Bis ich bei dir bin
das grüne Licht zu schicken?«
Ich lache, und wir kichern und bibbern zusammen und schmiegen uns enger aneinander.
»Wir brauchen aber gar nicht so lange zu warten«, meint Viv nach einer Weile.
»Wenn du in meiner Welt bleiben willst, schon. Meine Mom findet mich todsicher und bringt mich um, falls ich in dieser Dimension meinen Abschluss nicht mache.«
Sie lacht, und ich fasse ihr sacht unters Kinn, damit sie mir in die Augen sieht.
»Aber wenn wir auf deine Seite gingen …«
Sie schüttelt unnachgiebig den Kopf. »Auf keinen Fall.«
Ich verdrehe die Augen. Sie war schon immer dickköpfig, und in dieser Frage lässt sie offenbar überhaupt nicht mit sich reden. »Wenn wir die Schule erst einmal hinter uns haben, lässt man uns sowieso in Ruhe. Dann können wir uns immer noch überlegen, wohin wir gehen.«
Sie kuschelt sich unter der Decke an mich und schmiegt ihre Wange an meine Brust.
»Du meinst, dann können wir uns überlegen, wie wir es hinkriegen, beide hierzubleiben .«
EINUNDZWANZIG
A ls ich am Montagmorgen zur Schule aufbreche, betritt ein Putztrupp von der Firma HappyMaids im Gänsemarsch unser Haus. Mom hat sich doch tatsächlich einen Tag freigenommen, um den Leuten Anweisungen zu erteilen. Ich habe mir die Bemerkung verkniffen, dass wohl eher eine Woche für die Grundreinigung nötig sein wird. Soweit ich mich erinnere, ist unser Küchenfußboden nämlich weiß und nicht grau.
Trotzdem schön, dass sie sich Mühe gibt.
Ausnahmsweise einmal erreiche ich den Haupteingang der Fowler High, noch bevor es läutet. Ich hatte schon ganz vergessen, was für ein Gedränge dort herrscht, wenn man zusammen mit den anderen hineingeht. Einer aus dem ersten Jahrgang trägt einen Plakatkarton mit sich herum, wohl ein Hausaufgabenprojekt, an dem er übers Wochenende gebastelt hat, und ein Mädchen, das ich von der Raucherecke an der Bushaltestelle kenne, rennt an mir vorbei, um sich schnell noch eine Nikotindröhnung auf dem Klo zu holen. Ein anderes Mädchen, das auf lächerlich hohen, pinkfarbenen High Heels vor mir herschwankt, stürzt beinahe rückwärts die Treppe hinunter, doch ich kann sie noch rechtzeitig auffangen.
»Alles in Ordnung?«, frage ich, als sie wieder auf beiden Stilettos steht.
»Ja, danke, ich … Camden?«
Ich lasse sie schnell los. »Du solltest vorsichtiger sein mit den Dingern, Tash.«
Damit gehe ich weiter, doch noch ehe ich die nächsten zwei Stufen genommen habe, werde ich von einem sehr rotgesichtigen Logan West gegen das Geländer gestoßen.
»Machst du meine Freundin an, Pike?«
Es ist schwer, in einem zusammenhängenden Satz zu antworten, wenn man mit durchgebogenem Rücken über einem Metallgeländer hängt.
»Deine … Freundin?«
»Komm ja nicht wieder auf blöde Gedanken, verstanden?« Er deutet mit dem Kinn auf Tash. »Die da gehört mir.«
Ich werfe einen Blick auf Tash, die ihre Haare auf eine Art hochgesteckt hat, dass sie wie ein Pudel in Pink aussieht. Selbst wenn ich Vivs Kuss nicht noch warm auf meinen Lippen spüren würde, wäre das eine derart absurde Unterstellung, dass ich laut auflache.
»Glückwunsch, ich wusste nicht, dass ihr jetzt offiziell zusammen seid«, röchele ich. »Nach allem, was ich gehört habe, wart ihr bisher bloß Bumsbekannte.«
Logan versetzt mir noch einen härteren Stoß, und für einen Augenblick glaube ich, dass er mir jetzt endlich die Faust ins Gesicht schlägt, wonach es ihn juckt, seit Viv ihn verlassen hat, und mich geradewegs übers Geländer befördert – aber es kommt nicht dazu. Ein breitschultriger Fänger steht plötzlich zwischen mir und dem Möchtegernstar von einem Quarterback.
»Hey, West, warum kaufst du deiner Freundin nicht ein Paar vernünftige Schuhe?«, sagt Mike. »Wenn Pike sie nicht aufgefangen hätte, wäre sie auf ihrem Hintern gelandet.«
Logans Gesichtsfarbe geht von Rot in Violett über. Sein Blick wandert von mir zu Mike, dann die Treppe hinunter zu Tash.
»Freundin?« Tash strahlt übers ganze Gesicht. »Das simse ich gleich Niki!«
Logan lässt uns stehen und versucht, sie zu bremsen, während sie die Neuigkeit schon eifrig in der ganzen Schule verbreitet.
Ich funkele Mike böse an.
Er zieht die Augenbrauen hoch. »Hey, dir auch einen schönen guten Morgen!«
Zum ersten Mal seit Tagen sinkt meine Laune in den Keller. Ich bin zwar nicht mehr im Team, aber wie kommt Mike auf die Idee, dass ich deshalb verteidigt und verhätschelt werden muss? Ich denke an den roten König, der
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