Meine Mutter hatte mal einen Fall, bei dem eine ganze Familie wegen einer lecken Leitung in ihrem Keller an Kohlenmonoxidvergiftung gestorben ist. Sie gingen abends schlafen und wachten einfach nicht mehr auf. Mutter, Vater, die zwei Kinder und sogar der Hund starben. Ich finde es unvorstellbar, meine Eltern zu verlieren, das gilt für beide. Der Gedanke überrascht mich, aber zugleich weiß ich, dass es stimmt.
    Ich knie mich vor ihn hin und drücke sanft seine Schulter. »Das tut mir leid, Owen.«
    Er zuckt die Achseln. »Ich war noch klein damals.«
    Ich sehe zu dem dunkel gewordenen Fenster über uns hinauf, und Owen folgt meinem Blick.
    Mit schräg gelegtem Kopf sagt er: »Als ich klein war, war Nina viel lustiger. Sie wurde wieder netter, nachdem wir dich kennengelernt hatten.« Sein Lächeln kehrt zurück. »Deshalb bin ich froh, dass du wieder da bist.«
    Voller Unbehagen stehe ich auf. »Ja … ich auch.«
    Er geht auf Zehenspitzen zurück zur Tür, dreht sich aber noch einmal um.
    »Bleibst du jetzt in der Nähe, Cam?«
    Ich zögere, denke an Ninas wunderliche Warnung, aber auch an die lebendige, gesunde Viv, allein in ihrem Zimmer, nur ein paar Blocks entfernt.
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher