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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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umarmte und küsste sie.
    »Warum erzählst du mir dann nichts, als wäre ich eine Fremde?«, fragte die Tante.
    »Pah, du kennst doch Tanja!«, sagte Andrej. »Sie war schon als Kind verschlossen. Aber mach dir keine Sorgen, Tante Natascha. Sie verzehrt sich nach niemandem. Agapkin, der ist in sie verliebt, und noch zwei Freunde von Wolodja, die Namen hab ich vergessen. Aber das ist alles Unfug.«
    »Und was ist kein Unfug?«
    »Naja«, sagte Andrej gedehnt, »siehst du den Ring an ihrer rechten Hand?«
    »Ja. Der ist mir gleich aufgefallen, aber ich habe nicht gewagt, danach zu fragen.«
    »Und das war ganz richtig so!«, knurrte Tanja.
    »Wer ist er?«, fragte die Tante, wobei sie Tanja ignorierte und nur Andrej ansah. »Ein Militär? Zivilist? Ein junger Arzt aus dem Lazarett?«
    »Ein Oberst«, ertönte eine dünne, leise Stimme, »ohne Schnurrbart. Sein Haar ist ganz grau.«
    Ossja war unvermittelt in der Abteiltür aufgetaucht und ließ sein spitzbübisches Lächeln erstrahlen.
    Tanja schüttelte tadelnd den Kopf. Ossja schielte schuldbewusst zu ihr und zuckte die Achseln.
    »Wenn der Krieg vorbei ist, werden sie heiraten und einen Sohn bekommen. Wenn er erwachsen ist, wird er ein großer Spion. Er wird mit Schiffen fahren, mit Aeroplanen fliegen, unter fremden Namen leben, fünf Sprachen sprechen und über Geheimagenten verschlüsselte Nachrichten übermitteln. Er wird die heimtückischsten Bösewichter in Russland und in Deutschland überlisten, niemand wird ihn fangen und entlarven. Das zwanzigste Jahrhundert wird zu Ende gehen, das einundzwanzigstewird anbrechen. Und er wird noch leben, alt, aber stark, klug und einsam wie alle großen Spione.«
    Ossja setzte sich neben Tanja auf die Liege, seufzte und legte den Kopf auf ihre Schulter.
    »Bist du jetzt traurig?«
    »Und ob!« Tanja kniff ihn leicht ins Ohr. »Es gefällt mir nicht, dass mein Sohn Spion wird. Ich mag keine Aeroplane, sie stürzen oft ab. Und wie soll ich weiterleben, wenn meinem Sohn ein einsames Alter bevorsteht? Wird er etwa keine Kinder haben, keine Enkel?«
    Ossja schwieg, schniefte, vergrub sein Gesicht an Tanjas Schulter und murmelte: »Entschuldige bitte. Du weißt doch, das denke ich mir alles bloß aus.«
    Zusammen mit dem Chef seines Sicherheitsdienstes flog Pjotr Colt von den Schweizer Alpen nach Hause, nach Moskau.
    »Bring alles über diesen Sweschnikow in Erfahrung«, sagte Colt, als sie in das kleine Charterflugzeug stiegen.
    Subow nickte wortlos.
    Das Flugzeug beschleunigte. Colt nahm eine Tablette gegen die Reisekrankheit. Beim Start und bei der Landung fühlte er sich meist unwohl. Während das Flugzeug an Höhe gewann, presste er sich mit geschlossenen Augen in den Sessel. Subow schlief entspannt ein, wurde aber nach zehn Minuten geweckt.
    »Warum schweigst du? Sag, was hältst du von dem Ganzen?«
    Der Oberst im Ruhestand rieb sich mit den Fäusten die Augen, gähnte, entschuldigte sich und ging auf die Toilette, um seine Gedanken zu sammeln.
    Er kehrte erfrischt zurück und sagte mit seinem üblichen unwiderstehlichen Lächeln: »Mit Verjüngung verdient die Pharmafirma ›Avicenna‹ einen Haufen Geld. Auch Eduard Mylkin,er besitzt eine Kosmetiksalonkette in Moskau und Petersburg und macht damit so fünfzehn Millionen Gewinn im Jahr. Allerdings sind nach seinen Injektionen bei vielen Patienten Nebenwirkungen aufgetreten und ernsthafte Komplikationen. Die von ›Avicenna‹ sind vernünftiger. Sie stellen Kosmetika und Präparate zur Nahrungsmittelergänzung her. Der Nutzen ist gleich null, höchstens ein Placebo-Effekt dank der tollen Werbung, aber es entsteht wenigstens kein Schaden. Avicenna läuft gut, und zwar dank der Verjüngungsmittel – aus Stammzellen. Ein Heidengeld machen die damit.«
    »Das Geld ist mir scheißegal!«, blaffte Colt. »Darum geht es mir nicht. Wie alt bist du?«
    »Neunundfünfzig.«
    »Ja?« Colt fasste Subow am Kinn, drehte sein Gesicht zum Fenster und betrachtete es eine Weile im hellen Licht.
    »In einem Monat«, korrigierte sich Subow, um während dieser unangenehmen Prozedur nicht zu schweigen.
    »Hast du dich liften lassen?«, fragte Colt.
    »Nein. Wozu? Ich bin keine Frau.«
    »Du lügst, Iwan. Du hast keine Falten, eine ganz junge Haut. Du siehst aus wie vierzig, nein, wie fünfunddreißig. Färbst du dir die Haare?«
    »Nicht doch, Pjotr Borissowitsch«, Subow lachte höflich, »sie sind hell, darum sieht man das Grau nicht.«
    Colt ließ ihn los und schwieg mürrisch.
    »Na,

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