Bis ich dich finde
wirklich einen Mercedes?« fragte Jack sie.
»Femke hatte einen besseren, Jackie«, sagte Els. »Sie hat William in
ihrem Mercedes nach Amsterdam zurückgefahren. Ich habe den Zug von Rotterdam
genommen. Ich habe dich vor mir gesehen, wie du vom Schiff aus gewinkt hast. Du
hast gedacht, du winkst mir – ich habe natürlich zurückgewinkt –, aber
eigentlich hast du deinem Vater zum Abschied zugewinkt. [831] Schöner Deal, was,
Nico?« fragte sie den Polizisten in scharfem Ton.
»Irgendwas mußte geschehen, Els«, sagte Nico erneut.
»Halt’s Maul«, sagte die alte Prostituierte noch einmal.
Als Jack ins Grand zurückkam, erwarteten ihn dort zwei Faxe; daß
er sie in der falschen Reihenfolge las, war nicht hilfreich. Er begann mit
einem überraschenden Vorschlag von Richard Gladstein, einem Filmproduzenten.
Bob Bookman hatte Gladstein das Drehbuch von Die
Schundleserin geschickt.
Lieber Jack,
beiben Sie, wo Sie sind: in Amsterdam! Was würden Sie davon
halten, wenn wir uns mal mit William Vanvleck träfen? Ich weiß, daß Sie schon
mit Wild Bill zusammengearbeitet haben. Es kommt mir so vor, als wäre Die
Schundleserin so etwas wie ein Remake, vielleicht genau das Richtige für das
Remake Monster. Denken Sie mal darüber nach: Die Geschichte ist das Remake
eines Pornofilms, aber kein richtiger Pornofilm, stimmt’s? Wir würden nichts
Pornographisches zeigen, aber schon der Gedanke einer Beziehung zwischen James
»Jimmy« Stronach und Michele Maher ist ein bißchen pornographisch, oder? (Er
ist zu stark gebaut, sie zu zart. Klasse!) Reden wir darüber. Aber zuerst
müssen Sie mir sagen, was Sie von dem Verrückten Holländer halten. Er ist
zufällig gerade in Amsterdam, und Sie sind es ebenfalls. Wenn Sie sich Vanvleck
als Regisseur vorstellen können, könnte ich mich dort mit Ihnen treffen.
Richard
Alles wurde klarer, als Jack das zweite Fax las, das er als
erstes hätte lesen sollen. Es kam von Bob Bookman von C.A.A.
[832] Lieber Jack,
Richard Gladstein war begeistert von Ihrem Drehbuch von Die
Schundleserin. Er möchte mit Ihnen über in Frage kommende Regisseure sprechen.
Richard hat die verrückte – vielleicht auch gar nicht so verrückte – Idee, Wild
Bill Vanvleck zu nehmen. Rufen Sie mich an. Rufen Sie Richard an.
Bob
Jack war so aufgeregt, daß er Richard Gladstein zu Hause anrief
und ihn weckte. (In L.A. war es sehr früh am
Morgen.)
Wild Bill Vanvleck war Ende Sechzig, vielleicht auch Anfang Siebzig.
Er war von Beverly Hills wieder nach Amsterdam gezogen. In Hollywood hatte ihn
schon seit ein paar Jahren niemand mehr als Regisseur engagiert. Das Remake
Monster hatte sein häßliches Anwesen am Loma Vista Drive verkauft. Irgend etwas
war mit seinen Whippets schiefgegangen. Jack erinnerte sich noch an die mageren
kleinen Hunde, die frei im Haus herumliefen und auf dem harten Parkett ständig
ausrutschten und hinfielen.
Und irgend etwas war mit Wild Bills Köchin und Gärtner, einem Paar
aus Surinam, passiert. Irgendwer sei in Vanvlecks Swimming-pool ertrunken,
hatte Jack von Richard Gladstein gehört. Richard wußte nicht mehr, ob es sich
um die Kindfrau aus Surinam oder ihren Miniatur-Ehemann handelte.
(Möglicherweise war der Ertrunkene auch einer der Whippets!)
Der Verrückte Holländer war also wieder in Amsterdam, wo er mit
einer sehr viel jüngeren Frau zusammenlebte. Vanvleck hatte eine Kultserie im
holländischen Fernsehen: Laut Richard Gladstein hatte Wild Bill ein im
Amsterdamer Rotlichtviertel spielendes Remake von Miami Vice gedreht.
Richard sprach davon, daß Miramax nur schwer von der Idee zu
überzeugen sein würde, William Vanvleck als Regisseur für Die
Schundleserin zu engagieren – immer vorausgesetzt, er und [833] Jack hätten
ein gutes Gespräch mit dem Verrückten Holländer. Doch die Idee, da waren sich
Gladstein und Jack einig, bot einige Möglichkeiten. (Bob Bookman hatte Wild
Bill bereits Jacks Drehbuch zugeschickt.)
Richard und Jack diskutierten auch die Idee, Lucia Delvecchio für
die Rolle der Michele Maher zu engagieren. »Sie müßte ungefähr zehn Kilo
abnehmen«, sagte Jack zu Richard.
»Das würde sie liebend gerne!« sagte Gladstein. Daran bestand kaum
ein Zweifel, dachte Jack. Es gab massenhaft Frauen in Hollywood, die zehn Kilo
abnehmen wollten – sie brauchten bloß einen Grund.
Je mehr er über Wild Bill Vanvleck nachdachte, desto mehr sagte ihm
der Gedanke zu. Das Problematische an den Stoffen des Remake Monsters waren
immer die Stoffe
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