Bis in alle Ewigkeit
deutsche Seite bietet uns natürlich ihre Experten an, Ärzte, Biologen und Biophysiker, aber das genügt meiner Firmenleitung nicht«, fuhr der Besucher fort. »Es geht um große Summen, und wir möchten …«
Ob ich ihm einen Kaffee anbiete? Aber ich habe nur löslichen, den billigsten, außerdem ist er überlagert, und die Tassen sind scheußlich.
»Wir haben lange gesucht, Informationen eingeholt und uns schließlich für Sie entschieden.«
Der Besucher lächelte charmant. Er hatte einen angenehm festen Händedruck.
Bereits zwei Tage darauf hielt das smaragdgrüne Ei direkt vorm Eingang des Hauses in Sokolniki, in dem Melnik wohnte. Eine Stunde zuvor waren Melnik, seine Frau Kira und ihre alte Katze Awdotja laut schreiend durch die vollgestellte Wohnunggerannt, und keiner hatte auf den anderen gehört. Melnik rannte mit Wäschebündeln vom Bad ins Schlafzimmer. Kira lief ihrem Mann hinterher und sammelte mal eine kaputte Socke, mal Hosenträger auf. Die Katze Awdotja lief nur zur Gesellschaft zwischen ihren Beinen herum.
Laien einwickeln, ihnen pseudowissenschaftliche Märchen auftischen, seine wahren Absichten unter der Maske einer verlockenden Halbwahrheit verbergen – das war ganz ähnlich wie die Herstellung von Gold aus Blei. Doch die Alchemisten hatten ihre Experimente im stillen Kämmerlein vorgenommen, ohne Hektik und Eile. Melnik aber musste ständig herumrennen, telefonieren, Absprachen treffen, sich den Mund fusselig reden. Das laugte ihn aus, machte ihn nervös und immer reizbarer.
Tumbe Geldleute hörten ihn aufmerksam an, sagten: ja, sehr interessant, wir melden uns auf jeden Fall und bereden das. Und drückten ihm eine Visitenkarte in die Hand. Diese Visitenkarten füllten schon eine ganze Teebüchse. Hin und wieder meldete sich tatsächlich jemand, beredete etwas mit Melnik, machte Versprechungen, rief dann aber nie wieder an und tauchte nie wieder auf.
»Aber diesmal ist das Ganze seriös«, sagte Melnik nach dem Besuch des Herrn in dem smaragdgrünen Ei im Institut.
»Das sagst du immer«, bemerkte Kira.
»Das sage ich immer, aber diesmal spüre ich es. Das ist Schicksal.«
Kira schaute aus dem Fenster, bis das komische grüne Auto, in dem ihr aufgeregter Mann fortfuhr, nicht mehr zu sehen war.
»Was halten Sie von französischer Küche?«, fragte Subow.
»Ich liebe sie!«
»Mögen Sie Hummer?«
»O ja, sehr!«
Dunkles Holz, weiße Tischdecken, Kerzenleuchter aus Messing, Zigarrenduft, Porträts bärtiger Franzosen in breiten Rahmen, an den Tischen Frauen und Männer, die zweifellos ganz oben angekommen waren, Weißwein und rosiger Hummer – das alles ließ Melnik die gestopften Socken und die Büchse mit den Visitenkarten vergessen. Nicht einmal seine angeborene Askese hinderte ihn daran, den Reiz dieses stillen Ortes zu genießen.
Subow war ein angenehmer Gesprächspartner. Er konnte zuhören, unterbrach ihn nicht, er hatte spürbar echtes Interesse an der Biologie und an Melnik persönlich. Über das Projekt sprachen sie nicht, und das war sicher richtig so, denn schließlich war es geheim und durfte nicht gleich beim ersten Gespräch erörtert werden.
Im Übrigen war Melnik das fremde Projekt ziemlich gleichgültig. Er hatte bereits einen klaren Plan im Kopf: Sollten sie ihn erst einmal als wissenschaftlichen Experten, als Berater engagieren, dann würde er die Zusammenarbeit schon in die ihn interessierende Richtung lenken.
Beim Dessert sagte Subow: »Ach, übrigens, das hätte ich beinahe vergessen. Diese westlichen Biologen verweisen ständig auf einen russischen Wissenschaftler, der ähnliche Forschungen angeblich bereits Anfang des vorigen Jahrhunderts betrieben haben soll, während der Revolution und des Bürgerkriegs. Er hieß Swertschkow oder Swetschnikow.«
»Sweschnikow! Erstaunlich, dass Sie ihn kennen. Der Name ist so gut wie vergessen. Was interessiert Sie an ihm?«
»Tja, in der Tat, was?« Subow lächelte. »Schließlich ist die Wissenschaft in neunzig Jahren so weit fortgeschritten, dass alles, was immer Sweschnikow Wichtiges entdeckt haben mag, inzwischen längst veraltet sein dürfte.«
Melnik schob sich ein Stück Ananas in den Mund.
»Ganz richtig. Zudem weiß bis heute niemand genau, was er eigentlich entdeckt hat.«
»Nicht einmal Sie?«
»Nun, ich habe natürlich eine Ahnung, worum es geht, ich verstehe schließlich ein wenig von der Biologie.«
»Die westlichen Wissenschaftler meinen, die Forschungen würden wesentlich schneller und
Weitere Kostenlose Bücher