Bis in alle Ewigkeit
hatte eine neuartige Kombination aus pflanzlichen und tierischen Komponenten hergestellt, Versuche gemacht, Artikel darüber verfasst und Vorträge gehalten, doch im Verlauf der Versuche zeigte sich, dass das Präparat zu starke Nebenwirkungen hatte, und so sehr sich Melnik im Labor auch abmühte, herauszufinden, wie man diese beseitigen könne, musste er auf das Rofexid-6 verzichten. Das Präparat heilte nicht, es tötete.
Diese schwere Enttäuschung konnte er nur verwinden, weil dieser neue Geldmann aufgetaucht war, Iwan Subow in seinem smaragdgrünen Ei, mit Abendessen in teuren Restaurants und der Verheißung phantastischer Perspektiven.
Doch auch das hatte sich zerschlagen. Subow war verschwunden, rief nicht mehr an und kam nicht mehr. Inzwischen war eigentlich genügend Zeit vergangen, um sich zu beruhigen und nicht mehr zu warten. Aber Melnik wartete dennoch und stürzte bei jedem Klingeln wie ein Raubtier ans Telefon. Doch es riefen immer die Falschen an, und nach dem Gespräch schleuderte er das Telefon jedesmal gereizt beiseite.
Als wieder einmal ein Apparat auf dem Fliesenboden der Küche gelandet war, konnte Kira nicht mehr an sich halten.
»Boris, das ist das dritte Telefon, das du diesen Monat kaputtgemacht hast. Vielleicht reicht das nun?«
Sie rechnete damit, dass er sie anbrüllen würde, wie so oft in letzter Zeit, aber er hob das Telefon vom Boden auf, schaute es an und sagte friedfertig: »Diesmal ist es nicht kaputt. Entschuldige. Du hast ja recht.«
»Was ich dich noch fragen wollte – kommen uns denn Sofja und Vera besuchen?«
»Ja. Auf jeden Fall«, antwortete er, verließ die Küche und ging ins Zimmer. Kira folgte ihm.
»Heute? Ich muss das wissen. Du wolltest die Pfifferlinge braten, die müssen vorher aufgetaut werden.«
»Ja, ja«, antwortete er so zerstreut, als hätte er gar nicht hingehört, und öffnete den Kleiderschrank.
»Was suchst du denn, Boris?«
»Ich hab’s schon gefunden.« Er zog eine kleine Reisetasche heraus.
»Also, ich habe immer noch nicht verstanden – wann kommen sie denn?«
»Sie haben es versprochen, also kommen sie auch.« Er nahm eine Hose vom Bügel und legte sie in die Tasche.
»Was machst du da?«, fragte Kira erstaunt.
»Ich packe.« Er legte zwei Hemden und einen Pullover dazu.
»Du verreist?«
»Ja, nach Kopenhagen, zu einer Konferenz.«
Kira sprang aus dem Sessel und schlug die Hände zusammen.
»Sie haben angerufen, Boris? Sind sie endlich wieder aufgetaucht? Warum hast du geschwiegen? Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
»Ich wollte es nicht beschreien.«
»Wann fliegst du denn?«
»Übermorgen, ganz früh. Um sieben Uhr zwanzig.«
»Ach, du hast schon Tickets?«
»Natürlich.« Er öffnete das Wäschefach und packte Socken, Unterhosen und Shirts in eine Plastiktüte.
»Und das Visum?«
»Ich habe doch ein Jahresvisum, das ist noch nicht abgelaufen.« Er zog einen Schuhkarton vom Schrankboden hervor, kippte ein Paar neue Schuhe auf den Teppich und brüllte plötzlich los: »Wo sind die Schnürsenkel? Warum fehlen immer die Schnürsenkel?«
»Du hast sie selbst rausgenommen und in die braunen Wildlederschuhe gezogen.«
»Dann hätten neue gekauft werden müssen! Es kann doch nicht so schwierig sein, neue Schnürsenkel zu kaufen!«
»Warum hast du es dann nicht getan?«
Kaum war der übliche laute Streit ausgebrochen, da erwachte die Katze. Sie lief ihnen vor den Füßen herum, miaute, sprang vom Sofa in die Reisetasche. Melnik regte sich so auf, dass er ganz rot und schweißnass wurde.
Auch Kira konnte sich nicht mehr beherrschen. Wieder fehlten Socken und Knöpfe an Hemden. Die Tasche seiner einzigen anständigen Jacke hatte ein Loch. Die neue Zahnbürste war verschwunden, die Zahnpasta alle.
»Was brüllst du so, Boris? Es ist noch genug Zeit, alles zu kaufen!«
»Lass mich in Ruhe! Wo ist mein Rasierzeug? Gibt es in diesem Haus wenigstens einen einzigen Kamm?«
Als er wieder einmal im Bad auf seine Frau stieß, schlug er ihr ein Pillendöschen aus der Hand und schrie: »Was willst du da schlucken?«
Gelbe Gelatinekapseln rollten über den Boden. Kira starrte ihren Mann erschrocken an.
»Ich brauche was. Für die Nerven.«
»Hier!« Melnik öffnete den Arzneischrank und nahm eine Flasche mit Herzgespann-Tropfen heraus. »Da! Nimm das!«
»Und warum nicht die hier?«, fragte Kira erstaunt, hockte sich hin und sammelte die verstreuten Pillen ein. »Du hast gesagt, das sei eine gute Medizin, du hast sie mir
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