Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition)
Vergleich zu seiner dunklen Haut. Augen, die sie in ihren Bann zogen. Und der Blick war ihr vertraut. Diese Augen hatten sie während ihrer Mittagspause aus der Fassung gebracht und ihren Verstand seitdem nicht mehr in Ruhe gelassen.
Sie hatte das Gefühl, er zerrte an ihr, neckte sie, gab ihr ein Versprechen. Er überflutete ihre Sinne mit Erinnerungen an Hitze, die Sonne und den Geruch von Wasser. Grüne Bäume, die inmitten der Wüste auftauchten, und blaues Wasser, das in der Sonne glitzerte.
Sie schüttelte den Kopf und machte einen halben Schritt nach hinten. Das laute Jaulen eines Hunds drang an ihr Ohr. Eine Frau mit ihrem kleinen Sohn war gerade um die Ecke gekommen, und vor ihnen lief ein kleiner Hund und bellte. Wie eine Geräuschspur, die über den Gehweg dahinzog. Woher wusste sie das alles, wenn sie gar nicht den Kopf drehte?
Er lächelte und nahm ihr die zerknüllte Dollarnote aus der Hand. Seine Finger strichen über ihre, und sie spürte eine Hitze, die ihre Sinne flutete und ihr Blut zum Tanzen brachte. Sie biss sich auf die Lippe, um nicht aufzuschreien. Denn wenn sie schrie, hätte es sich verdammt lustvoll angehört.
Verrückt.
Weil vor ihr bloß ein Penner stand, der den Kopf gesenkt hielt und in seiner Plastiktüte herumwühlte, die er zusammen mit einer fünf-Dollar-Note umklammert hielt. Er trat vom Bürgersteig und überquerte schlurfend die Straße und verschwand um die nächste Straßenecke. Der kleine Junge rief seinen Hund. Sie sah das Tier jetzt leibhaftig vor sich, das den Schwanz erhoben hatte und bellend an seiner Leine zerrte.
Der Hund bellte sie an.
Sie drehte sich um und schaute hinter sich. Die Straße war verlassen. Da ist niemand.
Der Junge rief etwas und zerrte an der Leine. Endlich hielt der Köter die Schnauze, sein Schwanz hing herunter. Er jaulte ein letztes Mal, dann drehte er sich um und lief mit seinem Herrchen weiter. Wieder kehrte Ruhe ein.
Sie war so müde, als ob sie stundenlang gerannt wäre. So erreichte sie ihr Haus. Vom Bürgersteig führten Gehwegplatten zur Eingangstür, die ein kleines Milchglasfenster hatte. Ein vertrauter Anblick. Sie stieg die Stufen hoch und schloss die Tür auf. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen. Zittrig betrat sie das Haus, schloss die Tür hinter sich und machte im nächsten Augenblick einen Satz, weil ihr Telefon in der Stille schrillte. Der Schmerz, der zu einem schwachen Pochen verblasst war, erwachte zu neuem Leben, als sie sich den Kopf heftig am Türrahmen stieß.
Sie wimmerte und blickte zum Telefon hinüber, das jetzt zwar verstummt war, aber hektisch blinkte. Marcus. Warum rief er an? Sie nahm den Anruf an, obwohl sie wusste, dass sie atemlos und zittrig klang.
»Ich wollte nur hören, ob alles in Ordnung ist«, sagte er.
»Das brauchst du nicht.«
»Was ist los?« Seine Stimme klang tiefer. So vibrierend wie ... ja, wie das Schnurren einer Katze. »Ist was passiert?«
Sie schloss die Augen; eigentlich wollte sie darauf nicht antworten. Trotzdem tat sie es. Ihr Kopf schien in Flammen zu stehen, ebenso wie ihre Haut brannte. Vielleicht hatte sie sich ja doch was eingefangen ...
»Ich weiß nicht«, sagte sie so leise, dass sie nicht wusste, ob er sie verstand. Sie redete mehr mit sich selbst als mit ihm. »Ich habe keine Ahnung, was hier passiert.«
»Warte auf mich.« Warte einfach. Warte.
Es klickte in der Leitung, und sie starrte das Telefon in ihrer Hand mit gerunzelter Stirn an. Dann schaute sie sich in der kühlen, dämmrigen Diele um. Warum war sie so früh nach Hause gekommen? Was hatte sie gemacht, ehe sie heimging? Jemand hatte ihr gesagt, sie solle nach Hause gehen.
Sie erinnerte sich an Janine, die sie fragte, ob sie eine Sommergrippe habe. Und an noch etwas ... jemanden ... Sie hatte den Bus genommen, genau, und dann war da dieser Junge mit seinem lärmenden Hund gewesen. Draußen war es so verdammt heiß ...
Sie stolperte, als sie zur Couch lief und in der Weichheit der Polster versank. Ihre Kleidung war zu warm, aber ihr fehlte die Kraft, sich auszuziehen. Sie hatte überhaupt keine Kraft. Sie legte nur noch die Arme um ein Zierkissen und schloss die Augen.
Ja, sie würde einfach abwarten.
Als sie aufwachte, war es dunkel. Lethargie drückte sie nieder und presste sie in die stickige, heiße Dunkelheit der Polster. Sie hatte das Gefühl, in ihren Klamotten zu ersticken. Betäubt richtete sie sich auf und zog sich im Schein der Straßenlaternen, deren Licht durch die Vorhänge gedämpft
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