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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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war weit hartnäckiger.
    »Keine Sorge, Tatjana Michailowna«, sagte Chudolej, als er bemerkte, wie Tanja bei einem Lärmschwall aus dem Flur zusammenzuckte, »Ihr Bruder und Herr Agapkin werden den Unverschämten so in die Schranken weisen, dass er den Weg hierher vergisst.«
    »Mein Vater kommt bald zurück. Er hat heute zwei schwere Operationen«, sagte Tanja, »dieser Vivarium fehlt ihm gerade noch.«
    »Ihr Vater ist ein erstaunlicher Mann. Er hat schon so viele Leben gerettet und wird noch so viele retten. Sagen Sie, ist er auch orthodoxer Christ?«
    »Ja. Ich hoffe, Sie haben nicht die Absicht, ihn zu hypnotisieren?«
    »Nicht doch, Tatjana Michailowna, warum sagen Sie das?« Chudolej runzelte die Stirn. »Ich habe Sie einfach bewundernd angeschaut, das war keine Hypnose. Haben Sie etwa etwas Ungewöhnliches gefühlt, als ich Sie ansah?«
    »Nein. Es war nur ein wenig seltsam.«
    Erneut klappte die Tür, es polterte, dann war es still. Kurz darauf kamen Wolodja und Agapkin ins Zimmer. Wolodja ließ sich schwer in einen Sessel fallen, legte die Beine auf einen niedrigen Tisch und zündete sich eine Zigarette an.
    »Tanja, ich verspreche Ihnen, dieser Mann wird weder Sie noch Michail Wladimirowitsch je wieder belästigen.«

Achtes Kapitel
    Colt fuhr direkt vom Bankett ins Hotel, er war sehr erschöpft, doch nicht von den Sitzungen. Sie waren nicht lang und keineswegs anstrengend gewesen. Erschöpft war er von sich selbst,von seiner Wehmut, vom erbarmungslosen Lauf der Zeit. Gerade war das Jahr zweitausend angebrochen, und nun ging schon der Mai 2004 zu Ende. Seit jener denkwürdigen Nacht in Courchevel waren dreieinhalb Jahre vergangen. Immer häufiger hatte Colt Herzschmerzen, er litt unter Kurzatmigkeit, seine Gelenke schmerzten. Erfolgreiche Geschäfte, gewaltige Profite und großartige Investitionsvorhaben freuten ihn nicht mehr. Hin und wieder sah er das Gesicht der Archäologin Jelena Orlik vor sich – besorgt, erschrocken, glücklich. Er überlegte sogar, ob er sie ausfindig machen sollte. Er musste nur Tamerlanow anrufen, aber sofort fragte er sich: Wozu?
    Ein Portier mit dem Gesicht eines Professors reichte Colt den Zimmerschlüssel. Der lautlose Lift mit den Spiegelwänden trug ihn hinauf in die siebte Etage. Vom Balkon der Präsidentensuite des alten Fünfsternehotels hatte man einen herrlichen Blick auf die nächtliche Stadt. Colt stand auf dem Balkon, schlenderte ziellos durch die riesige Suite, schaltete den Fernseher mehrmals ein und wieder aus, raschelte mit Zeitungen und legte sich in den Whirlpool. Ein hartnäckiger, wehmütiger Gedanke ließ ihm keine Ruhe, er ging ihm pausenlos durch den Kopf, wie eine Platte mit einem Sprung.
    Um halb drei nahm er ein leichtes Schlafmittel.
    Um sieben erwachte er in kaltem Schweiß, stand lange unter der Dusche, bestellte ein Frühstück aufs Zimmer und schaltete sein Telefon ein. Er wollte den Kuppler Goscha anrufen – er sollte ihm sofort eine neue Freundin herschicken, direkt nach Bern. Wenigstens das, wenn er schon nichts anderes haben konnte. Wenigstens das.
    Es klopfte an der Tür. Ein Zimmermädchen rollte einen Servierwagen mit einer weißen Serviette darauf herein und entfernte sich lautlos. Colt trank einen Schluck eiskalten Orangensaft.
    Das Telefon klingelte. Er schaltete es ab, warf es auf den Teppich und bestrich ein warmes Brötchen mit Butter.
    Goscha mochte er plötzlich nicht mehr anrufen. Stattdessen rief er den Portier an und bat ihn, die Nummer der berühmten Schweizer Klinik herauszusuchen, die ihm der Minister empfohlen hatte.
Moskau 1916
    Warum sich manche Tiere nach der Injektion verjüngten, andere dagegen starben, verstand Agapkin nicht. Er suchte nach Gesetzmäßigkeiten, probierte die verschiedensten Kombinationen aus, mitunter ganz absurde Varianten.
    Es überlebten anscheinend nur weiße männliche Ratten. Doch kaum wollte er das überprüfen, da starben in der nächsten Versuchsreihe die weißen Männchen, und einem alten grauen Weibchen, halb kahl, mit gelähmten Hinterpfoten, wuchs nach einer Woche Fieber weiches glänzendes Fell, es lief munter herum und bekam Nachwuchs.
    »Gedulden Sie sich«, sagte der Professor, »es kann Monate, Jahre dauern, ehe wir etwas begreifen, das braucht Hunderte Versuche. Sehen Sie, Grigori III. altert nun doch.«
    »Er muss noch eine Injektion bekommen.«
    »Nein. Wir werden ihn weiter beobachten.«
    »Wir müssen andere Versuchstiere ausprobieren, Schweine, Hunde, Affen«, beharrte

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