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Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition)

Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition)

Titel: Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Gordon
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es? Bemerkten sie, wie sie in sich zusammenfiel wie ein Wollknäuel, das auf den Boden fällt?
    Marcus lächelte, aber das Lächeln erreichte seine Augen nicht, die falkengleich und von einem goldenen Braun waren. Er beobachtete sie. Diese Augen standen im Widerspruch zu seinem lockeren Tonfall.
    »Na klar. Ich will ja nicht, dass du dich meinetwegen zu Tode arbeitest, Kat.« Er tätschelte kurz ihren Arm, nickte Janine ein letztes Mal zu und ging weg. Seine Bewegungen waren so fließend, dass sie eher ein Gleiten statt ein Gehen waren. Oder sie hatte einfach viel zu viel Koffein im Blut.
    In dem Augenblick, als er verschwunden war, grinste Janine. »Muss nett sein, wenn man ihn um den kleinen Finger wickeln kann.«
    »Findest du? Warum?« Abwesend griff sie nach dem Pappbecher mit den Latte-macchiato-Resten. Das schmeckte jetzt noch ekliger, weil der Becher seit zwei Stunden unberührt auf ihrem Schreibtisch gestanden hatte. Aber sie brauchte jetzt was Flüssiges. Ihre Kehle fühlte sich an wie mit Sandpapier ausgelegt.
    »Ach, komm schon. Dieser Mann ist doch einfach ein schöner Anblick.«
    Sie zuckte mit den Schultern. Es stimmte schon, Marcus war, soweit sie das beurteilen konnte, ein schöner Anblick. Der Anzug passte zu ihm, und ihr gefiel sein Elan und seine Intelligenz. Aber sie musste unwillkürlich an den Blick denken, den er ihr keine zwei Minuten zuvor zugeworfen hatte. Erneut verschüttete sie etwas Latte.
    Es passierte ihr nicht oft, dass gutaussehende Männer mit ihr redeten und dabei etwas Besitzergreifendes mitschwang. Aber bei Marcus war es vom ersten Tag an so gewesen. Und sie fragte sich insgeheim, warum das so war.
    Nachdenklich betrachtete sie morgens ihr Spiegelbild, aber das verriet ihr auch nichts. Spiegelbilder zeigen einem nur so einfache Dinge wie Augen, Zähne und nackte Haut. Das andere, was das Gegenüber bemerkt und für jemanden einnimmt, die Dinge, die sie nicht mal ahnen konnte: Diese blieben im Spiegel verborgen.
    Es war tatsächlich so, dass es ihr lieber war, wenn der Spiegel vom Wasserdampf nach der Dusche beschlug und ihr Spiegelbild verschwommen wirkte, wie in einem Quarz eingeschlossen. Sie war ein blasser, verschwommener Schatten in einer Welt aus verschwommenen Schatten, mit denen sie verschmolz.
    Während des Meetings sprach sie nicht, und schließlich schickte Marcus sie nach Hause und sagte ihr, sie solle sich ausruhen. Aber sie brauchte keine Ruhe. Irgendwie war sie aufgekratzt. Auf dem Heimweg zappelte sie ständig herum, jedes Geräusch und jede Bewegung ließ sie herumfahren. Ihr Körper war angespannt, aber wohin sie sich auch drehte – da war nichts. Nur eine Stadt, die die für eine Stadt typischen Gefahren mit sich brachte. Und sie wusste nicht mal, ob sie das, was sie spürte, Angst nennen sollte.
    Sie hatte keine Ahnung, wie sie es nennen sollte.
    Sie stieg aus dem Bus. Ihre Straße lag in der Nachmittagssonne still da. Die Luft war schwer vom Duft der Magnolien. Ein Penner schlurfte über den Bürgersteig. Er hielt den Kopf gesenkt, seine Finger hielten eine Plastiktüte fest, die im Wind raschelte. Es war merkwürdig, einen Obdachlosen in dieser Gegend zu sehen. Normalerweise hielten sie sich von den besseren Gegenden fern, weil die Polizisten sie meist wieder verscheuchten, wenn sie sich in den sauberen Vorstadtreihenhaussiedlungen herumtrieben.
    Aber was machte das schon? Ihr war heute alles egal.
    Sie ging die Straße entlang und kramte in ihrer Handtasche nach einem Dollar. Man sollte solche Leute ja nicht ermuntern, und was war, wenn er sich mit dem Geld Schnaps kaufte und ...
    Eine Bewegung, die sie nur aus dem Augenwinkel wahrnahm, zog ihre Aufmerksamkeit an. Die Plastiktüte, die vom Wind gepackt wurde und davontrieb. Sie beobachtete, wie die Tüte über das Pflaster tanzte. Sie war leer.
    Das war nur ein Teil seiner Verkleidung. So konnte er mit der Menschenmenge um sich verschmelzen und ihr folgen, ohne aufzufallen. Er konnte sie beobachten, ohne dass sie es bemerkte.
    Sie bleib stehen.
    Er hob die Krempe seines abgewetzten Huts und richtete sich zu voller Größe auf. Die abgetragenen Sneakers trugen ihn lautlos über den Bürgersteig, als er auf sie zukam. Jetzt war da nicht mehr die stolpernde Gangart eines Penners. Seine Bewegungen waren zackig wie die eines Soldats. Eines Kämpfers.
    Er ragte über ihr auf. Seine Augen blitzten golden, dann jadegrün und wieder golden. Sie änderten ihre Farbe wie ein Kaleidoskop und strahlten hell im

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