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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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ich, dass die Injektion ihn getötet hat.«
    »Quälen Sie sich nicht, Fjodor Fjodorowitsch«, tröstete ihnTanja, »vielleicht hätte ich an Ihrer Stelle das Gleiche getan. Als Sie ihm die Spritze gaben, war Wolodja schon tot, er ist an Atemnot und Blutverlust gestorben.«
    Agapkin tat ihr leid. Abends stieg das Fieber auf bis zu vierzig Grad. Er hatte Schüttelfrost. Sie ging häufig zu ihm und gab ihm Tee aus Lindenblüten und Himbeeren zu trinken. Auch Sweschnikow besuchte ihn einmal, mit einem Stethoskop, hörte ihn ab und schaute ihm in den Hals, aber ihm zitterten die Hände. Er murmelte: »Nein, ich kann nicht. Verzeihen Sie. Tanja, ruf bitte Lew Borissowitsch.«
    Lew Borissowitsch Koschkin war der beste Internist im Lazarett. Er untersuchte Agapkin, sagte, die Lungen seien frei, der Hals zwar gerötet, aber ohne Belag, die Lymphdrüsen leicht vergrößert. Jedenfalls nichts Schlimmes. Eine normale Wintererkältung. Aber da der Organismus geschwächt sei durch nervliche Erschütterung und Überanstrengung, verlaufe sie so schwer. Er brauche Bettruhe, reichlich warme Getränke, Zitrone, Honig, Essigumschläge.
    Inzwischen hatte der Rechtsanwalt Brjanzew begonnen, eine Rede darüber zu halten, dass Russland seine besten Söhne nicht nur auf dem Schlachtfeld verliere. In letzter Zeit hatte er sich so daran gewöhnt, an einem Rednerpult zu stehen, dass er in Fahrt geriet und vergaß, wo er sich befand.
    Tanja erhob sich nun wirklich und ging hinauf zum kranken Agapkin.
    Er lag zusammengerollt da, mit dem Gesicht zur Wand. In dem kleinen Zimmer brannte nur die trübe Nachtlampe. Auf dem Nachtschränkchen neben dem Bett standen Medikamentenfläschchen und ein halbleeres Glas Tee. Tanja glaubte, Agapkin schlafe, und wollte wieder gehen, aber er drehte sich um und öffnete die Augen.
    »Bitte bleiben Sie, Tanja, setzen Sie sich ein wenig zu mir.«
    Sie setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett.
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Besser. Das Fieber ist gesunken. Aber das freut mich gar nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Dank meiner Krankheit sehe ich Sie öfter, und Sie kümmern sich um mich. Wenn auch nur aus Mitleid und christlicher Nächstenliebe, aber für mich ist auch das Glück.«
    »Fjodor Fjodorowitsch, wir haben Wolodja begraben«, sagte Tanja langsam, als hätte sie ihn nicht gehört.
    Er griff nach seinem kalten Tee, trank ihn in einem Zug aus und fragte: »Gab es eine Totenmesse?«
    »Ja.«
    »Wer war da?«
    Tanja zählte alle auf, verstummte und ergänzte dann: »Renata ist immerhin gekommen. Mit Chudolej. Aber sie waren nicht in der Kirche, sie haben draußen gewartet.«
    Agapkin richtete sich auf.
    »Ach ja? Haben Sie mit ihnen gesprochen?«
    »Nein. Sie sind schnell wieder gegangen. Sagen Sie, in der Nacht, als Wolodja krank wurde, was ist da passiert? Sie waren auch dort, bei Chudolej. Ich habe im Halbschlaf gehört, wie Wolodja Sie abgeholt hat.«
    »Dort wurde dringend medizinische Hilfe gebraucht«, murmelte Agapkin, »verzeihen Sie, das ist ein fremdes Geheimnis. Wie geht es Michail Wladimirowitsch?«
    »Besser. Aber er wird sich natürlich nicht so bald erholen.«
    »Ach ja, das habe ich ganz vergessen. Aus Jalta ist ein Brief gekommen, von Ossja. Hier, Klawdija war heute bei mir und hat ihn hiergelassen, auf dem Tisch.«
    Tanja lächelte schwach und öffnete den Brief.
    Ossja schrieb häufig. Er erzählte vom Gymnasium, entwarfeindrucksvolle literarische Porträts seiner Klassenkameraden und Lehrer, erfand zu jedem eine unglaubliche Geschichte. Manchmal schickte er einige Seiten seines Romans über die amerikanischen Indianer.
    Tanja rückte die Lampe zu sich heran, begann zu lesen und vertiefte sich so, dass sie Agapkin vergaß. Er schaute sie an.
    »Na, wie geht es Ossja, ist er gesund?«
    »Ja. Er schreibt einen Roman. Hat Freunde im Gymnasium. Fjodor Fjodorowitsch, ich möchte Sie etwas fragen. Aber vielleicht ist das ja auch ein fremdes Geheimnis. Bei der Beerdigung ist ein Herr aufgetaucht, den keiner kannte, schon älter, in einem teuren Pelzmantel und mit einem Lakaien. Chudolej und Renata gingen gerade, als er kam. Sie trafen sich auf der schmalen Allee. Der Herr im Pelzmantel machte so«, Tanja wiederholte die abrupte Geste, »und Chudolej ist sehr erschrocken und fast in eine Schneewehe gefallen.«
    Agapkins Gesicht lag im Halbdunkel, trotzdem konnte sie sehen, dass er blass geworden war. Auf seiner Stirn glänzten Schweißperlen. Seine Hände nestelten an der Flanelldecke herum und knüllten

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