Bis ich bei dir bin
sie nun einmal nicht wiederhaben, und die Enttäuschung in ihrem Blick wäre zu viel für mich.
»Du … hast mich also in deiner Welt verloren?«, will sie wissen. »Und vermisst sie ebenso sehr wie ich ihn?«
»Ja.« Ich nehme das als Stichwort und platze heraus: »Weißt du, ich dachte, weil wir uns gegenseitig so schrecklich vermisst haben, ist das vielleicht eine abgedrehte Art des Universums, alles wiedergutzumachen.«
Sie nimmt überraschend meine Hände und streicht mir die zu langen Haare aus den Augen. Genau wie damals im Krankenhaus, in einer anderen Welt. Als ich sie ansehe, strahlt sie mich mit einem wunderschönen, aber fremden Lächeln an, dem Lächeln einer Schönheitskönigin.
»Es ist mir egal, wie es dazu gekommen ist, Cam. Ich kann es einfach nicht fassen, dass ich dich wiederhabe.«
Ihre Lippen pressen sich warm und köstlich auf meine, dann seufzt sie zufrieden und legt ihren Kopf in meinen Schoß. Ich lehne mich an den Baumstamm und traue mich kaum, mich zu bewegen, streiche ihr nur durch die kurzen Locken, lausche ihrem Atem und frage mich, ob irgendetwas von alledem real ist.
»Woran denkst du?«, frage ich nach einer Weile. Sie schweigt, aber ich habe es schon immer gemerkt, wenn Viv etwas beschäftigt.
Sie hebt den Kopf, und in ihren Augen funkelt eine Mischung aus Glück und Neugier, die mich umhaut. Sie sieht einfach so sehr – wie sie selbst aus.
»Erzähl mir mehr darüber, was alles anders ist dort, wo du herkommst.«
»Ach, keine Ahnung.« Ich rutsche nervös herum und vergleiche mich wieder mit Cam, dem Footballstar, und seinem großen Comeback, konzentriere mich dann aber lieber auf sie. »Also, du warst nicht bei den Cheerleadern, das heißt, warst du schon, bis du aufgehört hast.«
»Ich habe aufgehört?« Sie fährt hoch. »Wieso das denn?«
»Äh …« Wie soll ich ihr das erklären, ohne dass sie erkennt, was für ein Loser ich bin? »Na ja, weißt du, ich hatte mir ziemlich schwer das Bein verletzt und du, äh, bist dann sozusagen aus Solidarität ausgestiegen.«
Sie sieht mich verwirrt an. »Aber warum denn? Du bist doch wieder gesund geworden!«
Ich strecke das Bein aus und betaste mein Knie.
»Für mich lief es leider nicht so günstig.«
Ein lastendes Schweigen senkt sich über uns, doch dann nimmt sie meine Hand, die auf meinem Oberschenkel liegt.
»Du hast die Mannschaft verlassen?«, fragt sie.
»Ich brauchte den Football nicht mehr, solange ich dich hatte.« Lächelnd streichele ich ihre Wange. »Du … sie hat immer so einen Spruch gehabt: Wer braucht die schon, solange wir uns haben? «
Viv blickt einen Moment perplex drein, nickt dann jedoch nachdenklich, und ich frage mich, ob sie ihre eigenen Worte akzeptieren kann, da sich hier doch alles so anders entwickelt hat. Da erscheint ein hintergründiges Grinsen auf ihrem Gesicht, und sie küsst mich schnell, aber zärtlich. Ihre Hand gleitet mein Bein hinauf, sodass ich mich plötzlich sehr eingeengt in meiner Jeans fühle.
»Das habe ich tatsächlich immer gesagt!«
Ich seufze wohlig und gebe mich dem erregenden Kitzeln ihrer Finger und ihrer Haare hin, ihrem Duft.
»Ich liebe deine Welt«, murmelt sie an meinem Bauch.
Ich lache überrascht. »Viv, nachdem wir unsere Teams verlassen hatten, waren wir nicht mehr sehr beliebt.«
»Wer braucht Beliebtheit, solange wir uns haben?«
Ihre Worte wecken eine Regung in mir, die ich längst für tot gehalten hatte. Ich ziehe sie an mich und rolle mich auf sie, sorgfältig darauf achtend, kein kostbares Stück von ihr zu zerdrücken. Sie funkelt mich mit einem sehr typischen schalkhaften Ausdruck in den Augen an.
»Deine Welt ist besser«, widerspreche ich. »Ich will nie wieder nach Hause.«
Da zuckt so etwas wie Abwehr in ihr auf. Sie scheint sich nicht wohlzufühlen, sodass ich mich sacht auf die Seite rolle und mich auf den Ellbogen stütze, um sie weiterhin ansehen zu können.
»Warum?«, fragt sie.
Ich zögere mit der Antwort, aber es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen dieser Welt und meiner.
»Weil du hier bist – das ist Grund genug für mich.«
Viv reagiert zuerst nicht darauf, sodass ich schon befürchte, etwas Falsches gesagt zu haben. Dann aber streichelt sie meinen Unterarm, anfangs zaghaft, schließlich immer selbstsicherer.
»Also, das kommt mir irgendwie unfair vor«, sagt sie mit einem Anflug von Verschmitztheit.
Ich entspanne mich bei ihrem neckenden Ton und beschnüffele ihre Haare. »Was?«
»Woher soll ich
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