Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition)
einen verwundeten Mann vor sich sieht, der an einen Altar gefesselt ist.
Constance holt aus einer Tasche ihres zarten, spitzenbesetzen Kleids das Fläschchen. Sie tritt zu mir und lässt mich aus der Flasche trinken.
Ich schlucke. Die Droge verlangsamt mein Denken, aber sie dämpft auch den Schmerz. Ich habe das Gefühl, mein rechter Arm wird immer leichter. Der Schmerz ist inzwischen nur noch ein Prickeln und kein brennendes Feuer. In der Schlinge zwinge ich die Finger meiner rechten Hand, sich um den Pflock zu schließen, den ich darin verborgen habe.
Lilith hat versprochen, sobald ich das Geld verdient habe, kommt mein Arm wieder in Ordnung. Mira hat gesagt, ich bekomme das Geld, wenn ich Constance pfähle. Ich kann nur hoffen, dass ich beides wörtlich nehmen kann.
Jede zerfetzte, ausgefranste Nervenfaser in meinem Arm kreischt auf, als ich ihn zu dieser Bewegung zwinge. Ich reiße den Pflock aus der Schlinge und ramme ihn direkt in Constance’ Brust. Natürlich braucht man nicht viel Kraft, um einen Vampir zu pfählen. Aber ich habe das Gefühl, ich muss mich gleich übergeben, so sehr schmerzt die Bewegung. Aber dann – Gott sei Dank! – beginnt Constance zu schreien. Sie ist entsetzt, und in diesem Moment spüre ich Liliths Zauber, der sich entwickelt. Ich hab es doch gewusst! Da sie schon einmal meinen Arm mit einem Zauber geheilt hat, wurde dieser Zauber von ihr nur verschleiert, statt ihn rückgängig zu machen. Der Zauber, der mich heilte, ist die ganze Zeit da gewesen.
»Das ist richtig.« Und als Constance zu Boden fällt und nun vollends tot ist, taucht Lilith direkt hinter ihr auf.
»Was tust du hier?« Ich versuche mich aufzurichten, aber noch bin ich an den Altar gefesselt. Außerdem werde ich etwas abgelenkt, weil Mira und ihre Vampirjungs schreien und versuchen, mich umzubringen. Eine Sekunde lang werde ich von aufblitzenden, langen Zähnen geblendet, und dann ...
Nichts.
Verwirrt löse ich die Fessel um meine linke Hand und setze mich auf. Die anderen drei Vampire liegen auf dem Boden. Zwischen ihnen steht Lilith und grinst mich zufrieden an.
»Du hast sie alle umgebracht?«
»Gewissermaßen. Schließlich waren sie schon tot, ich habe nur dafür gesorgt, dass sie die etwas geräuschlosere Variante erreichen. Sie waren ziemlich nervig. Aber was ist los, du siehst so verärgert aus?«
»Was tust du überhaupt hier?«
»Gewisse Zauber ziehen mich an. Es ist wie ein umgekehrter Rückstoß. Als dein Spruch aktiviert wurde, hat es mich hergezogen. Tut mir leid. Habe ich gestört?«
»O Gott, also weißt du. Da betreibe ich einen geradezu übermenschlichen Aufwand, um lebend hier rauszukommen. Ich wollte mich in die Freiheit kämpfen oder beim Versuch sterben. Ich habe gebetet, dass die Pfählung dieser Verrückten mich wieder soweit in Ordnung bringt, dass ich eine Chance habe. Und dann tauchst du auf, und kawumm , sind alle tot. Ich weiß, das verstehst du wahrscheinlich nicht, aber wenn man sich mit einer Hexe abgibt, hat man manchmal das Gefühl, irgendwie impotent zu sein.«
»Impotent?« Lilith grinst. »Also, wenn ich ehrlich bin, wäre die Sache dann viel leichter gewesen.«
Flashback
A. D. R. Forte
Jemand beobachtete sie. Wie bei einer wütenden Katze stellten sich die Härchen auf ihren Unterarmen und im Nacken auf, und sie spürte nicht mehr die heiße Mittagssonne, die auf sie niederbrannte, sondern eine Kälte, als stünde sie in tiefem Schatten. Sie schaute nach links und rechts, sah einzelne Menschen in der Menge, die zur Mittagszeit auf den Gehwegen unterwegs waren. Dann drehte sie sich abrupt um und schaute hinter sich. Ihre Nervenenden prickelten.
Aber sie sah nur Anwälte und Broker in Anzügen. Technikfreaks in Businesshemden, Penner, ein paar Schlägertypen. Ein Mädchen mit pinkfarbenen, stacheligen Haaren. Ein paar alte Männer, die der üppigen Blondine nachschauten, die unablässig in ihr Handy quatschte. Ein Typ in einem schrecklichen Anzug, der mit offenem Mund der Blondine hinterherstarrte. Viele, viele Menschen, die alle mit sich selbst beschäftigt waren. Für sie interessierte sich niemand.
Aber sie hatte das Gewicht dieses Blicks geradezu körperlich gespürt. Wie eine Berührung, eine eiskalte Hand, die sich auf ihren Rücken legte. Sie schüttelte den Kopf. Da ist niemand. Entweder sie verlor endgültig den Verstand, oder sie war am Rand eines Herzinfarkts. Sie musste unbedingt mehr schlafen. Vielleicht würde auch eine Massage helfen. Dienstags gab
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