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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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großen weißen Zähne. »Sind Sie sich überhauptdarüber im Klaren, was da geschehen ist? Zum ersten Mal in der Geschichte der Medizin seit Hippokrates ist es gelungen, einen lebendigen Organismus zu verjüngen!«
    Der Professor lachte fröhlich.
    »Mein Gott, Fjodor, Sie nicht auch noch! Ich verstehe ja, wenn Hausmädchen, romantische Fräuleins und nervöse Damen so reden, aber Sie sind immerhin Arzt, ein gebildeter Mann.«
    Agapkins Gesicht wurde ernst. Er zog eine Papirossa aus seinem silbernen Etui.
    »Michail Wladimirowitsch, Sie haben mich die letzten zwei Wochen nicht in Ihr Labor gelassen, Sie haben alles allein gemacht«, sagte er in heiserem Flüsterton, »erlauben Sie mir wenigstens, einen Blick auf ihn zu werfen.«
    »Auf wen?« Der Professor lachte noch immer, zündete ein Streichholz an und gab Agapkin Feuer.
    »Auf Grigori III. natürlich.«
    »Bitte, gehen Sie rein und schauen Sie, so viel Sie wollen. Aber kommen Sie nicht auf die Idee, den Käfig zu öffnen. Übrigens ist es nicht wahr, dass ich Sie nicht ins Labor gelassen habe. Sie selbst haben mich vor Tanjas Geburtstag um einen kurzen Urlaub gebeten, soweit ich mich erinnere, wegen geheimnisvoller persönlicher Umstände.«
    »Nun ja, entschuldigen Sie. Aber ich wusste ja nicht, dass Sie mit einer neuen Versuchsreihe begonnen hatten! Hätte ich das geahnt, hätte ich diese persönlichen Umstände zum Teufel geschickt!« Agapkin zog gierig an seiner Papirossa und drückte sie gleich darauf aus.
    »Schämen Sie sich nicht, Fjodor?« Der Professor schüttelte den Kopf. »Wenn ich es richtig verstanden habe, ging es um Ihre Braut. Wie können Sie die zum Teufel schicken?«
    »Ach, das Ganze hat sich zerschlagen.« Agapkin verzog dasGesicht und winkte ab. »Lassen wir das. Also, zeigen Sie mir die Ratte?«
    »Ja, ich zeige sie Ihnen und erzähle Ihnen alles, keine Angst. Aber unter einer Bedingung: Wir reden nicht von einer Verjüngung. Was mit Grigori III. geschehen ist, war lediglich ein Zufall oder höchstens ein überraschender Nebeneffekt. Ich hatte keine großen Pläne, die Arbeit im Lazarett ermüdet mich zurzeit sehr, ich habe überhaupt keine Kraft und keine Zeit für ernsthafte wissenschaftliche Arbeit. Im Labor entspanne ich nur, befriedige meine Neugier. Ich hatte keineswegs vor, die Ratte zu verjüngen. Ich glaube, ich habe Ihnen erzählt, dass mich seit vielen Jahren das Rätsel der Epiphyse beschäftigt. Wir leben bereits im zwanzigsten Jahrhundert, aber noch immer weiß niemand, wozu dieses kleine Ding gut ist, die Zirbeldrüse.«
    »Die moderne Wissenschaft hält die Epiphyse für ein nutzloses rudimentäres Organ«, sagte Agapkin rasch.
    »Unsinn. Nichts im Organismus ist nutzlos und überflüssig. Die Epiphyse ist das geometrische Zentrum des Gehirns, ohne ein Teil davon zu sein. Abbildungen der Epiphyse gibt es auf ägyptischen Papyrusrollen. Die alten Hindus glaubten, sie sei das dritte Auge, das Organ der Hellseher. René Descartes vermutete in der Epiphyse den Sitz der unsterblichen Seele. Bei einigen Wirbeltieren ist diese Drüse geformt und aufgebaut wie ein Auge, und bei allen, auch beim Menschen, ist sie lichtempfindlich. Ich habe das Gehirn der alten Ratte geöffnet, aber nichts entfernt oder transplantiert, die alte Hypophyse nicht durch eine neue ersetzt – das hatte ich bereits viele Male getan, immer erfolglos. Ich habe nur den frischen Extrakt der Epiphyse einer jungen Ratte injiziert.«
    Der Professor sprach ruhig und nachdenklich, als redete er mit sich selbst.
    »Das ist alles?« Agapkins Augen quollen hervor wie bei einem Basedow-Kranken.
    »Das ist alles. Dann habe ich sie zugenäht, wie es sich nach einer solchen Operation gehört.«
    »Das alles ist Ihnen in vivo gelungen?«, fragte Agapkin nach einem dumpfen Räuspern.
    »Ja, zum ersten Mal in meiner langjährigen Praxis ist die Ratte nicht gestorben, obwohl das eigentlich zu erwarten war. Wissen Sie, an diesem Abend lief nichts richtig. Zweimal wurde der Strom abgeschaltet, die Ätherflasche ist zerbrochen, meine Augen tränten, meine Brille war beschlagen.«
    Aus dem Salon drangen gedämpfte Stimmen und Musik.
    »Sie amüsieren sich dort offenbar noch immer«, murmelte der Professor und sah auf die Uhr. »Andrej gehört eigentlich ins Bett.«
    Im Salon ging es tatsächlich lustig zu. Wolodja hatte das Grammophon erneut aufgezogen und schlug vor, Blindekuh zu spielen. Tanja lachte, als Andrej ihr zum Gesang der Plewitzkaja die Augen mit einem schwarzen

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