Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
Vom Netzwerk:
Frau, zu Ihren Kindern, zu Ihrer alten Mutter. Warum sind Sie hier, Jermolajew?«
    Sweschnikow hielt den Revolver in der Tasche noch immer fest. Jermolajews Kameraden schwiegen und schauten mit dumpfer Neugier zu. Jermolajew schniefte, seine Augen huschten schuldbewusst hin und her.
    »Tja, irgendwie … Nach der Entlassung bin ich gleich auf den Bahnhof. Züge fuhren keine, überall ein Haufen Leute, ich hab da gesessen und gewartet, dann hatte ich’s satt. Aus Langeweile bin ich zu Kundgebungen, und da haben sie gesagt, wenn wir erst den Gutsbesitzern den Boden weggenommen haben und die Burshuis geschlagen, dann werden wir leben wie im Paradies, na ja, und so.« Plötzlich näherte Jermolajew sein verquollenes rotes Gesicht dem des Professors. »Michail Wladimirowitsch, gehen Sie ins Ausland, hierbleiben ist gefährlich für Sie.«
    »Und für Sie?«
    »Für mich? Ich hab nichts mehr zu verlieren. Ich bin schon verloren.«
    Jermolajew zwinkerte heftig, schluchzte auf und wischte sich mit dem Hemdärmel übers Gesicht. Der Professor drehte sich um, nahm Andrej an die Hand, und sie gingen nach Hause.
    »Mein Mütterlein ist bestimmt schon tot«, sagte der betrunkene Jermolajew in ihrem Rücken. »Ach, ich bin ein Vieh, der allerletzte Dreck bin ich.«
    Den restlichen Weg bis nach Hause legten Sweschnikow und Andrej schweigend zurück. Erst als sie schon in der Wohnung waren, fragte Andrej: »Papa, hättest du auf sie schießen können?«
    »Natürlich nicht.«
    »Aber du hattest die Hand in der Tasche, und wenn dieser Jermolajew dich nicht erkannt hätte, hätten wir uns verteidigen müssen. Sie hatten Gewehre mit Bajonetten, und du nur einen Revolver.«
    »Sie waren betrunken, außerdem ist nicht gesagt, dass ihre Gewehre geladen waren.«
    »Das waren sie bestimmt. An solche wie die verteilen die Bolschewiki Waffen und Munition.«
    »Woher weißt du das?«
    »Papa, das weiß jeder. Die Bolschewiki bewaffnen Deserteure, Arbeiter und Lumpenproletarier, sie bereiten einen Aufstand vor. Wenn sie an die Macht kommen, ist es aus mit uns Burshui-Pack.«
    »Wo hast du diesen Unsinn gehört, Andrej?«
    »Heute bei dir im Lazarett.«
    »Das Geschwätz der Verwundeten? Und du spitzt die Ohren?«
    »Sie haben eine Kundgebung abgehalten. Ein Kommissar von den Sowjets war da, er hat gesagt, dass bald schon die Arbeiter die Macht übernehmen und dass jede Köchin den Staat regieren kann. Alle haben ihm Beifall geklatscht.«
    »Unsinn. Das wird nie geschehen. Kannst du dir unseren Kantinenwirt Stepan als Minister vorstellen?«
    Andrej runzelte die Stirn, dann lachte er und schüttelte den Kopf.
    »Vergiss diesen Unsinn«, sagte Sweschnikow, »und hör nicht mehr auf Kundgebungsgeschwätz.«
    Andrej schlief nur mit Mühe ein, schrie im Schlaf mehrfach, wälzte sich herum und warf die Decke ab. Sweschnikow setzte sich zu ihm, wollte ihm wie früher Puschkin und Gogol vorlesen. Doch das beruhigte Andrej nicht. Er unterbrach den Vater ständig mit Fragen.
    »Papa, gehe ich im September bestimmt wieder ins Gymnasium?«
    »Natürlich. Im September ist dieses Durcheinander vorbei.«
    »Versprichst du mir das?«
    »Ich hoffe es.«
    Als Sweschnikow sich überzeugt hatte, dass sein Sohn schlief, ging er hinunter ins Esszimmer, um mit Agapkin Tee zu trinken. Das Dienstmädchen Klawdija teilte ihm mürrisch mit, es sei kein Zucker da, die Geschäfte seien schon die zweite Woche geschlossen.
    Die Kinderfrau döste wie immer im Sessel über ihrer Strickerei.
    »Awdotja, bring uns bitte Konfitüre«, bat Sweschnikow.
    Er musste die Bitte mehrmals wiederholen, die Alte stellte sich vollkommen taub. Schließlich schüttelte sie ärgerlich den Kopf und sagte: »Es ist keine Konfitüre da. Sie ist alle.«
    Dann brachte sie doch ein kleines Glas, stellte es vor Sweschnikow hin und knurrte dabei laut: Das Süße müsse aufgehoben werden für Andrej und für Tanja, in diesen Zeiten, die jetzt angebrochen seien, für Michail allein wäre es ihr ja nicht zu schade, er nehme ja nur einen Klecks und gut, aber andere, die kennen kein Maß, schaufelten mit einem großen Löffel.
    Dabei schielte sie zu Agapkin.
    »Na, nun hör auf zu schimpfen«, sagte Sweschnikow, »gib uns lieber noch von deinem Roggenzwieback.«
    »Nein«, erklärte die Kinderfrau fest, »den Zwieback habe ichTanja gebracht. Sie haben ja an Personal nur den Burschen, und der ist ein Dummkopf.«
    »Für dich sind alle Militärs Dummköpfe, Awdotja, vom einfachen Soldaten bis zum General«,

Weitere Kostenlose Bücher