Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition)
er sich jetzt sehr deutlich vor, einen Dolch mit silberner Schneide und einem aus Gold gefertigten Griff, der die katzenartige Form von Bastet hatte, in der Kiste zu finden.
Miriam stieg aus dem Wasser. Sie hielt die Lampe höher. Charles folgte ihr. Er öffnete die Kiste und sah obenauf den Dolch liegen. Etwas erstaunlich Erotisches ging von dieser Waffe aus, obwohl er das nicht so recht begreifen konnte.
In der Mitte der Kammer stand ein aus grobem Stein gehauener Sarkophag.
»Das ist sie!«, rief Miriam atemlos.
»Ja, das ist sie«, bestätigte Charles.
Sie hielten die Luft an, als sie sich langsam dem Sarg Kleopatras näherten, obwohl kein Geräusch durch den dicken Stein nach innen dringen konnte.
»Was machen wir jetzt, Charles?«
Wenn ein unmöglicher Traum endlich Wirklichkeit wird, kann diese Erfüllung geradezu lähmend sein. Charles fühlte sich merkwürdig. »Man sollte ein Team herbringen, das ihren Sarkophag birgt«, sagte er.
»Dann haben wir unsere Arbeit wohl getan, nehme ich an?«, fragte Miriam.
»Ja, ein Forscherteam sollte sie bergen«, wiederholte er. »Natürlich muss die ägyptische Regierung darüber informiert werden.« Er machte drei Schritte, bis er direkt neben dem kniehohen Sarkophag stand.
»Wir dürfen nichts anfassen«, erinnerte Miriam ihn.
»Du hast recht.« Charles’ Finger schoben sich ohne sein Zutun unter den Steindeckel. Er hob ihn an und schob ihn beiseite. Miriam half ihm. Mit einem ohrenbetäubenden Kreischen ließ sich der Deckel verschieben, ehe er zur Seite kippte und am Boden zerschellte.
Charles und Miriam starrten einander über den offenen Sarkophag hinweg an. Bis sie hinabblickten, war noch alles möglich.
Er nickte, und sie senkten gleichzeitig die Köpfe.
Da war sie!
Kleopatra war nicht mumifiziert. Sie war auch nicht verwest. Ihr reinweißer Kalasiris hatte inzwischen die Farbe von versengtem Papyrus angenommen. Aber ihr göttliches Gesicht, ihre perfekte Gestalt – all das war genau so, wie Charles es in Erinnerung hatte.
Charles erinnerte sich wieder.
Ein Kaleidoskop aus verschwommenen Bildern huschte und taumelte durch seinen verwirrten Verstand. Er sah ... er erhaschte einen Blick auf sie ... Nichts von dem, was er erblickte, ergab einen Sinn. Er schüttelte den Kopf. Vielleicht litt er unter Halluzinationen? Und wie konnte das sein, wenn das alles keinen Sinn ergab, er aber trotzdem gerade eine Antwort gefunden zu haben glaubte?
Miriams Fingerspitzen berührten Kleopatras Kleid, das unter ihren Fingern zu Staub verfiel und die Pharaonin bloßlegte.
»Sie schläft«, sagte Miriam.
»Ja. Seit über zweitausend Jahren.«
»Dann wecken wir sie jetzt auf.«
(Miriam zog ihr Messer aus der Scheide und zog es über ihren Handballen. Dann beugte sie sich über das dezent geschminkte, porzellanblasse Gesicht der Königin des Nils und ließ die rote Flut zwischen ihre leicht geöffneten Lippen rinnen.
Die Flut wurde zu einem Tröpfeln. Charles nahm Miriam das Messer ab. »Nein«, widersprach sie. »Dein Blut will sie nicht. Noch nicht.«
»Woher willst du das wissen?« Charles packte ihre verwundete Hand und hob sie an seinen Mund. »Ich weiß es einfach. Du nicht?« Miriam entriss ihm ihre Hand und machte einen Schritt nach hinten. Sie verschmolz mit der Dunkelheit.)
Kleopatras mit Khol umrandete Augen öffneten sich. Sie lächelte. Es war ein leises, schwaches Lächeln. Dann atmete sie ein. »Du bist ein Mensch geworden«, sagte sie zu Charles im makedonischen Griechisch ihrer Zeit.
Die Erinnerungen und Bilder verschmolzen miteinander. »Ja, mein Liebling. Das war meine Strafe, weil ich dir geholfen habe. Ich bin viele Male gestorben und wiedergeboren worden.«
»Menschlich.« Langsam hob die große Königin eine Hand und strich ihm das Haar aus den Augen. Ihr Lachen klang heiser und leise. »Und ich bin der Vampir. Das ist lustig, findest du nicht?«
»Da ich dich einst vor dem Tod errettet habe, wird es jetzt in deiner Macht stehen, mir dasselbe zu gewähren.« Charles grinste. »Keiner wird uns aufhalten können.«
Kleopatra seufzte seinen Namen. »Imenand Khaldun.«
Miriam wiederholte ihn aus dem Dunkel auf Englisch: »Der verborgene Unsterbliche.«
Charles richtete sich auf und streckte sich, als wäre er für Jahrhunderte im Stein gefangen gewesen. Er hatte sich eine Ewigkeit vor allen versteckt. Vor allem vor sich selbst.
»Miriam?« Die Königin winkte ihre Dienerin heran.
»Sie hat dir in dieser Inkarnation gut gedient«,
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