Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition)
überhaupt nicht gefällt. »Oh nein. Nicht ...« Ich kann nicht weitersprechen, weil mein Arm sich in Schmerzen auflöst.
Lilith beugt sich zu mir herüber. Sie umfasst meinen rechten Arm, der wieder nutzlos an meiner Seite baumelt, und schiebt ihn behutsam zurück in die Schlinge. Trotzdem muss ich vor Schmerz aufschreien.
Ungläubig wende ich mich von ihr ab. Aus der Tasche meines weißen Kittels, der auf dem Boden liegt, ziehe ich ein Pillenfläschchen. Die Medikamente, die ich nehmen muss, um den Schmerz zu betäuben, den dieser komplizierte, paranormale Bruch hervorruft, sind ziemlich stark. Ich habe in der Unterwelt recht gute Kontakte. Wenn man wach sein will, schlafen will – oder wenn man einfach nichts mehr spüren will, gibt es da draußen auf jeden Fall eine Pille dafür, wenn man weiß, an wen man sich wenden muss. Ich nehme zwei Pillen, ohne Lilith noch eines Blicks zu würdigen.
»Ach, komm schon, Blake. Du weißt doch, wie die Sache läuft.«
Tränen brennen in meinen Augen. Es ist mehr der Frust und nicht der plötzlich zurückgekehrte Schmerz, der mich weinen lässt. »Ihr Hexen verlangt ein Vermögen für eure medizinischen Dienste. Wie kann ich je so viel Geld aufbringen?«
»Ich an deiner Stelle würde es bei Leuten wie den Un-Armageddonern probieren.«
Das ist gar keine so schlechte Idee. Ich habe schließlich einige Fähigkeiten, die auf dem Markt eine Menge wert sind. Na gut, mit dem rechten Arm in der Schlinge bin ich nicht gerade das Sinnbild eines paranormalen Kopfgeldjägers. Aber ich bin mir sicher, dass ich zumindest einen Job finde, den ein Mann mit meinen Talenten bewältigen kann. Lilith nennt mir einen Preis. Ich nicke. »Und für das Geld bringst du die Sache wieder in Ordnung.«
Lilith lächelt. »Sobald du das Geld verdient hast, werde ich deinen Arm heilen.«
Ich schalte eine Anzeige auf einer Website. Es ist sowas wie der Kleinanzeigenteil der Tageszeitung, nur dass sich hier die Verrückten herumtreiben. Ich meine damit die richtig verrückten Leute. Leute wie ich oder die Un-Armageddon-Gesellschaft.
Die Un-Armageddoner existieren, weil jeden Augenblick, jeden Tag einfach Dinge passieren, die das Ende der Welt bringen könnten. Verrückter, übernatürlicher Scheiß, der das Meer zum Kochen bringen oder die Sonne für immer verdunkeln könnte.
Die UnAs verbringen ihre Zeit damit, uralte Texte zu durchkämmen und nach möglichen Weltuntergangsszenarien zu suchen. Und wenn sie so ein Szenario finden, halten sie den Weltuntergang auf. Es ist ein riesiges, geldverschlingendes Projekt. Aber sie sind finanziell recht gut aufgestellt. Vertrau mir, niemandem gefällt der Gedanke, dass die Welt untergehen könnte, weniger als den Superreichen. Sie wollen einfach nicht auf ihre diamantenversetzten Frühstücksflocken und die Jachten verzichten, weshalb sie gerne einen Teil ihres Gelds hergeben, bevor jemand das Ende des Universums ausruft.
Die Leute, die mich als Erste kontaktieren und mir Arbeit anbieten, sind höchstwahrscheinlich UnAs, obwohl sie mir das natürlich nicht sagen.
Wir verabreden ein Treffen in einer Kneipe. Zwei exzentrisch wirkende Männer und eine ältere Frau namens Mira warten dort auf mich. Ich will nicht, dass sie von meinem zerschmetterten Arm erfahren, und hoffe einfach, dass es genügt, wenn ich ohne Schlinge komme und sie nicht bemerken, wie der rechte Arm schlaff im Ärmel meines weißen Arztkittels hängt, den ich so gerne trage.
Mira tut höchst geschäftig und legt eine dicke Akte zwischen uns auf den Tisch. Ich ziehe mit der ungeschickten Linken meine Brille aus der Brusttasche des Kittels und setze sie auf.
»Das hier«, sagt Mira und zieht einige Papiere aus der Akte, »ist etwas, das wir uns näher angeschaut haben. Es geht um einen ...«
»Vampir.« Ich kneife die Augen zusammen und versuche, die winzigen Schnörkel zu übersetzen. »O Gott! Ein fruchtbarer Vampir? Wie konnte das passieren?«
»Eine menschliche Frau und ein gieriger Mann. Sie war, wie nennt man das ... eine Konkubine, eine Kurtisane ...?«
»Eine Hure?«
»Ja, also sowas. Die Lieblingshure eines sehr, sehr reichen Mannes. Er wusste aus einer Prophezeiung, dass ihm seine liebste Gefährtin von den Nachtgestalten genommen werden würde.«
»Von Vampiren also?«
»Genau. Und weil er so reich war, kaufte er einen Zauber, um das zu verhindern.«
»Er kaufte einen Schutzzauber?«
»Tja, leider nicht. Reiche Männer werden nicht dadurch reich, dass sie ihr Geld damit
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